Tresenlesen III: Im Rausch mit Hermann Große-Berg

Bild: Sebastian Schroth

Er kokst, hängt an der Nadel, trinkt regelmäßig und gibt sich mit Joints den Rest – und liest nebenbei noch aus Werken von Goethe, Benjamin Stuckkrad-Barre oder auch Walter Benjamin vor: Hermann Große-Berg präsentiert einen etwas anderen Literatur-Abend im Entla’s Keller auf dem Gelände der Bergkirchweih.

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Piraten sind die besseren Wissenschaftler!

Wissenschaftlerin, Geliebte aber keine Piratin: Caryna Smith. Bild: Walt Disney Company France

Wissenschaftlerin Carina Smyth macht es sich nicht einfach. Bild: Walt Disney Company France

An alle, die mit dem Film Pirates of the Caribbean 5: Salazars Rache liebäugeln: Keine Weiterempfehlung!

Trotzdem begleite ich gerne all diejenigen unter euch bis zur Kinotür, die nicht aufhören können dem stürmischen Bedürfnis nachzugeben. Und keine Sorge, ich werde nicht vorhersagen, was euch im Kino erwartet! 😉

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Erwachsen, orientierungslos, mit Flusspferd sucht …

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Bild: Hanser Literaturverlag

Am Anfang steht die Trennung. Die Trennung von Julian und Judith. Obwohl die beiden so ein nettes Paar gewesen seien, wie ihnen alle beteuern. Jetzt ist es vorbei und das Leben geht weiter. Julian ist aus der Bahn geworfen, orientierungslos, auf der Suche. „Ich suchte etwas, das die Lücke füllen sollte, und fand nichts“, so der Ich-Erzähler. „Ich suchte, ich suchte, ich suchte, angespannt, eifrig, schweigsam, zwischen den Menschen, die ebenfalls ihrer Wege gingen, sie gingen und redeten.“ Eine Hilfe, mit der neuen Situation umzugehen, ist sein Ferienjob bei Professor Beham. Er kümmert sich um dessen Flusspferd, das in einem Tümpel im Garten lebt. Selbstporträt mit Flusspferd heißt auch der Roman von Arno Geiger. Weiterlesen

Der Weg ist das Ziel

Bild: Kiepenheuer & Witsch

Bild: Kiepenheuer & Witsch

Nach einem schrecklichen Schicksalsschlag in seinem Leben und nachdem ihm die absolute Pleite droht, entschließt sich der fast 40 Jährige Benjamin Benjamin, genannt Ben, einen Crashkurs in Häuslicher Pflege zu besuchen und sucht eine Anstellung als Krankenhelfer. Diese findet er bei Trevor, kurz Trev, und seiner Mutter Elsa. Trevor ist ein unheilbar an Muskeldystrophie des Typs Duchenne erkrankter 19 Jähriger Teenager, dem die Routineabläufe in seinem Leben extrem wichtig sind. So wichtig, dass es absolut unmöglich erscheint, auch nur einen Zoll davon abzuweichen. Des Weiteren hegt er einen enormen Groll gegen seinen Vater Bob, den Tollpatsch des Jahrhunderts, weil dieser sich direkt nach Erfahren der Diagnose seines Sohnes aus dem Staub gemacht hat. Weiterlesen

Wenn der Vater stirbt

Der Rest der Nacht von Martin Becker

Bild: Luchterhand Literaturverlag

Der Rest der Nacht ist Martin Beckers erster Roman. Er beginnt mit einem Mann, der sein Elternhaus ausräumen lässt. Ein Jahr zuvor ist sein Vater gestorben, nun wird das Haus verkauft. Ein Schlussstrich. Das hatte der Mann, der aus der Ich-Perspektive erzählt, so geplant. Doch dann hält ihn die Stadt, in der er aufgewachsen ist, länger fest. „Die Stadt hat Klauen. Lange Finger hat sie, und die Finger wiederum haben lange Nägel. So sind ihre Klauen. Wenn du geboren wirst, dann legt sie ihre großen Hände um deinen Hals. Und drückt zu.“

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„Ich mag den Geruch von Marihuana“

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Bild: Hanser Verlag

 

Er mag Tolstoi, Sonnenaufgänge und das Meer. Besonders Sonnenaufgänge am Meer. Menschen, die ihm Geld schenken. Sportwagen. Kaffee. Lachen. „Ich liebe Navy CIS und die Schrecklich nette Familie. Ein gut erzogener Mensch darf alles sehen und alles lesen, man kann ihn nicht verderben.“ Das schreibt Thomas Glavinic zumindest in einer Fußnote seines aktuellen Buches Meine Schreibmaschine und ich. Auf ehrliche, humorvolle Weise erzählt er von sich und seiner Arbeit als Autor, von Selbstzweifeln und mörderischen, ja beinahe psychopathischen Gedanken, und von großen Einfällen. Apropos: Wie kommen Sie eigentlich auf die Ideen für Ihre Romane, Herr Glavinic? Weiterlesen

Ein biographischer Roman zum Eintauchen

 

Ich packe in meinen Koffer... Photo Uta Hoeß

Ich packe in meinen Koffer…
(Photo: Uta Hoeß)

Martin Beyer schuf mit „Alle Wasser laufen ins Meer“ einen gut recherchierten Roman über den Dichter Georg Trakl. Trakls Werke sind anspruchsvoll, von manchem als „schwere Kost“ empfunden. Martin Beyer ist es in seinem Roman gelungen, die Komplexität von Trakl, dessen Hang zur Schwermut und die Entstehungsgeschichte einiger Gedichte spannend lesbar aufzuzeichnen. Der Leser taucht ein in das Leben der untergehenden K&K-Monarchie, fühlt die Sehnsucht einer aussichtslosen Liebesgeschichte, erlebt die Besessenheit und den Schaffensdrang eines sich oft unverstanden fühlenden und ewig suchenden Dichters. Martin Beyer rekonstruiert gewissenhaft das Leben von Georg Trakl. Mit psychologischem Gespür beschreibt er Trakls Selbstzweifel, Ängste, Gedanken und Entscheidungen. Es scheint, als habe Trakl Beyer zu seinem Biographen bestimmt. Besonders berührend ist Beyers Feingefühl und Bedachtsamkeit, um objektiv und ohne Verurteilung Georgs tiefe Liebe zu seiner Schwester Grete zu beleuchten. Weiterlesen

Tagebuch einer großen Liebe

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Der iranisch-deutsche Schriftsteller Navid Kermani hat kürzlich eine vielbeachtete Rede zum 65. Jahrestag des Grundgesetzes gehalten. Prägnante und richtige Worte hat er darin gefunden. Das scheint Kermanis Qualität zu sein, denn auch auf seinen neuen Roman „Große Liebe“ trifft das zu. Weiterlesen

Sterbehilfe für Nerds

Cover zu "Das unerhörte des Leben des Alex Woods" von Gavin Extence (Quelle und Urheber: Limes Verlag).

Cover zu Das unerhörte des Leben des Alex Woods von Gavin Extence (Quelle und Urheber: Limes Verlag).

Ein Meteor bricht durch ein Hausdach und trifft einen kleinen Jungen am Kopf. Der Junge, der überlebt, aber nach einer Komaphase an Epilepsie leidet, hilft später einem alten Mann beim Sterben. Denn vom Überleben und Sterben handelt der Roman Das unerhörte Leben des Alex Woods Oder: Warum das Universum keinen Plan hat, verfasst vom britischen Autor Gavin Extence.

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Einzigartigkeit Poesie?!

Szene aus "Ein Sommernachtstraum" (Quelle: Wikimedia Commons/ Stadt Neuss - Kulturamt).

Szene aus Ein Sommernachtstraum (Quelle: Wikimedia Commons/ Stadt Neuss – Kulturamt).

Die Welt als Wille und Vorstellung. So lautet der Titel des philosophischen Hauptwerkes Schopenhauers. Schon jener deutet implizit auf die Bedeutung der Kommunikation hin. Man macht sich die Welt Untertan, indem man sie in begreifbare Schemata zwingt – den Willen und die Vorstellung. Dazu braucht es jedoch die Sprache als Medium, erstens, als Schema für den Menschen, um zu begreifen; zweitens, um dies anderen kundzutun; und drittens, um auch das soziale Umfeld zu schematisieren. Darauf greift auch Hamann – anschließend an Aristoteles – zu, wenn er meint, ohne Wort gäbe es weder Vernunft noch Welt. Die Vernunft ist zunächst das, was uns vom instinkthandelnden Tier unterscheidet,  die Reflexionsfähigkeit. Dies drückt sich in unserem verbalen Hauptkommunikationsmittel aus. Fraglich bleibt natürlich, ob uns dies zum politischen Wesen macht.

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