Leiden und Lachen

b43312f6b1

„Die Leiden des jungen Werther“ am Theater Erlangen. Foto: © Ludwig Olah

„Die Leiden des jungen Werther“ muss Tragik, Trauer und – nicht zu vergessen – große Empfindsamkeit enthalten? Goethes Briefroman liefert von allem mehr als genug. 1774 kam das bei den Lesern gut an – so gut, dass Werthers Lösung für Liebeskummer reihenweise Nachahmer fand. Aber heute? Der Gefühlsüberschwang trifft nicht mehr ganz den Nerv der Zeit. Vielleicht auch besser so. Wo würde es denn hinführen, wenn sich jeder, der Liebeskummer hat, gleich umbringt? Das heißt aber nicht, dass man den klassischen Stoff nicht mehr auf die Bühne bringen kann. Wie es das Theater Erlangen getan hat.

Weiterlesen

Charmant-dreckig – „Anton Reiser“

@Jochen Quast: Christian Wincierz, Robert Naumann

@Jochen Quast: Christian Wincierz, Robert Naumann

Lassen Sie uns den allgemeinen Authentizitätsporno hinterfragen: „Ich bin ein Arschloch, ich bin eine Armee und ich bin wichtig!“ Inwiefern ist ein junger Mensch in der Lage, einen geeigneten Beruf zu finden? Mit dieser Frage beschäftigt sich „Anton Reiser“. Wie oft erfindet sich ein junger Mensch neu, um das zu werden, was er am Ende doch nicht wird? Weiterlesen

Jemand musste Joseph K. verleumdet haben,…

@Jochen Quast: Daniel Seniuk (im Hintergrund: Ensemble)

@Jochen Quast: Daniel Seniuk (im Hintergrund: Ensemble)

Am Donnerstag (21.2.) hatte „Der Prozess“ im Markgrafentheater Erlangen seine Premiere. Der Zuschauerraum war sehr gut gefüllt, Kafka’s Werk zieht offensichtlich viele verschiedene Generationen ins Theater. Unter der Regie von Constanze Kreusch („Kohlhaas“, „Leonce und Lena“) und der Dramaturgie von Julie Paucker ist eine moderne Fassung enstanden, die dem Text Kafka’s viel Raum lässt und ihn mit Schmankerln fürs Auge (Bühne und Kostüme von Petra Wilke) und spannenden Details versüßt. Weiterlesen

„Tartuffe“ am Theater Erlangen

Foto: JOCHEN QUAST; Marie Bretschneider, Ralph Jung, Hermann Große-Berg, Oliver Konietzny, Regine Vergeen

Orgon: „Herr Schwager, kennen Sie ihn erst, und dann…
Sie sind entzückt, begeistert, hingerissen!
Das ist ein Mann… ein Mann… kurzum, ein Mann!“

Wer kennt ihn nicht: Den geschniegelten Hausfreund, den der Herr Papa so unwiderstehlich vernünftig und moralisch findet und den alle anderen nicht ausstehen können, entweder, weil er in Wahrheit ein gelackter Betrüger ist, oder weil er aus einem unerfindlichen Grund tatsächlich das geworden ist, was er ist. Genau so einen finden wir in Tartuffe. Schon die erste Szene über kichert es überall in den Rängen. Der Hund (Emmy) ist begeistert von diesem Publikum. Und wir von ihm! Aber nicht nur von ihm. Mit „Tartuffe“ ist Dominik von Gunten (Regie) am Theater Erlangen ein angenehmer Abend voller Witz und Schalk gelungen. Zwei kurzweilige Stunden Moliere’s Gedankenwelt und Sprache. Weiterlesen