Tina Turner ist eine musikalische Legende. Eine Ausnahmekünstlerin wie sie im Buche steht. Sei es die afroamerikanische Herkunft oder der Umstand, dass sie lange als alleinerziehende Mutter lebte. All das wurde ihr zu Stolpersteinen gemacht, die sie mit Leichtigkeit aus dem Weg räumte. Eine Geschichte also, die erzählt werden muss. Doch schafft „Simply The Best – Die Tina Turner Story“ die Leichtigkeit von Miss Turner beizubehalten und dem Star gerecht zu werden?

Simply: Yes. Die Erwartungen werden erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen. Doch lassen Sie mich das Ganze für Sie genauer ausarbeiten.
Das Bühnenbild ist das Herzstück der Aufführung und gestaltet sich äußerst speziell. In der Mitte lässt sich eine große Treppe vorfinden, die oft dazu dient Tina Turner elegant und beeindruckend in Szene zu setzen. Denn am oberen Ende lässt sich eine Art Empore ausmachen, die gekonnt für die Inszenierung genutzt wird. In der Mittelebende findet man die Band wieder, die äußerst talentiert durch den Abend begleitet und mit Vasti Jackson sogar einen Grammy-Nominierten vorweisen kann. Auch das ist erfrischend und zu loben, denn oftmals wird die Band in Musicalproduktionen eher vernachlässigt. Am unteren Ende der Treppe, dem eigentlichen Boden, bekommt man dann die Hauptgeschichte, mit tollen Gesangs- und Tanzeinlagen präsentiert. Über der Treppe lässt sich ein runder Bildschirm vorfinden, der geschickt genutzt wird, um Originalaufnahmen oder Bilder, die die Songs untermalen sollen, zu zeigen. Letzteres wird beispielweise genutzt um das Lied „We don’t need another hero“, das als Titelsong für den Dystopie-Film „Mad Max: Jenseits der Donnerkuppel“ fungierte, mit passenden Wüstenbildern zu untermalen.

Ersteres, also der Einbau der Originalaufnahmen, gestaltet sich jedoch als einprägsamer, weil er deutlich beeindruckender umgesetzt wird. Denn durch diese entsteht eine unglaublich Immersion, die einen immer wieder vergessen lässt, dass man sich doch gerade eigentlich im 21. Jahrhundert befindet. Stattdessen hat man das Gefühl eine Zeitreise durch unzählige musikalische Jahrzehnte zu erleben und ist immer wieder schockiert über die drastische Ähnlichkeit der Darsteller*innen zu den Originalen. Dorothea „Coco“ Fletcher ist eine Wucht und Stimmgewalt die ihresgleichen sucht und Tina Turner wirklich zum Verwechseln ähnelt.
Verstärkt wird diese Illusion durch umwerfende Kostüme, Makeup und Haardesign, das sich eng an die Originale hält und die jeweilige Zeit noch greifbarer macht. Hinzu kommt ein gut eingesetztes Licht- und Farbenspiel und die natürlich unerreichte und mitreißende Diskographie von Tina Turner. Obendrein kommen Dialoge in teilweise englischer Sprache, die durch die Dialekte der Darsteller*innen mit Authentizität begeistern, jedoch manchmal enorm schwierig zu verstehen sind, vor allem, wenn man der Sprache nicht mächtig ist. Marten Krebs versucht diesem Umstand zwar zu begegnen und das Wichtigste passend und nie aufgezwungen in Dialogen nochmal auf Deutsch wiederzugeben, dennoch handelt es sich hier um eine kleine Hürde für den ein oder anderen Besuchenden.

Marten Krebs begeistert als Ankerpunkt für die Zuschauer*innen und nimmt uns an die Hand, das Leben und Wirken von Tina Turner besser zu verstehen. Dank seiner charmanten Art geschieht das leichtfüßig und amüsant, was äußerst hilfreich ist, um bei all den ernsten Themen in der Biographie von Tina Turner nicht allzu deprimierend zu enden. Leider bleibt dadurch auch immer wieder etwas auf der Strecke. Vor allem die schweren Themen wie Rassismus und toxische Beziehungen, hätten gerne noch deutlicher ausgearbeitet werden können. Doch hier handelt es sich wirklich um Kritik auf hohem Niveau, denn all das ausführlich in eine Show zu packen grenzt an Unmöglichkeit.
So bleibt zu sagen, dass „Simply The Best – Die Tina Turner Story“ Pflichtprogramm für jeden ist, der auch nur im entferntesten etwas mit der Musik von Tina Turner anfangen kann. Zwar mehr Konzert, als Musical, beeindruckt das Gesamtpaket trotzdem mit einer so detailgetreuen Atmosphäre, dass man am Ende vergisst, dass man sich nicht auf einem Konzert der Musikikone befindet. Der Cast bezieht das Publikum immer wieder mit ein und bringt den Saal zum Kochen, zum Lachen und schlussendlich sogar von den Stühlen und zum Tanzen. Und wenn einem die Musik von Frau Tuner wirklich gar nicht zusagt, gibt es mit Shows von Elvis, über Udo Jürgens, bis hin zur ABBA, viel Alternativprogramm. Wenn diese nur ansatzweise so gut sind wie das Dargebotene, kann ich ihnen hier vollste Empfehlung aussprechen.
Weitere Informationen zu diesen und weiteren Veranstaltungen finden Sie auf der offiziellen Website von COFO Entertainment.
