Ein Bild der letzten Wochen: Die Temperaturen steigen, die Hüllen fallen, die Freibäder und Seen füllen sich, wie die Bäuche mit kühlendem Eis. Doch etwas fehlt. Die passende musikalische Untermalung für die schönste Zeit des Jahres. Panisch schaut ihr online nach dem diesjährigen Sommersongsartikel meiner Wenigkeit. Doch oh Schreck! Er ist nicht online! Keine Angst, hier kommt – etwas verspätet – euer musikalisches Sonnenmittel, um euch nach draußen zu begeben. Mit extra langer Wirkung!
„Shy Guy“ – Campsite Dream
Campsite Dream sind ein kleiner Geheimtipp, wenn es um die perfekten Sommervibes geht. Bekannt sind vor allem ihre Neu-Interpretationen populärer Songs wie „Lean On“ oder „Smooth Operator“. Eins hat ihre Musik gemeinsam: Sie besticht mit einem Feeling, das nach Aufbruchstimmung schreit und einfach Lust macht, etwas von der Welt zu sehen und das Leben zu genießen. Perfekt also für den Urlaub und lange Sommertage- und Nächte. Das neueste Werk von Campsite Dream geht durch seinen prägnanten Hook schnell ins Ohr und macht sofort gute Laune. Und gut dazu tanzen lässt es sich auch!
„Gravitacion“ – 257ers
Bleiben wir doch gleich mal bei Ohrwürmern. „Gravitacion“ ist ein gewaltiger Ohrwurm, welcher euch Tage, wenn nicht sogar Wochen, verfolgen wird. Und nicht nur das: Er ist die perfekte Festivalhymne. Eine Hook, die schnell ins Ohr geht, aber auch lange frisch bleibt, da sie doch genug Abwechslung bietet. Viele Lines, die hängen bleiben. Und neben dem ganzen Spaß und Witz auch noch die Zeit ernste Themen anklingen zu lassen: „Auch das Meer wär‘ dann oben und bestenfalls
Wär das Wasser jetzt zum ersten Mal gerecht verteilt“. Wenn der Track nicht über so machen Zeltplatz schallen wird, dann weiß ich auch nicht.
„Alles was sie will“ – Kontra K
Uff. Was für ein Brett. Ein Sample von dem Sommerklassiker „All That She Wants“ wird mit den Raps von Kontra K zur neuen Hymne der Straße und liefert direkt den nächsten Ohrwurm! Hier geht es um die Liebe zu seiner Stadt, welche einem jedoch meist nichts als Dreck und Smog zurückgibt. Aber trotz der ganzen Schattenseiten sollte man nie vergessen nach oben zu schauen, sich an den positiven Erlebnissen zu erfreuen und loyal zu bleiben. Und vor allem im Sommer zeigt sich der graue Beton doch auch mal von seinen guten Seiten!
„Ticket“ – Seeed
Dass Seeed den Sommer musikalisch verpacken können, sollte den meisten bewusst sein. Immerhin verarbeiten sie in ihrer Musik vor allem Dancehall- und Reggae-Einflüsse. Dieses Lied atmet förmlich die entspannten Vibes an einem Strand irgendwo in Jamaica. Ob man während der Autofahrt die frische Fahrtwind an den Armen spürt und diesen Song dabei hört oder seinen Tag am See mit diesem Song untermalt. Mehr Sommer geht nicht!
„Nautilus“ – Shindy
Im Sommer sind natürlich auch lange Partynächte angesagt. Passend, dass sich Shindy zurückgemeldet hat und dann auch gleich noch den 2000er Hip Hop Vibe zurück nach Deutschland bringt. Dabei erinnert sein Track vor allem an Hits von 50 Cent wie „Candy Shop“. Man beachte etwa die Parallelen der Musikvideos und den epischen Einstieg des Beats, und „In da Club“, was vor allem den Vocals im Hintergrund geschuldet sein sollte. Shindy bringt aber durch orientalische Einflüsse und den Einsatz von Auto-Tune in der Hook seine ganz eigene Note in das 2000er Revival und lässt somit die alte und neue Schule gemeinsam tanzen. Auf heiße Nächte!
„Slide“ – French Montana feat. Blueface & Lil Tjay
Bleiben wir doch bei den heißen Nächten. Auch Slide ist ein Track der definitiv zum Tanzen geeignet ist und extrem nach vorne geht. Die Moves, die man dafür erlernen muss, sind auch nicht gerade kompliziert und zeitaufwendig. Wie der Name schon sagt: Rutschen. Wird auch im Musikvideo noch einmal vorgemacht. Die simple Hook kommt dabei relativ oft und bleibt somit im Ohr. Auch die Parts von Blueface und Lil Tjay sind solide, bringen aber nicht unbedingt spektakuläres mit sich. Spektakulär hingegen ist der Beatbreakdown in der Mitte des Songs. Hier wird auf einmal in die Golden Era des Hip Hops, also die 90er, frühen 2000er, geswitcht, in Zeiten in denen Dr. Dre., Snoop Dogg, 2Pac und Biggie das musikalische Bild bestimmt haben.
„Was uns high macht“ – Provinz
Deutschsprachige Lieder die ins Ohr gehen, ein sympathischer Haufen junger Männer und eine prägnante Gesangsstimme. Nein, die Rede ist ausnahmsweise nicht von AnnenMayKantereit, sondern von Provinz, eine Band welche definitiv das Potential mitbringt ebenso gewaltige Hallen zu füllen. Das beweisen sie schon auf ihrer ersten EP „Reicht dir das“, aus welcher ich mir auch den Song „Das was uns high macht“ rausgesucht habe. Ein Song welcher sich sowohl perfekt für romantische Zweisamkeit, wie auch Chillen mit dem Squad eignet. Und vor allem für die entspannte Sommerzeit. Denn der Song symbolisiert, was für viele die schönste Zeit des Jahres und gute Musik mit sich bringt: Das Entfliehen aus dem Alltag!
„Maghreb Gang“ – Farid Bang x French Montana x Khaled
Und schon wieder French Montana. Diesmal als Feature auf einem Song von Farid Bang. Und als wäre das noch nicht genug, hat sich das Oberhaupt von Banger Musik für „Maghreb Gang“ auch noch Khaled ins Boot geholt, der berühmteste Vertreter algerischer Popmusik. Diese nationalen Wurzeln sind, wie der Name schon erahnen lässt, auch das Grundgerüst des Songs. Ist French Montana doch gebürtiger Marokkaner und Farid Bang besitzt ebenso marokkanische Wurzeln. Der Vibe aus Maghreb zieht sich durch den ganzen Song. Und sind wir doch mal ehrlich: Eine Gegend, die mit hohen Temperaturen aufwartet, kann uns doch nur einen heißen Sommer bescheren.
„One Week Love“ – Bad Chieff
Romantik darf im Sommer natürlich nicht fehlen. Zu keiner anderen Zeit des Jahres werden so intensiv Blicke ausgetauscht wie in den heißen Sommermonaten. Und das Thema der Liebe wird natürlich auch in der Musik verarbeitet. „One Week Love“ ist hierbei ein eher untypischer Lovesong, der jedoch perfekt den Nerv der heutigen Generation trifft, welche oftmals von der Angst sich zu binden geprägt ist. Bad Chieff erzählt von seiner perfekten Beziehung, welche eben nur eine Woche anhält, da in dieser Zeit alles schön ist und es keine Dramen gibt.
„Go Loko“ – YG feat. Tyga & Jon Z
Ein ganz heißer Anwärter, da viel Song in petto, für den diesjährigen Sommerhit ist Tyga. Ich habe mich an dieser Stelle mal für „Go Loko“ entschieden. Denn dieser Song deckt gleich noch ein Merkmal der sommerlichen Hochkaräter der letzten Jahre ab: Er besticht mit lateinamerikanischen Einflüssen. Der Beat wirkt als wäre er direkt von Mariachi eingespielt worden, was das Musikvideo auch verdeutlicht. Und die verschiedenen Rapper – YG, Tyga und Jon Z – schaffen es den entspannten und doch nicht langsamen Vibe des Beats perfekt einzufangen und durch ihre Flows nicht zu brechen, sondern zu untermalen. Arriba!
„By The River“ – Klingande & Jamie N Commons
Wohin verschlägt es viele Menschen im Somme? Natürlich ans Wasser! Passenderweise haben Klingande den Song „By The River“ parat. „Klingande?“ , werden sich jetzt so manche Leser fragen. „Kennt man die nicht?“ Genau – mit „Jubel“ hatten sie 2013 schon einmal einen enormen Sommerhit. „By The River“ ist nun um einiges treibender und besticht durch die besondere Stimme von Jamie N Commons. Ach, und in dem Song geht es übrigens um die beste Zeit des Lebens. Passend, oder nicht?
„Mary“ – Bausa
Einen Tag nach Veröffentlichung dieses Artikels erscheint das neue Album von Bausa „Fieber“. Und ich bin mir sicher, dass dieses Album noch den ein oder anderen sommerlichen Hitgarant zu bieten hat. Meine Entscheidung ist trotzdem auf „Mary“ gefallen. Songs die ins Ohr gehen, das kann Bausa einfach, und zeigt es hier auch wieder in Perfektion. Außerdem sind hier textlich viele Lines enthalten, von welchem sich die Hörer angesprochen fühlen werden, wie „Ich renn für deine Liebe durch die Nacht“ und „Ich slide in deine DMs“. Und das, obwohl es hier gar nicht mal um die Liebe geht, zumindest nicht zu einer Frau, wie man vielleicht vermutet.
„Yapma“ – C Arma
Zum Abschluss mal hab ich mir mal noch etwas Spezielles einfallen lassen. Dieser Song ist mein Nummer 1 Sommerhit 2019. Warum? Davon macht ihr euch jetzt bitte ganz schnell selbst ein Bild!
Nico Hilscher