Die Live-Adaption der BBC-Naturdokumentation Unser Blauer Planet 2 begeisterte am Mittwochabend mit einzigartigen Bildern und atemberaubender Musik das Publikum in der Arena Nürnberger Versicherung. Nach dem großen Erfolg von PLANET EARTH II – LIVE IN CONCERT präsentierte Dirk Steffens mit UNSER BLAUER PLANET II – LIVE IN CONCERT nun auch die spektakulärsten Szenen der preisgekrönten Naturdokumentation BLUE PLANET II zusammen mit der mitreißenden und live gespielten Musik.
Vor schon fast 20 Jahren wagten sich 2001 etliche Naturfilmer der BBC hinaus auf das Meer und machten einzigartige Aufnahmen, die zu dieser Zeit sicher ihresgleichen suchten. Aus diesen bis dahin bahnbrechenden Aufnahmen entstand die preisgekrönte BBC-Serie The Blue Planet, welche mit ihrer Erstausstrahlung neue Maßstäbe für Meeresdokumentationen setzte.
Überwältigende Parallelwelt unter Wasser
Dank modernster Technik wie Endoskop- oder Saug-Kameras sowie Tauchrobotern aller Art sind nun nach 125 Expeditionen und über 4 Jahre Aufnahmen der überwältigenden Unterwasserwelt aller 7 Weltmeere entstanden, die die beeindruckenden Bilder des Originals um Weiten übertreffen: Vom lebhaften und pulsierenden Gewusel in farbenfrohen Korallenriffen über majestätisch anmutende Blauwale bis hin zu beängstigenden Tiefsee-Monstern. Während die spektakulärsten Sequenzen der preisgekrönten BBC Studios-Erfolgsserie Blue Planet II in 4K-Ultra-HD auf einer riesigen LED-Wand präsentiert werden, werden diese nur begleitet und in ihrer Intensität verstärkt durch die abwechslungsreiche und höchst bewegende Musik des Oscar-Preisträgers Hans Zimmer, Jacob Shea und David Fleming. Eine Moderation ist hier überflüssig und würde die einzigartige Symbiose von Bild und Ton nur zerstören, weshalb Dirk Steffens nur zwischen den Filmsequenzen das Publikum mit Hintergund-Facts informiert.
Als ein halbes Dutzend Clownfische um eine Anemone herumschwimmen und eine Kokosnussschale zum Laichen vorbereiten werden unweigerlich Kindheitserinnerungen an Findet Nemo geweckt. Man sieht Orcas und Blauwale, die vor der Küste Norwegens Heringsschwärme zusammentreiben, mit ihrer riesigen Schwanzflosse mit einem Schlag bewusstlos schlagen und dann fressen. Hierbei sind auch beeindruckende Landschaftsaufnahmen von den Fjorden entstanden, die schon fast zu steril und schön wirken um wahr zu sein. Die Musik zu der Episode in der Felsenkrabben bei Ebbe vor Moränen zu flüchten versuchen erinnert ohne Frage an die verspielte Animations-Musik zu Disney-Filmen oder Zeichentrickserien wie Tom und Jerry – ein Katz-und-Maus-Spiel um Leben und Tod.
Unter der Leitung von Matthew Freeman lässt das The City of Prague Philharmonic Orchestra zu den Bildern der portugiesischen Galeere, einer Qualle mit 30m langen und tödlichen Nesselfäden, einen Hauch von Fluch der Karibik aufleben. Leider war die Musik insgesamt manchmal etwas übersteuert – ein Nachteil, wenn sie live gespielt aber elektronisch über Lautsprecher verstärkt wird. Die Tiefsee, wo vor tausenden Jahren am lebensfeindlichsten Ort des Planeten das Leben auf der Erde mit bakteriellen Mikroorganismen begann, bietet zu gleich beängstigende wie beeindruckende Bilder: Borstenwürmer, Riesenkalmare und Gespensterfische mit einer transparenten Kopfoberseite – Bilder die besser als jeder Grusel- oder Horrorfilm sind. Aber auch bezaubernde Schönheiten wie Atolla-Quallen und andere blau blinkende Unterwasserwesen, die wie riesige Eiszapfen im Sonnenlicht leuchten.
Dramen der Wildnis
Die wohl traurigste und bewegendste Sequenz war ein zweigeteiltes Bild. In der oberen Hälfte ist ein kleines Walross-Baby zu sehen, welches sich auf einer kleinen Eisscholle an seine Mutter kauert, wobei auch diese sehr verloren in die Ferne blickt. Das Bild ist getrennt durch kleine sanfte Wellen des Polarmeeres und zeigt in der unteren Hälfte glasklares Wasser, das schier endlos scheint. Hintergrund dieser Szenerie ist die traurige Tatsache, dass seit den ersten Aufzeichnungen das arktische Sommereris um 40% zurückgegangen ist und die Walrosse nicht mehr genügend Schollen für Schwimmpausen finden. Vor allem für die noch schwachen Kälber ein Drama. Nicht ohne Grund wurde diese Szene als Wallpaper der Tour gewählt.
Nachdem Originalsprecher Sir David Attenborough, ein Held in seinem Heimatland, in einem kurzen Clip dem Publikum mit wenigen aber eingängigen Worten ins Bewusstsein geredet hat und Steffens über eine messbare Bewusstseinsveränderung, dem „Blue-Planet-Effect“, berichtete, folgt eine letzte beeindruckende Collage der spektakulärsten Bilder mit Behind-the-Scenes – abermals untermalt mit dem erst beruhigenden, dann explosionsartigen Main Theme The Blue Planet, welches die gewaltige Macht der Wellen und des gesamten Ozeans perfekt zum Ausdruck bringt: pausenlos in Bewegung, immer weiter treibend, gleichzeitig die Schönheit der Unterwasserwelt und die scheinbaren Gefahren der Tiefsee widerspiegelnd.
Nach den weiteren deutschen Tour-Terminen in Berlin oder auch Stuttgart wird die Show in den nächsten Tagen unter anderem auch in den Niederlanden, Belgien, Australien und Großbritannien fortgesetzt.
Von Sebastian Schroth