Frauen an die Macht! – Wie Deutschrap 2018 seine Weiblichkeit (wieder-) entdeckt hat

Machen wir uns nichts vor. Das Rapgame ist eine von Männern dominierte Branche. Umso erfreulicher ist es nun, dass immer mehr Frauen diesen Strukturen den Kampf ansagen. Klar, Rapperinnen gab es schon immer in der Szene. Doch gefühlt gab es dieses Jahr so viele erfolgreiche Releases von weiblichen Vertretern des Raps wie schon lange nicht mehr. Ich würde mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen und sagen, dass gab es in diesem Ausmaß noch nie im deutschen Rap. In diesem Sinne werde ich einige der in meinen Augen interessantesten und relevantesten Vertreterinnen dieses Jahres vorstellen.

Ace Tee

Ace Tee ließ Ende 2016 einen Hit namens „Bist du down?“ auf die Menschheit los. Ein Hit mit dem sie Grenzen sprengte. Nicht nur, dass sie gegen den Strom geschwommen ist, indem ihr aktuelle Trends völlig gleichgültig waren und sie stattdessen einen Song kreierte, der einem die positiven 90s-Vibes förmlich um die Ohren knallte. Mehr noch stießen ihre Lyriks sogar über die deutschen Grenzen hinaus auf Anklang. So wurde „Bist du down?“ in Amerika zu einem viralen Hit und bereicherte dort so einige Partynächte. 2018 hielt sich die Hamburgerin zwar mit ihren musikalischen Outputs etwas zurück, aber dafür konnte man sich bei der „stay tru.“-Tour ihres Rapkollegen Cro von ihrem Talent und ihrer Bühnenpräsenz überzeugen. 

 

Antifuchs

Rapper mit Maske sind ein Phänomen für sich. Dass es aber nicht nur die männlichen maskierten Vertreter der Szene drauf haben beweist Antifuchs. Mit „Stola“ veröffentlichte sie 2018 ihre erstes Studioalbum und das kann sich hören lassen! Darauf nimmt sie kein Blatt vor den Mund und beweist ihr Talent als MC mit beeindruckenden Flows und geschicktem Stimmen-Spiel. Generell ist ihre Stimme sehr einprägsam, daher war es naheliegend, dass Antifuchs ihre Fans nicht nur mit Musik glücklich macht, sondern 2018 auch noch ihr Interviewformat Weed n Greet an den Start gebracht hat. Zusätzlich konnte man sie auch noch auf einigen Bühnen des Landes antreffen. Denn um es mit ihren Worten auf dem Track „Lauter“ zu sagen: „Nicht hinterm Herd, dieses Land braucht mich auf den Bühn’n.“

 

Eunique

Eunique ist Queen. Das hat die gebürtige Hamburgerin dieses Jahr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Doch auch schon vor 2018 hat die Rapperin gezeigt was sie so drauf hat. Das erste Mal von ihr gehört habe ich 2016 als sie den Hit „Nie wieder“ von Nimo neu interpretiert hat. Schon damals ahnte ich, dass ihr Großes bevorstehen könnte. Und dann ging plötzlich alles sehr schnell. Genau genommen schon ein Jahr vorher, als sie ein Rapvideo von sich aufnahm, welches auch zugleich von Fler geteilt wurde. Spätestens seit ihren musikalischen Volltreffern „Besser„, „Groupie“ mit Rapper Mert und „Jubel“ ist Eunique in aller Munde. Dieses Jahr hat sie dann nochmal nachgelegt und mit „Gift“ ihre erste Platte veröffentlicht, welche viele Erwartungen übertroffen haben dürfte. Wie sie auch so schön selbst auf dem Album sagt: „Eine Krone ist nicht etwas was du bekommst. Es ist etwas was du dir nimmst!“

 

Haiyti

Haiyti hat 2018 einige Maßstäbe für Frauen im deutschen Rap gesetzt. Ermöglicht hat sie sich dies alles durch ihr grandioses Album „Montenegro Zero„. Ein Album, das in der Ausgabe 184 der Juice, dem relevantesten Printmagazin für Hip Hop in Deutschland, zum Album jener Ausgabe gekrönt wurde. Auf eben besagtem Exemplar des Hip Hop Magazins hat sie es als erste deutsche Rapperin geschafft, das Cover der Juice zu zieren. Zudem konnte sie dieses Jahr für ihr Album „Montenegro Zero“ noch einen Echo mit nach Hause nehmen. Dies ist vor allem deswegen überraschend, da die Hamburgerin mit ihrer Musik immer wieder polarisiert. Manchen mag die Musik zu schrill und der Einsatz von Auto-Tune zu viel sein, aber genau das macht Haiyti aus. Und dass sie ihren eigenen Stil gefunden hat und ihren Weg geht, das ist auch gut so!

 

Juju

Juju dürfte den meisten durch SXTN ein Begriff sein. Als eines der beiden Ex-Mitglieder zeigte sie aber auch dieses Jahr, fernab von dem Musikkollektiv, was sie so draufhat. Für „Melodien“ schnappte sich Capital Bra die Berlinerin und sie lieferten einen der Songs des Jahres ab. Fast 50 Millionen Aufrufe auf YouTube sprechen eine eindeutige Sprache (Stand 11.12.2018). Aber auch alleine kann Juju überzeugen. Mit „Winter in Berlin“ lieferte sie Anfang 2018 eine ungeschönte Liebeserklärung an Berlin ab. Für Mai 2019 hat sie nun ihr erstes Soloalbum angekündigt. Man darf gespannt sein!

 

Loredana

Loredana kam aus dem Nichts und zerlegte 2018 die deutschen Rapcharts. Mit ihrem Hit „Sonnebrille“ übernahm sie diesen Sommer das Game und war in vielen DJ-Sets ein fester Bestandteil. Das musikalische Talent spiegelt sich auch in ihrer Beziehung wieder. Ihr Freund ist kosovarische Rapper Mozzik, mit welchem sie auch die enorm erfolgreiche Single „Bonnie & Clyde“ abliefert. Ein unaufhaltsamer Ohrwurm und einer der deutschen Rapsongs des Jahres. 

 

Namika 

Wer den Namen Namika hört denkt unweigerlich an „Lieblingsmensch“ oder „Je ne parle pas français„. Namika aber nur auf diese Songs zu reduzieren, täte der Dame definitiv unrecht. Dass sie über diese Songs hinaus neben Gesangsqualitäten auch Rapskills vorweisen kann, beweist sie beispielsweise auf „NA-MI-KA“. Auch auf ihrem aktuellen Album „Que Walou„, welches dieses Jahr released wurde, kann man sich von ihren Qualitäten als MC und Sängerin überzeugen. Darüber hinaus bestechen ihre Songs mit Texten die quasi vor Emotionen strotzen.

 

Nura

Auch Nura dürfte den meisten als eines der beiden Ex-Mitglieder von SXTN bekannt sein. Doch dass sie auch solo etwas drauf hat, bewies sie spätestens, als sie 2018 die 1Live Krone 2018 als beste Künstlerin erhielt. In ihrer emotionalen Rede widmete sie den Preis dem traurigerweise viel zu früh verstorben Sam, welcher ihr nicht nur privat, sondern auch musikalisch nahestand. Dass ihre Musik einen emotional berührt, zeigte sie neben dem bereits erwähnten „babebabe“ mit Sam, auch auf „Chaya“ mit Trettmann. Beides unkitschige Liebessongs, welche perfekt den Takt der heutigen Generation treffen. Auf „Nackt“ mit Remoe kann man sich dann auch noch davon überzeugen, dass sie es neben ruhigeren Takten auch beherrscht euren Booty zum Shaken zu bringen. Eine echte Powerfrau also!

 

Schwesta Ewa

Schwesta Ewa ist in letzter Zeit immer wieder ein Thema in den Medien gewesen. Ein Feld, welches hier aber nicht nochmal groß breitgetreten werden soll. Unerwähnt kann man es aber auch nicht lassen, da die Rapperin all dies auch in ihren Songs auf ihrem 2018 erschienenen Album „Aywa“ verarbeitet. Hierauf bietet sie ihren Hörern Straßenrap vom Feinsten und beweist, dass sie den Thug Life mehr lebt als so mancher männlichen Rapperkollegen. Mit Features wie Xatar oder BonezMC hat sie sich dann noch einige MCs an Bord geholt, welche ebenso mit Street credibilty punkten können. Und mit dem SXTN-Feature auf Tabledance hat man dann noch einen Track der an weiblicher Energie nur schwer zu toppen sein dürfte.

 

Sly

Sly ist einer der musikalischen Überraschungen dieses Jahres. Bekannt wurde sie durch ihre Teilnahme am Rapbattle JBB. Dort wurde sie anfangs noch belächelt und von vielen als Witzfigur abgeschrieben. Doch das Blatt wendete sich schnell. Sly ließ das negative Feedback nicht auf sich sitzen und überraschte von Runde zu Runde mit einer enormen Steigerung. So konnte sie sogar ins Viertelfinale einziehen und einige Leute von sich überzeugen. Für viele erreichte sie ihren musikalischen Höhepunkt Ende dieses Jahres mit ihrer Single „Mindset„. Doch hier ist noch lange nicht Schluss. So hat die Rapperin für 2019 schon eine EP angekündigt. Bei der Steigerung, die sie dieses Jahr an den Tag gelegt hat, kann man definitiv gespannt auf den Release sein.

 

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