Spoiler sind seit dem Durchbruch von Netflix und Co das neue Schreckgespenst im Internet. Vor allem Game-of-Thrones-Fans müssen spezielle Taktiken entwickeln, um diesen auszuweichen.
Wer mag schon Spoiler!? Zu wissen, was in der neuen Folge passiert ist, bevor man sie gesehen hat, ist offensichtlich das Schlimmste, was den meisten leidenschaftlichen Serienguckern passieren kann. Setzt man als unvorsichtiger Unbeteiligter nur an, über die Geschehnisse der neuen Folge zu sprechen, läuft man gut und gerne Gefahr, von panischen Spoiler-Hatern ausgeknockt zu werden. Und doch sind Spoiler beinahe unausweichlich, vor allem wenn man sich im Internet bewegt. Der professionelle Spoiler-Vermeider weicht in der gefährlichen Zeit zwischen Erscheinung der neuen Folgen und dem eigenen Anschauen sowohl Instagram als auch Facebook, Snapchat, Twitter, Tumblr und allen möglichen anderen Social-Media-Seiten kategorisch aus. Es könnte ja sein, dass etwas über die Verstrickungen, Todesfälle oder Liebesgeschichten der neuen Folge der Lieblingsserie gepostet wurde. Und das würde schließlich alles kaputt machen!
Als Game-of-Thrones-Fan hat der Spoiler-Hater es aber noch schwerer. Als im Sommer letzten Jahres endlich die ungeduldig erwartete siebte Staffel der allseits bekannten Serie Game of Thrones herauskam – und man sogar als Fan in Deutschland die Möglichkeit hatte, die neuen Folgen für wenig Geld bei SkyTicket direkt anzuschauen – waren die Todesfälle und Plottwists der Serie mal wieder in aller Munde. So schließt diese in ihrer Spektakularität inklusive Gewalt, Tod, Sex und Intrigen an ihre Vorgänger an, obwohl die Produzenten diesmal keine Buchvorlage von George R.R. Martin zur Hand hatten, der Spaß daran zu haben scheint, die Bücher-Fans noch länger auf die Folter zu spannen, als sie eh schon auf die Serie warten müssen. Da mussten grobe Vorgaben zu den wichtigsten Handlungssträngen reichen, wobei die Serie sich schon seit mehreren Staffeln in den Feinheiten weitgehend von den Büchern getrennt hat. Trotzdem konnten – oder können – wir unsere Lieblingscharaktere weiterhin im Kampf um den Eisernen Thron und gegen den Nachtkönig verfolgen und saßen auch wieder mehr als einmal sprachlos vor den Bildschirmen, als Game of Thrones zum wiederholten Mal bewies, dass immer noch mehr geht. Mehr Schmerz, mehr Gewalt, mehr Verzweiflung. Aber wie immer konnte auch die siebte Staffel schöne wie auch traurige, dramatische wie auch spektakuläre Momente vorweisen und weitere Verknüpfungen enthüllen, es bleibt also doch noch Hoffnung auf ein gutes Ende. Vorausgesetzt, dass wir sowohl die achte Staffel als auch das achte Buch noch erleben!
Dabei ist der Soundtrack fast noch besser als der der sechsten Staffel, was eigentlich schon schwer zu toppen war, und die schauspielerischen Leistungen sind – wie ja schon gewohnt – herausragend. Obwohl es natürlich gaaar nicht geht, dass Pop-Sänger Ed Sheeran einen Gastauftritt hat und seine Gesangstalente sogar in Game of Thrones zum Besten geben konnte. Und das, ohne am Ende zu sterben!
Vor allem aber gelingt es den Machern noch immer, jedes mögliche Ende der Serie offen zu halten. Das erwartet uns dann in der achten Staffel, in der es dann Abschied nehmen heißt, von dem weltweiten Phänomen rund um Westeros. Diese wird aber nicht wie erhofft im Frühjahr oder Sommer diesen Jahres erscheinen, sondern wird noch bis mindestens 2019 ungeduldig erwartet werden müssen, wobei ein genauer Zeitpunkt noch nicht bekannt gegeben wurde.
Das bedeutet also für alle Fans fast zwei Jahre warten, hoffen und „rewatchen“, bis wir 2019 hoffentlich endlich erfahren, wer auf dem Eisernen Thron sitzen wird und ob sowohl der Nachtkönig als auch die beliebt gehasste Antagonistin Cersei Lennister von unseren Helden verschiedenster Art aus dem Weg geschafft werden können. Und natürlich wer bis dahin noch alles ins Gras beißen wird. Denn so richtig sicher vor der willkürlichen Brutalität und Mordlust von George R.R. Martin scheint noch immer so gut wie kein Charakter zu sein. Deshalb müssen Fans nun sehr lange sehr tapfer und geduldig sein, denn dieses Ende jetzt schon erahnen zu können, wäre wohl fast der schlimmste Spoiler.
Dabei scheint nicht einmal die Nürnberger Straßenbahn für den Spoiler-Hasser sicher zu sein. Eine Freundin und ich haben – aus welchem Grund auch immer – als Hardcore-Fans, die wir nun mal sind, die Folge gleich um drei Uhr in der Nacht von Sonntag auf Montag, sobald sie bei SkyTicket erhältlich war, angeschaut und sind am nächsten Tag unbekümmert mit der Straßenbahn in die Stadt gefahren. Wir unterhalten uns gerade leidenschaftlich über … – keine Sorge, für alle, die die siebte Staffel immer noch nicht gesehen haben, ich werde nicht das Risiko eingehen, sofort erschlagen zu werden – , als hinter uns ein Mädchen aufsteht und sagt: „Ich muss mich jetzt mal woanders hinsetzen, ich hab die Folge nämlich noch nicht gesehen!“ Wir grinsen ein kleines bisschen schuldbewusst und sie setzt sich ans hoffentlich sichere, andere Ende der Straßenbahn.
Da sind wir aber noch gut davon gekommen! Game of Thrones liebende Spoiler-Hater können in solchen Situationen auch gerne mal gefährlicher werde.
Alicia Kohl