Viele Studenten stehen nach der Uni vor einer schwierigen Entscheidung:Lernen oder Zocken?
Wer dieses Problem kennt, der sollte jetzt lieber die Ohren aufsperren! Das Institut der Theater- und Medienwissenschaft hat eine Lösung gefunden. Es verbindet einfach Wissenschaft mit Spiel und Spaß. Das Ergebnis ist das sogenannte Games Screening.
Engagement ist das Stichwort.
Normalerweise stellt das GamesLab eine beachtliche Anzahl an Spielen und Konsolen zur Verfügung, jedoch muss diese Woche Golnas Eftekhari’s Playstation 4 mitsamt ihren Games einspringen. Grund dafür ist, dass die ausgewählten Spiele leider nicht im Bestand enthalten sind. Das nennt man mal Engagement! Doch damit nicht genug!
Golnas wird die anschließende Diskussionsrunde auch noch leiten. Ich, Sam Sniper, begleite sie und erlebe das Games Screening hautnah.
Unter dem Motto „Horror Games: Macht und Entmachtung“ findet inzwischen die fünfte Sitzung des Semesters statt. Diesmal werden zwei Spiele genauer unter die Lupe genommen: Das filmähnliche Until Dawn und der knallharte Survival-Horror Outlast.
Aller Anfang ist schwer
Mit Fragen wie „Welche Machttypen sind euch allgemein in Games begegnet?“ oder „Mit welchen Mitteln kann der Spieler sich selbst bemächtigen/entmachten?“ eröffnet Golnas die Spiele. Vorerst bleiben diese jedoch unbeantwortet. Stattdessen werden sie am Ende des Abends noch einmal zur Sprache kommen.
Nach der Themenvorstellung heißt es dann: Learning by doing!
Das Publikum ist zunächst schüchtern. Wer soll als Erster das heilige Zepter, den Controller, ergreifen? Immerhin schauen etwa 20 Leute zu. Doch nach kurzem Zögern geht es einfach Reih um. Begonnen wird mit Until Dawn, welches von einer Gruppe gejagter Jugendlicher handelt. Der Spieler ist immer wieder gezwungen, Entscheidungen für den Moment zugeteilte Charaktere zu treffen.
Soll sie nun im Handy schnüffeln oder nicht?
Ich weiß nicht, ob es die Pizza oder das Spiel selbst ist – aber die Atmosphäre spannt sich zunehmend an. Wilde Zurufe enstehen. Wie soll der Spieler weiter vorgehen?
Beispielsweise muss einmal entschieden werden, ob die Figur im Handy eines Freundes schnüffeln soll oder nicht. Jeder Zuschauer meint es zu wissen und schleudert die Antwort in die Runde. Da „Until Dawn“ auf diese Weise mit einigen Teeniefilm-Klischees spielt, wird gerade in solchen Situationen oft gelacht, das lockert das Publikum ein wenig auf.
Allerdings braucht es aufgrund seiner filmähnlichen Konzeption etwas länger, um eine gewissen Unruhe zu wecken. Eine Unruhe, welche vielleicht bei einem anderen Spiel wirksamer eingesetzt wird.
Ein wenig Outlast gefälligt?
Nachdem mein inzwischen drittes Pizzastück in den ewigen Abgründen meines Magens verschwunden ist, startet Golnas endlich Outlast. Und das ist Nichts für schwache Nerven!
Allein die Controllerweitergabe gleicht einer Tortur. Es melden sich ungefähr so viele Freiwillige wie bei den Hunger Games. Wenn die Leute allerdings die Ehre bekommen, dann tasten sie sich vorsichtig in der Irrenanstalt – wo Outlast spielt – voran. Und diese Vorsicht überträgt sich auch auf das Publikum. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber man fühlt sich klein, während man nicht agieren kann und in das Unglück geradewegs hineinsteuert. Noch schlimmer wird es allerdings, wenn man weiß, dass man theoretisch etwas tun könnte, doch den Controller nicht in der Hand hat. Stattdessen sitzt die Quelle nur einige Meter entfernt und fällt vielleicht die nächste tödliche Entscheidung. Doch es gibt Erlösung!
Beim Versteckspiel vor einem riesigen, gefährlichen Was-auch-immer, zieht Golnas schließlich die Bremse.
Die kleinste Veränderung erschafft ein völlig neues Spiel
Nun werden die Diskussionsfragen wieder ausgepackt. Ich beteilige mich fröhlich an der Runde, da alle großes Interesse zeigen. Außerdem trifft es sich ganz gut, mit meinem Halbwissen der Theater- und Medienwissenschaft zu glänzen. Ist es nun der geringe Handlungsspielraum in Until Dawn oder die Hilflosigkeit der eingeschränkten Sicht von Outlast, welche das Gefühl der Machtlosigkeit entstehen lassen?
Verschiedene Meinungen werden in den Raum geworfen. Bis hin zu der banalen These, dass man die Machtlosigkeit immer wieder neu auswerten müsste, sobald die kleinste Änderung im Spiel vorgenommen würde.Was ich nun einfach mal kommentarlos hier stehen lasse.
Das Gremium schließt
Somit schließt dann um Punkt elf Uhr die Diskussionsrunde. Und man darf sich freuen: Alle zwei Wochen werden andere Themen rund um verschiedene Games behandelt. Ich werde auf jeden Fall wieder vorbeischauen. Die Möglichkeit auf einem Beamer zu zocken, Pizza zu essen und mit angenehmen Leuten Zeit zu verbringen, das lasse ich mir nicht entgehen! Aber wie sieht es mit euch aus?
Von Sam Sniper