Gänsehaut garantiert! – Ein Erlebnisbericht über das „Weekend of Fear“

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Das Cover des diesjährigen Gewinners „Amor killt“ bietet bereits einen Vorgeschmack auf das lustige Massaker zwischen den Göttern! Quelle: privat

Erlangen – Am 5. und 6. Mai feiert das Weekend of Fear sein 25 Jähriges Jubiläum im E-Werk. Zu diesem Event hat sein Schöpfer Mike Neun mit seinem Team eine beachtliche Filmauswahl zusammengestellt. Vom blutigen Gemetzel bis hin zu düsteren Dämonen wird für den modernen Horrorfan jedes Bedürfnis abgedeckt. Zeit, einen genaueren Blick hinter die Kulissen zu riskieren!

Tag 1 – Die Welt des Grauens

Es ist schon ein komisches Gefühl, das E-Werk – das man so viele Male bei Nacht gesehen hat – am hellichten Tagezu betreten. Die meisten Leute stehen in Gruppen zusammen und unterhalten sich. Ich hingegen streife ein wenig planlos umher und suche nach dem Schöpfer des Festivals: Mike Neun.

Der Abend wird mit der Überreichung des kulturellen Ehrenbriefs an Neun eröffnet. Eine liebevolle Rede über Neuns erste Versuche – mit dem Showbusiness in Kontakt zu treten – zaubert ein Schmunzeln auf die Gesichter der Zuschauer. Danach folgt der eigentliche Teil des Festivals: Die Filme.

Begonnen wird mit dem Kurzfilm-Schocker „Resolut“. Dieser brennt sich mit einer grausamen Vergewaltigungsszene ins Gedächtnis ein. Ich befürchte schon, dass mich nur diese Art von Horror hier erwartet.  Doch ich kann aufatmen: Im exklusiven Theatermitschnitt „Besessen“ versucht der Regisseur Jörg Buttgereit seine Obsession mit „Der Exorzist“ aufzuarbeiten. Er glänzt besonders mit einem gekonnten Spagat zwischen groteskem Humor und enorm blutigen Gewaltszenen. Ebenso überzeugend geht es mit dem preisgekrönten Thrillerdrama „The Alcoholist“ von Lucas Pavetto weiter. Wobei die Kämpfe gegen die inneren Dämonen des Alkoholikers „Daniel“ ungeheuer erschütternd dargestellt werden. Den Abschlussfilm – zumindest für meinen Abend – ist „HI8-Ressurectio“ von Stefan Sierecki. Mit seiner schrägen Ankündigung, der blutigste Film überhaupt zu sein, trifft Sierecki damit voll ins Schwarze: Die Zuschauer können sich vor Lachen kaum einkriegen.

Mike Neun über sein Herzstück: Das Weekend of Fear

Nach einem langen Tag im Kino schaffe ich es, den vielbeschäftigten Mike Neun abzufangen. Hier erfahre ich endlich genauer, warum Neun sich gerade für Horrorfilme so begeistert:

„Die Masken, das Geheimnisvolle und der Grusel haben mir schon immer gut gefallen!“

Und allem Anschein nach teilen diese Vorliebe noch viele weitere Leute: „Als das Kino noch größer war, hatten wir 500 bis 600 Leute da. Jetzt sind wir in ein kleineres Kino umgezogen.“

Jedoch ist Neun mit dieser Entwicklung ganz zufrieden. Alte und neue Gesichter reisen von weither an, um das Weekend of Fear hautnah mitzuerleben. Zudem ist das Festival stets ausverkauft. Der 55-Jährige strahlt, wenn er davon berichtet: „Wir haben Spaß mit unseren Freunden und Fans.“

Tag 2 – Bier und Zombies in einer heimischen Atmosphäre

Beim Programmpunkt „Weekend of Beer“ erhalten Fans und Filmemacher die Möglichkeit, sich ungezwungen bei einem kühlen Bier auszutauschen. Es ist die beste Gelegenheit,  in die Atmosphäre des Festivals einzutauchen.

Zugegeben, als Neun direkt neben mir ein übelriechendes Zombieparfüm auspackt, möchte ich am liebsten wieder einpacken. Nachdem er mich jedoch eingesprüht hat, ergebe ich mich meinem Schicksal. Ich bleibe und komme mit einigen Filmemachern ins Gespräch. Während ich ihnen aufmerksam zuhöre, erfahre ich von mehreren geplanten Projekten.

Mutige Leser voran!

Nach dem Päuschen unter freiem Himmel geht es zurück in den Kinosaal. Aber diesmal nicht, um den nächsten Film zu verschlingen. Nein, Buttgereit hat seinen zweiten Coup gelandet: Sein Kultfilm Nekromantik wird in Form einer Comicreihe fortgesetzt.

Mehrere Zuschauer dürfen seinen Comic mit ihm zusammen vorlesen. Während die männlichen Dialogstimmen schnell gefunden sind, gestaltet es sich ein wenig schwieriger mit den weiblichen. Als ich von Neun schließlich aufgerufen werde, verfluche ich ihn für einen Moment, wage dann aber trotzdem den Spaß. Immerhin kann ich bei einem Gratis-Comic wohl schlecht Nein sagen! Nach einiger Verwirrung wegen der Hauptrollen – welche sich im Comic verdammt ähnlich sehen – entwickelt sich bei der Lesung eine entspannte Eigendynamik. Buttgereits Anekdoten über Horrorfilmklassiker in seinem Werk sind dann schließlich das Sahnehäubchen des gemütliche Zusammenseins.

Mein peinlicher Abgang

Vorhang auf! Mein persönlich letzter Film des Festivals läuft an. Obwohl ich kein sonderlicher Fan von Vampirfilmen bin, möchte ich „Montrak“ von Stefan Schwenk eine Chance geben. Allerdings werde ich bitter enttäuscht. Die Schauspieler sprechen hölzern und die langatmige Kapitelerzählung, das passt mir hinten und vorne nicht. Dennoch halte ich über eine Stunde durch, bis ich eine folgenschwere Entscheidung treffe und gehe. Als ich mich seufzend aus dem Kino schleppe, werde ich von einer Frau aufgehalten. Sie will wissen, warum ich aus dem Film hinausgegangen bin. In einer ewig andauernden Rede lasse ich mich über „Montrak“ aus – nicht merkend, dass die Frau ein T-Shirt von ebendiesem Film trägt. Wie sich kurze Zeit später herausstellt, ist sie ein Mitglied der Filmcrew und ich bin mit Anlauf ins Fettnäpfchen gesprungen. Da ich nicht im Boden versinken kann, beschließe ich mich aus dem Staub zu machen.

Nach dem Festival ist vor dem Festival!

Aber Moment! Was wäre ein Festival ohne Preise? Per Stimmzettel dürfen die Zuschauer ihren Favoriten in Sachen bester Langfilm und bester Kurzfilm küren. Nach dem Festival werden dann die Gewinner verkündet, ich erfahre sie erst später via Facebook:

In der Kategorie bester Langfilm gewinnt, wie bereits vermutet „HI8-Ressurectio“. Das Rennen um den besten Kurzfilm macht „Amor killt“.

Als ich die Gewinner sehe, ärgere ich mich ein wenig, denn ich habe an diesem Abend meine Stimmzettel in der Hosentasche vergessen!

Für die nächste Weekend of Fear-Runde im Mai 2018 nehme ich mir jedenfalls eines vor: Mehr Filme schauen und verdammt nochmal wählen gehen!

Sam Sniper

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