Für die Liebe – Für die Ehre – Für die Freiheit

 

Der Konzertsaal des Hirsch in Nürnberg ist erst zur Hälfte voll, als ich um kurz nach halb acht am Freitagabend, den 03. Februar, ankomme um mir die Band Dartagnan live anzusehen. Einen guten Platz zu ergattern ist daher schon mal kein Problem! Wenn man kleiner als 1,80 m ist, kann das sonst hin und wieder zu Schwierigkeiten führen, wenn schon alles brechend voll ist.

Dann geht es aber Schlag auf Schlag und der Saal füllt sich rasch. Das Publikum ist bunt gemischt: vom Kind in Burgfräuleinkostüm, über Lack und Leder Mädels und Metal-Kuttenträger, bis hin zum Senior ist wirklich alles dabei. Klassische Schubladendenker dürfen sich hier also gerne getrost verabschieden oder „die Schubladen einfach mal da lassen wo sie hingehören, nämlich daheim im Schreibtisch[1] und sich mitreißen lassen. Das hier ist weder reines Mittelaltergedöns, noch Schlager, noch Shanty, sondern einfach Musketier Rock!

Musketier was?
Musketier Rock!
Ist das ansteckend?
JA!! Ganz eindeutig!!

Dartagnan, eine Band, die es jetzt seit circa einem Jahr gibt. Sie besteht aus drei singenden Frontmännern, die daneben auch Gitarre, Flöte, Dudelsack und Mandoline beherrschen: Ben Metzner, Felix Fischer und Tim Bernard.

Ben Metzner, könnten einige unter dem Namen Prinz Hodenherz von der Erlanger Mittelalterband Feuerschwanz – dort auch liebevoll Hodi genannt – kennen. Gleiches gilt für Felix Fischer, welcher dort unter dem Namen Felix Taugenix bekannt ist. Musikalisch unterstützt werden die drei Musketiere von Haiko Heinz (Gitarre), Sebastian Baumann (Bass) und Matthias Böhm (Schlagzeug), der eine gewisse Ähnlichkeit mit Aidan Turner aufweist. Das muss an Formalitäten erstmal reichen, mehr und ausführlichere Infos findet ihr auf der Webseite der Band.

Die Jungs eröffnen ihr Konzert mit einem schönen tragenden Stück Nebelmeer, welches als Bonus Track auf ihrem Album Seit an Seit Gold Edition zu finden ist. Danach geht’s weiter mit So wie du – und das Publikum taut auf, genau wie die Jungs auf der Bühne, denen man einfach anmerkt, wie sehr ihnen das Ganze hier am Herzen liegt. Spätestens mit dem dritten Song ist auch das letzte Eis, sollte es je dagewesen sein, gebrochen. Überall erhobene Hände, Leute die euphorisch klatschen, lauthals ungehemmt mitsingen und in die Luft springen, inklusive der Verfasserin dieses Artikels. Es wird einfach nicht langweilig! Die Band gibt alles, animiert das Publikum was das Zeug hält und bietet daneben auch noch eine tolle Bühnenshow.

Da wird schon mal zum Stimmungswechsel die Bühne in rotes Licht getaucht und die Jungs erscheinen in Kostümen, die passend zum Text von Für immer Dein Kriegsverletzte darstellen, ohne dabei übertrieben oder pathetisch zu wirken. Mit weiteren schauspielerischen Einlagen und Kostümwechseln kommen die Lieder super zur Geltung und auch der Humor kommt nie zu kurz. So wird Ben, der, wie bereits erwähnt bei Feuerschwanz Prinz ist, hier einfach mal kurz zum König der Franken und schickt seine zwei Compagnons los, ihm ein kaltes Bier zu holen. Das, das er bereits hat, ist durch die Scheinwerfer ja schon ganz warm. Aber einfach zur Bar rüber laufen kann ja jeder und so wird ein Spiel draus. Wer zuerst crowdsurfenderweise mit einem Bier zurückkommt darf auch als erstes trinken. Daraufhin werden also Tim und Felix zur Bar durchgereicht, wobei Tim kurz vor der Bar leider unverschuldet zu Boden geht. Er lässt aber, zurück auf der Bühne, fragen, ob es der Frau, die er vorhin aus Versehen platt gedrückt hat, gutgeht. Geht es. Also kann beim nächsten Lied Tourdion, einem Trinklied, problemlos mitgeschunkelt werden.

Wer jetzt glaubt, dass nur die eigenen Bandkollegen für solche Spielchen herhalten müssen, der irrt. Denn nur ein paar Songs später gibt es eine Publikums-Challenge. Es soll im Kreis um ein auserkorenes Tanzmariechen, welches auf die starken Schultern eines Trägers gesetzt wird, gegen den Uhrzeigersinn getanzt werden. Nach Aussage von Ben Metzner haben die Münchner das am Vorabend einigermaßen geschafft, deshalb sollten die Franken das ja wohl auch schaffen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten vergleicht er die Angelegenheit allerdings mit dem täglichen Verkehr auf dem Frankenschnellweg – von Eingeweihten nur Frankenschleichweg genannt – was zu einhelligem Gelächter führt. Daraufhin meint er, dass es doch cool wäre, wenn einfach mal alle gleichzeitig beschließen würden schneller zu fahren. Das funktioniert sogar erstaunlich gut, als das Publikum die Anweisung erhält einfach rückwärts zu laufen.

Nach dieser Einlage erhält das Tanzmariechen die Anweisung noch nicht wegzulaufen, denn sie hätten noch etwas Besonderes mit ihr vor. Keine zwei Sekunden später wird kurzerhand ein junger Mann auf die Bühne gehoben, sichtlich nervös, und Ben hält ihm das Mikrofon hin. Dieser ergreift es und schaut das Tanzmariechen, welches noch immer im Publikum auf den Schultern des namenlosen starken Mannes sitzt, erwartungsvoll an und fragt sie, ob sie ihn heiraten wolle. Die Menge hält kurz den Atem an und Ben scheint die Spannung kaum noch auszuhalten. Daumen hoch oder Daumen runter? Die Angebetete zeigt mit beiden Daumen nach oben und die Band explodiert in lautem Jubel zusammen mit dem Rest des Publikums. Da passt das nächste Stück Für Dich auch besonders gut. Auf diesem Wege, alles Gute für die Zukunft euch beiden!!!

Mit scheinbar unerschöpflichem Elan spielt sich die Band weiter durch die Songs ihres ersten Albums, inklusive des dritten Bonus Tracks der Gold Edition. Bella Ciao. Mit dem Heldenlied kommt dann auch schon das letzte Stück des Abends und alle gehen noch mal voll mit. Wie nicht anders zu erwarten war, fordert das Publikum lautstark eine Zugabe, welche auch prompt geliefert wird.

Zur Titelmusik von Robin Hood – König der Diebe kommt die Band noch einmal auf die Bühne und spielt unter anderem den Titel, welcher dem Album seinen Namen gibt, Seit an Seit. Da es sich bei Dartagnan, nach eigenen Angaben, um die älteste Boy Band der Welt handelt, wollen sie den Fans auch noch eine Nummer mit Choreographie bieten und so legen sie los zur Melodie von Dschingis Khan, nur eben mit eigenem Text – Mus- Mus- Musketier. Damit bringen sie das Konzert zu einem genialen Abschluss.

Fazit des Abends: vom Dauerklatschen geschwollene Hände, erste Anzeichen eines derben Muskelkaters in den Schultern und Oberarmen, aber mit Endorphinen abgefüllt bis zum Anschlag und einer unschlagbaren super guten Laune!! Herzlichen Dank dafür!
In diesem Sinne: einer für alle und alle für einen. Jungs, macht weiter so!

Für diejenigen, die sich ebenfalls diesem äußert vergnüglichen Gesamtkörper Workout hingeben möchten, gibt’s hier die weiteren Tourdaten der Band. Aber ihr müsst schnell sein, es sind erstmal nicht mehr viele Konzerttermine übrig.

Carmen Käuflin

[1] Ben Metzner, Nürnberg 03.02.2017.

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