„Dame“ ist ein Universalgenie des deutschen Raps. Er schafft es einfach über jedes Thema zu schreiben und viele Richtungen abzudecken. Wie er zu den Inhalten zu seinen Songs kommt, hat er uns im Interview, vor seinem Konzert in Nürnberg erzählt. Genauso, wie von seinem neuesten Album, dem Tourleben und Bademänteln.
re>flex: Die erste Frage zu deinem neuen Album „Straßenmusikant“. Wie ist der Titel entstanden? Wieso „Straßenmusikant“?
Dame: Der Titel ist eigentlich entstanden, weil ich früher wirklich ab und zu mit der Gitarre in die Stadt gegangen bin, und ein bisschen Taschengeld dazu verdient habe. Ich hab in meiner Lehre damals nur zweihundertsechzig Euro verdient und wollte da schon meine eigenen Songs recorden. Die Studiokosten waren nicht so gering, und so bin ich immer in die Stadt gegangen und hab gespielt, um ein bisschen Geld dazu zu verdienen und hab so die ersten Songs aufgenommen. Also ein bisschen back to the Roots.
Du hast auch eine gleichnamige Single drauf. „Straßenmusikant“. Und da erzählst du, dass Songs Menschen etwas geben, wie schöne Momente, und durch eine schwere Zeit helfen können. Was sind denn solche Songs bei dir? Gibt’s da irgendwelche Songs, über welche du sagst, dass sie dir im Leben viel gegeben haben?
Es gibt immer sehr viele Songs. Generell Hip Hop hat mich sehr gecacht. Also mit vierzehn hat mich mein Nachbar da angesteckt, der hatte eine große Plattensammlung, also der hatte wirklich jede CD sogar originalsigniert gehabt. Hip Hop hat mich generell am meisten berührt, weil er am meisten Text hatte und eine Message drin war, und da hör ich mich eigentlich quer durch das Gemüsebeet. Gibt einige Songs die mich begleitet haben in meinem Leben. Kann schon helfen ein guter Song, wenn man schlechte Laune hat.
Das merkt man. Du hast auch einige gefühlsvolle Songs auf dem Album. „Tage des Glücks“ zum Beispiel. Hast du das für eine spezielle Person geschrieben?
Ne nicht unbedingt. Es gab halt oft Situationen im Leben von mir, wo es einem Kumpel oder Freundin schlecht ging, und oft reicht echt so ein Mal auf die Schulter klopfen und ein paar aufbauende Worte. Und ich finde halt, dass Lachen einer der wichtigsten Dinge im Leben ist. Selbst wenn alles schief und den Bach runtergeht, solange man lachen kann gibt es immer Hoffnung.
Zu dem Lied „Meteor“. Das ist das erste Lied auf dem Album und ja ein bisschen mehr Battelrap. Eine Ansage. Ist dir das Album jetzt eigentlich das wichtigste? Es kam schon ein bisschen so rüber, dass du da ein großes Ding ankündigst. Ist ja auch ein großes Ding geworden.
Ja, ich versuch natürlich bei jedem Intro so einen heroischen Eröffnungstrack hinzubekommen. Ich finde es wichtig, dass wenn man ein Album anspielt es dann auch gleich kommt und so. Also Intros sind mir halt sehr wichtig. Und ich finde es schön, wenn Intro und Outro das ganze Album abrunden. Und „Meteor“ hat ganz gut gepasst. Das letzte Mal war ich der Meisterschmied, davor der Thronfolger. Aber ich glaube „Meteor“ war ganz cool.
Nochmal Lob fürs Album. Ich finde es ist ein gutes Album geworden. Auch die Singles.
Dankeschön.
Nervt es dich eigentlich, wenn Leute dich nur auf Gamingsongs reduzieren? Du machst ja so viel. Du machst Battelrap, gefühlsvolle Lieder, aber auch Gaminglieder.
Also mir war das von Anfang an klar. Wir hatten zu Beginn beim ersten Video zehntausend Klicks oder so. Das war für uns auch schon mächtig viel. Ich habe am Anfang Musik eigentlich nur für mich selber gemacht. Bin da im Auto rumgefahren mit meinen Kumpels und die haben dann gesagt „Hey bring das doch mal raus“. Hab damals mal nen Snippet von nem Mixtape, was ich damals gemacht habe, online gestellt. Das hatte dann tausend Klicks. Da war ich dann schon stolz. Das erste Video hatte zehntausend Klicks. Aber als dann die Spielesongs kamen und auf einmal Millionen Klicks kamen, da war natürlich erst einmal Aufmerksamkeit da und natürlich wollten alle wissen: „Was macht er da?“. War schon irgendwie schwierig da wegzukommen und nicht in die Schublade gesteckt zu werden. Ich bin mir nicht sicher, ob die Medien überhaupt wissen, dass ich auch andere Musik mache als Gamingsongs. War halt doch so der Hauptfokus. Was natürlich klar ist, bei „Pave Low“ oder so. Das war ja eigentlich mein Hit. Obwohl ich sagen muss, dass ich denk, dass es im Moment auch ganz gut läuft. Ich habe viele Fans die eben auch die normale Musik hören. Oder „Auf die guten alten Zeiten“ hat jetzt glaub ich fast 10 Millionen Klicks. Es freut mich, wenn auch die normale Musik, wo natürlich mehr Herz drinnen steckt, geschätzt wird. Ich weiß Gaming ist ne coole Sache, ich bin auch stolzer Gamer, macht mir nach wie vor auch Spaß, aber ich find’s schön, wenn die normale Musik auch geschätzt wird.
Jetzt hast du einen Track angesprochen, den ich auch gerne ansprechen würde: „Auf die guten alten Zeiten“. Ist auch einer meiner Lieblingslieder von dir und ist ein guter Track. Und du redest da über die ganzen alten Serien der Kindheit. Jetzt mal weg vom Rap. Gibt es heutzutage noch eine Kinderserie wo du sagst, dass du die ganz gut findest? Weil es läuft ja teilweise echt viel Mist am Fernsehen.
Schwer zu sagen. Ich schau eigentlich nicht viel Fern. Höchstens, bei meiner Freundin wenn sie den Fernseher anmacht. Ich käme nicht mal auf die Idee, dass ich irgendwie die Glotze anmach. Ist meist meine Freundin, die mir die Neuigkeiten vom Tag erzählt. Ich bekomm dass meist gar nicht so mit. Ne richtige Kinderserie wüsste ich jetzt nicht. Die meisten sind echt verblödet. Bei dem Meisten was ich in letzter Zeit gesehen habe, sagt man sich schon, dass früher alles besser gewesen ist. So ein richtiger Klassiker, wie wir hatten, ist nicht mehr dabei.
Zum Boxinhalt würde ich gerne was ansprechen. Du kamst ja auf die Idee, einen Bademantel mit reinzupacken. Passend dazu hast du auch den „Bademantelsong“ rausgebracht. Wie kam’s? Wegen der chilligen Lebensweise, die sich auch teilweise in den Liedern widerspiegelt?
Der Bademantel hat mich einfach geflasht. (lacht) Ich hab mir einfach gedacht, wenn ich schon einen Bademantelsong auf dem Album hab, dann muss auch ein Bademantel rein. War auch echt aufwendig, dass hinzubekommen, wodurch die Boxgröße extrem enorm geworden ist. Der Bademantel war auch von den Produktionskosten her nicht gerade billig. Man hat ja auch gesehen, dass die Box fast sechzig Euro gekostet hat. Ist normal auch ned so mein Ding. Normalerweise schau ich, dass es halbwegs leistbar ist. Aber ich hab mir gedacht lieber was von Qualität reinpacken, wo sich die Fans dann freuen, als das billiger Ramsch drin ist oder so.
Ja also ich glaube der Inhalt kommt auch gut an.
Ich glaube das passt auch ganz gut dazu. Zu „Low Life“
„Low Life“. Der Track ist ja auch ein bisschen mehr so die Momente genießen. Du lebst doch jetzt eigentlich genau dieses Leben?
Ja, nicht immer. Manchmal erwisch ich mich selbst. Aber ich bin schon so einer der sehr den Moment genießt. Ich leg schon den Fokus auf das was gerade passiert, und nicht was morgen oder übermorgen ist. Ich glaube glücklich zu sein ist manchmal ganz einfach. „Low Life“ war irgendwie der passende Titel. Ich hab das auch versucht hineinzupacken. Es gibt so Familien die sind sehr materiell und dann gibt’s Familien die haben nicht viel, und für die gibt es dann ganz andere Werte. Und so ist der Track dann erst dadurch richtig rund geworden . Das man Glück auf jede Art finden kann, und dass das nichts mit Geld zu tun hat.
Sieht man ja auch im Musikvideo.
Zum Track „Nachts um Zehn“. Der hat mich ein bisschen aus dem Flow beim Album durchhören rausgerissen, weil er total unerwartet war. Wie kommt’s, dass du über Prostitution schreibst?
Ne es geht nicht um Prostitution. Es geht um ne Straßenlaterne.
Echt? Dann hab ich das vielleicht falsch aufgegriffen?
Ist alles eigentlich auf die Straßenlaterne bezogen. Aber man kann es schon anders auffassen. War schon so ein bisschen die Idee dahinter. So ein bisschen Doppeldeutigkeit. War ich eh gespannt wer es alles checkt. Das ist schon ein bisschen tricky geschrieben, so dass die Leute diskutieren um was es eigentlich geht.
Und zum Song „Endlich zurück“. Da ging’s darum dass es zu Hause am Schönsten ist. Wie ist es wenn du auf Tour bist? Heimweh, ist das ein Thema?
Gerade bei so einer langen Tour gibt es die Punkte, wo man sich denkt, dass es schön wäre Zuhause zu sein. Aber auf Tour zu sein macht auch extrem Spaß, sind halt alles Freunde. Von dem her ist es sehr entspannt mit den Jungs auf Tour zu sein. Aber grad bei so nem Monat freut man sich schon, wenn man wieder nach Hause kommt. Bis jetzt ist aber alles cool.
Der Song „Kannst du es sagen“. Wieso ist der so kurz? Hat das einen Grund gehabt?
Ja sag mers so. Das ist ein Projekt das eigentlich drei Jahre gedauert hat. Das war „Kannst du es sehen?“, „Kannst du es hören?“ und „Kannst du es sagen?“. Und jetzt gibt es auf YouTube „Drei Affen“. Das ist eigentlich die Idee dahinter gewesen. Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Der fertige Track ist jetzt oben auf YouTube.
Siehst du dich vielleicht ein bisschen als moderner Dichter/Romantiker? Du ziehst durchs Land, schreibst lyrische Meisterwerke und unterhältst damit Leute.
Würde ich jetzt gar nicht so sagen. Ich schreib halt unheimlich gern. Ich mach das immer noch für mich, also wie damals, als ich es für mich geschrieben hab, und meine Jungs gesagt haben: “Bring’s halt raus“. Ich würd das genauso einfach für mich selbst machen. Ich schreib einfach für mich. Ist wirklich teilweise wie eine Art Therapie. Wenn ich eine Last habe oder so, dann schreib ich das für mich weg. Und wenn der Song dann fertig ist, dann hab ich auch mit dem Thema abgeschlossen.
„Leeres Blatt“. Da geht’s doch auch darum? Dass wenn dich was bedrückt, du darüber ein Lied schreibst. Also ist das nicht auch so, wenn du ein Album rausbringst? Hattest du vorher so eine Phase?
Also ich glaub jeden betrifft das. Ich hab jetzt jedes Jahr ein Album gemacht. Ich glaub nicht, dass ich jedes Jahr ein Album machen will. Aber es ist halt immer viel passiert. Können ja auch positive Sachen sein, oder wenn man aus schlechten Sachen positive Dinge lernt. Ich verpack das halt alles in Songs. Und solange ich was zu sagen habe schreibe ich auch. Und irgendwann hab ich vielleicht ein leeres Blatt und ich hab alles gesagt und alles ist gut. Aber bis jetzt sieht’s gut aus.
Theoretisch würde es eigentlich nie zum leeren Blatt kommen? Oder hoffen wir es einfach mal.
Ich schreibe einfach weiter solange es mir Spaß macht.
Das Interview führte Nico Hilscher
Tourdaten, weiterführende Informationen über den Künstler, sowie Merchandise und das aktuelle Album „Straßenmusikant“, findet ihr auf der offiziellen Homepage von „Dame“.