Moop Mama – Hip Hop meets Brass

 

Keno von "Moop Mama" im Interview mit dem Reflexmagazin Bild: Jonas Nekolla

Keno von „Moop Mama“ im Interview mit dem Reflexmagazin
Bild: Jonas Nekolla

Am 02.12.2016 gastierte „Moop Mama“ in Erlangen. Wir haben die Chance genutzt, und uns mit Keno, dem MC von „Moop Mama“, getroffen. Mit ihm führten wir tiefsinnige Gespräche über das Künstlerleben, die zunehmende Digitalisierung, Sexismus im Deutschrap und über Fahrräder.

re>flex: Meine erste Frage ist für die Leute, die euch noch nicht so gut kennen, oder vielleicht auch gar nicht. Wie würdet ihr die Musikrichtung beschreiben, die ihr macht?

Keno: Also wir haben uns selber den Namen „Urban Brass“ dafür ausgedacht. Am Besten zu erklären ist es, dass wir eben eine Brass Band sind, bestehend aus: 7 Bläsern, 2 Schlagzeugern und mich als MC. Unser Sound ist halt eben sehr stark durch die außergewöhnliche Besetzung geprägt. Viel Bläser. Viel Energie. Viel Power. Und die Einflüsse reichen von Hip Hop, über Funk, über Jazz, über elektronische Musik. Eigentlich alles Mögliche. Aber wir verbinden das halt so zu unserem eigenen Stil.

Und was hat es dann mit der Farbe Rot auf sich? Weil ihr habt ja komplett rote Klamotten und rot wird immer in den Texten angesprochen.

Da gibt es leider keine richtig coole Geschichte dazu. Das ist einfach irgendwann entstanden. Wir haben einfach relativ schnell gemerkt, dass wenn man zu zehnt auf der Bühne ist, man etwas braucht, was das Ganze visuell zusammenhält. Dann haben wir am Anfang mit verschiedenen Sachen rumexperimentiert, und sahen aus wie so eine Gruppe die direkt aus der Konfettitüte gefallen ist. So mit verschiedenen Farben. Da haben wir dann einmal das Video von dem Auftritt angeschaut und dachten so: „Ne (lacht) lass uns lieber einzelne Farben ausprobieren“, und irgendwie sind wir dann so bei Rot hängengeblieben. Und das ist jetzt irgendwie ein bisschen so unsere Farbe geworden. Aber mal schauen, vielleicht ändert sich das auch nochmal.

Wer schreibt eigentlich die Texte? Machst du das alles?

Die mach ich.

Nun mal zu den Liedern. Ihr seid jetzt hier in Erlangen, in der Fahrradstadt. Passend habt ihr ja ein Lied „Die Erfindung des Rades“.

Nennt sich Erlangen die Fahrradstadt oder wie?

Ja, so kennt man es schon auf alle Fälle. Es sind halt viele Leute mit dem Fahrrad unterwegs. Und dadurch, dass hier halt auch so viele Studenten sind.

Cool, super (Zwischenrufe)

Genau. Also ihr habt ja dieses Lied „Die Erfindung des Rades“ und bei dieser „VMX“-Tour sind ja auch alle mit dem Fahrrad unterwegs. Also ist das euch schon wichtig? Fahrt ihr gerne Fahrrad? Zieht ihr das vor? Auch so in der Freizeit.

Also ich persönlich fahr auf jeden Fall gerne Fahrrad. Das mit der Fahrradtour ist dadurch entstanden, dass wir eine Steigerung wollten zu den Sachen, die wir davor gemacht haben. Also wir haben ja schon immer auf der Straße gespielt, und waren halt schon immer viel zu Fuß unterwegs und so, und wir wollten einfach dieses auf  der Straße spielen nicht aufgeben sondern noch einen draufsetzen und dann haben wir halt echt diese Fahrräder in Handarbeit selbst gebaut. Und eine richtig coole Aktion wollten wir halt daraus machen.

Zu dem Fahrradding hab ich sogar eine Sache loszuwerden. Wir haben gestern eins dieser Fahrräder auf „Ebay“ gestellt, da wir es für einen guten Zweck versteigern wollen. Und zwar für „Bellevue di Monaco“ in München. Ziemlich vorbildliches Flüchtlingsprojekt in München, bei dem wir auch von Anfang an mithelfen konnten. Also falls das jemanden interessiert.

Ich werde es auf alle Fälle mal verlinken. Man hat auch gesehen, dass da Unterschriften drauf sind.

Ja genau, wir haben über die ganze Festivalsession Unterschriften von Leuten gesammelt. Hast eh schon gesehen.

Ja, hab ich auf „Facebook“ in dem Post gesehen. (Anmerkung des Autors:  Auf dem Fahrrad unterschrieben haben unter anderem: „Fred Durst“ von „Limp Bizkit“, „Massive Attack“, „Sportfreunde Stiller“, „Maeckes“ und „Joko“ und „Klaas“.)

Ich hab ja bereits erwähnt, dass ich den Tourblog gesehen habe, und da ist mir aufgefallen, dass so viele verschiedene Generationen dabei waren, die zur eurer Musik gefeiert haben. Da waren auch Kinder und teilweise Senioren, die dazu getanzt haben. Was würdest du dazu sagen oder wie würdest du das einschätzen? Wenn man an damals denkt, dann war Rap für die Jugendlichen, und die ältere Generation hat es verschmäht.

Das ist definitiv immer noch so. Wenn du auf das Konzert eines beliebigen Rappers gehst, dann wirst du dort vor allem männlich junge Menschen finden. Aber bei uns ist das so, dass wir ja von Anfang an musikalisch so breit gefächert sind und so schon immer ein vielseitiges Publikum gehabt haben. Wir haben tatsächlich auch ältere Leute da, auch Kinder. Ich bin da sehr sehr froh drüber, muss ich ehrlich sagen. Weil mir geht es ein bisschen auf den Sack, wenn eine Musik nur von einer ganz klaren Zielgruppe angenommen wird. Mir macht das nämlich schon Spaß, wenn die Leute einfach sehr gemischt sind und man dadurch das Gefühl hat, mit vielen unterschiedlichen Leuten in Kontakt zu kommen, und dass man da eben so was Verbindendes schaffen kann. Und bei uns ist es halt so, klar es kommen ein paar, weil sie die Texte feiern oder weil sie Rap mögen, aber in der Hip Hop Szene selber werden wir gar nicht so stark wahrgenommen eigentlich. Viele andere kommen auch, weil sie eben instrumental total interessiert sind. Es gibt auch ganz viele Leute, also ich hab das vorher auch nicht so richtig gewusst, aber es gibt eben auch so eine richtige Bläserszene, die sich auch technisch dafür interessieren, und selber ein Instrument spielen, die das halt ultra cool finden, dass wir eine Band sind, die hauptsächlich aus Bläsern besteht. Und dann so viele, die musikalisch was damit anfangen können. Viele Leute merken auch nicht so, dass ich rappe. Also es ist auch ganz oft so, dass ich in Interviews immer der Sänger von „ Moop Mama“ bin. (lacht)

Das verwundert mich dann schon ein bisschen, weil ich muss sagen, dass da teilweise in den Texten echt gute Wortspiele dabei sind.

Vielen Dank.

Außerdem merkt man, dass du rappst. Aber um da nochmal kurz einzuhaken. Ich hör eben gerne Rap, aber ich kenne Leute, die können mit Rap überhaupt nichts anfangen. Und denen hab ich eben auch mal eure Musik gezeigt, und ihnen gefällt’s  auch total gut.

Ist wie so ne Brücke. Eben ne Mischung aus den tanzbaren Beats, sag ich jetzt mal, den man eben durch die Bläser hat, mit Rap.

Weil du bereits gesagt hast, dass du nicht solche einzelnen Gruppen möchtest, würde ich gerne die Line „Chabos vergessen wer der Babo ist“ aus eurem Song „Die Erfindung des Rades“ ansprechen, in welcher sich ein bisschen lustig über den Gangsterrap gemacht wird.

Das ist mehr eigentlich so als Zitat, weil wieso sollte ich mich darüber lustig machen?

Es geht ja in der Strophe so ein bisschen um ne Frau. Rap hat ja die Tendenz die Männlichkeit ganz nach oben zu stellen und deshalb wollte ich da eine Anspielung darauf machen, dass jeder „Babo“, so hart er auch sein mag, weich wird sobald er auf die richtige Frau trifft. (lacht)

Wie ist eigentlich das Albumcover entstanden? Die Band sieht man darauf ja fast gar nicht. Stattdessen viele Häuser und die Band ziemlich klein.

Zuerst war der Name da. Eben dieses „M.O.O.P.topia“. Wir haben irgendwie rumgesucht was wir machen, und dann ist irgendwie dieses Thema Urban und Stadt aufgekommen, so eine Art Fantasiestadt in der all die Sachen stattfinden könnten die wir so erzählen. War schon immer so in den Köpfen drin. Und hat zu dem Album eben gut gepasst, da viele Songs darauf sind, die so utopisch sind, utopisch gedacht sind, von „Lösch das Internet“ bis „Meermenschen“, was eher so dystopisch daherkommt. Alles nah dran an der Realität, aber in irgendeiner Form übersteigert, haben wir das gesehen und so sollte das Cover auch aussehen. Der Jan, unser Posaunist und der auch die Grafik macht, der hat dann ganz viele Häuserfotos  von einer guten Freundin von uns, die Fotografin ist, zusammengebastelt, so zu einer übersteigerten Stadt. Genau so war die Idee.

Auch nochmal Lob fürs Album. Ist echt ein gutes Album geworden.

Danke.

Man kann die Lieder schön durchhören. Sind alles gute Songs. Und dieses Durchhören funktioniert ja auch gut, durch die Skits, die man von einem Lied zum anderen hat. Gibt kaum vergleichbare Alben, wo das der Fall ist. Wolltet ihr dann wirklich, dass man das am Stück durchhört?

Auf jeden Fall.  Also ich bin einer von denen in der Band, denen das extrem wichtig ist, dass ein Album mehr ist als nur aneinandergereihte Lieder. Weil wozu dann ein Album? Dann kann man die Lieder auch allein rausbringen oder so. Machen ja auch ein paar. Ist ja heutzutage auch nicht mehr so wichtig. Aber ich finde, wenn ich ein Album mache, will ich, dass es eine Form hat, einen Bogen und einen Verlauf. Sodass es insgesamt auch eine Geschichte erzählt, und die Songs, die aufeinander folgen, sich dann auch gegenseitig wieder kommentieren. Da verbringe ich eben auch viel Zeit damit die Songs hin- und herzuschieben. Hab dann viele Vorschläge gemacht. Und der Lukas und der David, die das produziert haben, haben sich auch viele Gedanken darüber gemacht, und eben so Sachen dann gebaut, die den einen Song zum anderen führen. Ja genau. Und der Gedanke war schon ein Album zu machen, was als Ganzes auch eine Form hat und eine Geschichte.

Dann zum Lied „Typ Ische Verhältnisse“. Der Titel ist ein gutes Wortspiel mit dem Wort typische, dass in die Wörter „Typ“ und „Ische“ zerlegt wird, und so auch den Inhalt wiederspiegelt, der sich ja mit dem Thema Beziehungen beschäftigt. Auf alle Fälle habt ihr auf dem Track eine Feature mit „Blumentopf“.  Wie ist da eigentlich das Gefühl? Weil die hören ja jetzt auf mit Musik und sind schon Größen des Deutschraps, und ihr hattet noch die Ehre einen Track mit ihnen zu machen.

Ja also bin ich schon stolz darauf. Ist jetzt wahrscheinlich das letzte offizielle „Blumentopf“ Feature vor der Auflösung geworden. Zu den Töpfen: Ich kenn die Jungs schon lang. Ich war in meiner alten Band „Creme Fresh“, und die erste Tour die wir überhaupt gemacht haben, war als Support für „Blumentopf“. Von daher hat sich da über die Jahre so ein gewisses Bekanntschafts/Freundschaftsverhältnis aufgebaut. Aber ich habe tatsächlich noch nie ein Feature mit der ganzen Gruppe gemacht. Auf unseren Song fehlt ja auch leider der „Roger“. Aber ich würde sagen, dass es trotzdem als Blumentopf Track durchgeht, weil auf Blumentopf Tracks sind auch nicht immer alle darauf. Ne ich bin schon super zufrieden und sogar der DJ hat seinen kleinen Auftritt.

Sonst habt ihr auf dem Album noch Features mit „Flo Mega“, „Jan Delay“ und „Megaloh“. Gibt’s irgendjemanden, mit dem unbedingt noch ein Feature haben möchtest?

Ne eigentlich nicht. Ich finde, sowas ergibt sich eher dann so aus der Arbeit heraus. Auch dieses Mal. Klar, es gab eben Ideen, die im Raum standen. Aber es ist vor allem so weit gekommen, dass wir die  Features gemacht haben, weil wir die Songs hatten, wo wir meinten: “Ey das passt voll gut zu dem oder so“. Es gibt natürlich schon  viele Künstler, die ich feier und mit denen ich jederzeit arbeiten würde. Aber ich finde das jetzt nicht so krass wichtig. Ich finde, man sollte halt als Band immer schauen, dass man alleine auch ein Album füllen könnte und wenn dann ein cooler Gast dabei ist, dann freut man sich so.

Keno von "Moop Mama" im Interview mit dem Reflexmagazin Bild: Jonas Nekolla

Keno von „Moop Mama“ im Interview mit dem Reflexmagazin
Bild: Jonas Nekolla

Neulich hattet ihr dann die Ehre. Ihr wart bei „Circus Halligalli“. Wie war das so? Habt ihr euch da gefreut?

Du, war ganz nett. Ich seh das alles aber ziemlich pragmatisch, würde ich jetzt mal sagen. Dieser Auftritt, den wir da in der Show hatten, ist ja per se immer ein Playback Auftritt.

Das hat man ja auch dadurch gemerkt, dass auch der Jan Delay Part Playback lief.

Das gute an der Sendung ist, dass sie wenigstens nicht so tun, als wäre es kein Playback. Die erwarten nicht von einem, dass man da die Grinsehsow macht und so tut als würde man wirklich singen. Und wir haben tatsächlich überlegt: „Können wir das überhaupt machen?“, weil wir uns halt sehr sehr stark als Liveband definieren, aber wir haben dann auch gesagt,  dass es eigentlich gerade bei uns egal ist, ob wir’s machen oder nicht. Weil uns wird niemand vorwerfen können, dass wir nicht live spielen können. Von daher können wir auch gerne weiterhin ein paar Playback Auftritte im Fernsehen machen. Solange es dann ein paar Leute sehen, und sich vielleicht für uns interessieren, sind wir natürlich wahnsinnig froh. Fernsehen hat natürlich immer sehr viele Zuschauer, und das ist natürlich super für uns um bekannt zu werden. Aber die Sache an sich muss ich jetzt sagen : “Mein Gott“.

Mit Live Auftritt hast du auch ein gutes Thema angesprochen. „Lösch das Internet“ kritisiert teilweise Leute die immer nur im Internet hängen, und rät auch mal rauszugehen und sein Leben zu leben. Was haltet ihr denn von den Leuten, die das ganze Konzert mit ihrem Handy festhalten?

Also ich muss sagen „Lösch das Internet“ ist natürlich auch ein bisschen übersteigert. Im Prinzip ist ja auch nur so ein Gefühlsausdruck. Es kritisiert weniger die Leute, die im Internet sind, als diese Lethargie die da manchmal entsteht, diese Meinungslosigkeit, und dieses „ja ich hab’s doch schon im Internet gesehen, brauch ich ja nicht mehr handeln wirklich“. Ist ja auch ein Zeitphänomen. Ich gehör ja noch zu einer Generation, ich hab zumindest Zeiten erlebt, in denen es noch keine Mobiltelephone gab. Das ist aber auch schon lange her. Das hat sich in den letzten Jahren halt extrem entwickelt, dass man die ganze Zeit eigentlich nur noch mit seinen Geräten beschäftigt ist. Das sind natürlich immer Zeiten, wo einen das sehr beschäftigt .Ich denk mal, dass in fünf Jahren wahrscheinlich keiner mehr auf die Idee kommen wird, so nen Song zu schreiben, weil es einfach ganz normal ist. Ist ja jetzt schon ganz normal.  Also ich bin ja auch die ganze Zeit an meinem Handy.

Wobei ich es eigentlich schade finde, dass das als ganz normal angesehen wird.

Ja, ich weiß nicht.

Es bringt natürlich auch Vorteile mit sich. Aber bei Konzerten bin ich der Meinung, dass es reicht einen Song, den man feiert zu filmen und ein paar Fotos zu machen.

Ja, so geht’s mir auch. Ich finde es auch ein bisschen absurd, wenn man sich so ein ganzes Konzert durch den Handybildschirm anschaut  so. Das kann man dann auch Zuhause machen. Aber auf der anderen Seite der technische Aspekt. Es wird halt immer. Es verändert uns, es veränderte unsere Art miteinander umzugehen, aber mal sehen wohin es führt. Als der Zug erfunden wurde, hat man auch gedacht, man stirbt, wenn man so schnell fährt. (lacht) Denk, wir werden auch nicht daran sterben, dass wir die ganze Zeit im Internet sind. Aber mal sehen.

Wie wichtig ist euch eigentlich die Fannähe? Bei der VMX- Tour hat man beispielsweise gesehen, dass ihr Leuten angeboten habt euch ein Stück anzuschließen.

Gerade das auf der Straße spielen hat halt einen besonderen Flair für uns. Gerade weil man dort auch viele Leute trifft, die einen gar nicht so erwarten. Also nicht die Leute, die absichtlich zum Konzert kommen, und dann super Fans sind, sondern man überzeugt auch neue Leute. Das hat was sehr direktes. Was sehr ehrliches. Mir macht es Spaß solchen Leuten zu begegnen oder so. Wobei ich auch sagen muss, dass sich tatsächlich seit dem letztem Album etwas getan hat. Es gibt jetzt mehr Leute, die uns feiern, und tatsächlich auch mehr Leute, die so richtige Fans sind. Also so Menschen, die sich einem auf eine ganz neue Art und Weise nähern. Die dann völlig ausflippen, wenn wir kommen und so. Und da muss ich dann sagen, dass ich das noch nicht so gut kenne. Kann ich noch nicht so gut mit umgehen. Das ist kompliziert finde ich, weil es dann ganz schwierig ist mit den Leuten so auf einer Ebene zu bleiben. Weißt du? So auf Augenhöhe? Und ich tu mich immer ein bisschen schwer, wenn das nicht so ist. Aber an sich sind wir gerne bei den Leuten und stellen uns auch jeden Abend an den Merch und quatschen ein bisschen mit den Leuten und so. Das gehört schon so ein bisschen zu unserem Selbstverständnis dazu, dass man da sich nicht abschottet.

Zum Ende hin möchte ich noch eine Line aus dem Song „Typ Ische Verhältnisse“ ansprechen. Also dieses „Wenn du willst, dass deiner Freundin Rap gefällt, dann spiel ihr das hier vor, es ist harmlos, du merkst es ja selbst, ganz ohne Sexismus und frauenfeindliche Texte, und wenn´s der Bitch trotzdem nicht taugt, dann hau ihr eins in die Fresse“.

Das ist ja eigentlich eine ganze Strophe. Die hat der Schuh eigentlich eher so zum Witz geschrieben und hat die dann so eingerappt. Wir mussten alle sehr lachen, aber was ist eigentlich deine Frage?

Der Satz ist ja ironisch beziehungsweiße sarkastisch gemeint. Was hältst du dann eigentlich von so Leuten wie „K.I.Z.“ und „Trailerpark“, die ja für sarkastische, aber teilweise sehr kontroverse Texte bekannt sind? Findest du, dass sie teilweise zu weit gehen mit ihren Texten?

Ehrlich gesagt: „Trailerpark“ habe ich mir nie wirklich angehört. Und „K.I.Z.“ ist eine sehr provokante Band, aber, soweit ich sie verstehe oder interpretiere, eigentlich die richtigen Sachen vertritt. Und sie wird ja eigentlich auch von sehr vielen Frauen so gefeiert. Wobei das nicht unbedingt ein Beweis dafür ist, dass etwas nicht sexistisch ist, bloß weil Frauen da mitmachen. Nö, aber “K.I.Z“ finde ich cool. Die sind provokant, aber das gehört zu ihrer Art und ich finde es gut, was sie machen so. Die sind schon teilweise auch dreckig und so. Aber finde ich cool. Feier ich. „Trailerpark“ bin ich raus.

Weil du es eben angesprochen hast: Wenn Frauen mitmachen heißt es ja trotzdem nicht, dass es nicht sexistisch ist.

Ne. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich nachdem unser Album schon fertig war tatsächlich mit einer Frau ein Gespräch über genau diese Stelle hatte. Naja man kann das auch anders sehen. Ich bin im Nachhinein nicht so stolz darauf, dass wir das aufs Album gepackt haben, weil das ist natürlich Sarkasmus und jeder checkt auch wie das gemeint ist. Ich glaube nicht, dass jemand denken wird: „Ey krass, die wollen Frauen schlagen“ oder so nen Scheiß, aber Leute wie ich oder der Schuh auch, gut ich kenn ihn jetzt nicht so gut, haben diese Sachen halt noch nie erlebt, die in diesen Texten angesprochen werden. So häusliche Gewalt am eigenen Körper erlebt zu haben ist halt schon krass. Und ich habe mit einer Frau darüber gesprochen, die das erlebt hat, und die hat gesagt: „Ja, sie checkt das schon.“ Also ihr ist schon klar, dass wir das nicht irgendwie Frauen verachtend meinen oder so. Aber in ihr löst das halt was aus so. Sie erinnert das halt an reale Sachen. Und für sie ist das dann sofort nicht mehr lustig. Und das kann ich schon auch nachvollziehen so. Ein bisschen Selbstkritik dazu.

Ich wollte eigentlich ansprechen: Die Rapszene wird ja immer als sexistisch abgetan. Aber wir haben ja auch Frauen in der deutschen Hip Hop Landschaft. Was ist deine Einstellung dazu? Sind diese dann selbst sexistisch? Nehmen wir als aktuelles Beispiel doch mal die Newcomer „SXTN“.

Das finde ich tatsächlich alles andere als sexistisch. Weil das ist ja voll der Befreiungsschlag. Der Sexismus der Frauen in der Gesellschaft, der uns die meiste Zeit begegnet, besteht ja darin, dass du als Frau einen ganz bestimmten Platz in der Gesellschaft einzunehmen hast. Du sollst bestimmte Dinge tun und andere Dinge sollst du nicht tun. Und da haben Männer auf alle Fälle viel mehr Freiheiten in unserer Gesellschaft. Nimm dir zum Beispiel das Thema „Eklig rüberkommen“. Eine Frau soll einfach hübsch sein, und brav, und soll einfach nicht eklig rüberkommen. Höchstens heiß. Das ist cool so. Vielleicht sexuell. Aber nicht eklig. Weißt du so in nem „SXTN“ Video siehste, wie sich eine den Zahn rausbricht, und wie sie ne Bierflasche mit dem Mund aufmacht, und wie sie Kacken geht so, und nen Stinkefinger in die Kamera hält. Das ist in gewissen Formen ein Befreiungsschlag. Weil welche Frau traut sich schon so aufzutreten? Und das ist halt auch wieder eine Verkörperung. Ich mein, das kann Kunst halt auch so. Ich weiß nicht, wie die privat drauf sind. Ich hab die noch nie kennen gelernt. Aber diese Kunstebene, die sie da so erschaffen, zeigt eine bestimmte Facette der Frau, die eigentlich verboten ist. Zu Unrecht so. Und warum sollte eine Frau nicht genauso Nase popeln und an ihrem eigenen Achsel-Geruch riechen wie ein Mann auch?

So jetzt muss ich schauen wie ich den Bogen nochmal spann (schallendes Gelächter). Eine abschließende Frage zum Ende. In „Der Herr der Lage“ kritisiert ihr teilweise das Bürgerleben, mit seinem Wohnen in einem Reihenhaus in der Vorstadt und so weiter. Jetzt habt ihr ja ein anderes Leben, ein Künstlerleben. Ändert das wirklich so viel wie die Leute immer denken?

In welcher Hinsicht meinst du jetzt?

Dass man jetzt nicht mehr so in seinen Strukturen gefangen ist. Fühlt man sich befreiter?

Also ich fühl mich schon freier. Auf jeden Fall. Obwohl natürlich das Künstlerleben seine eigenen Strukturen mitbringt, in die man dann plötzlich hineingerät. „Oh, ich dachte, ich könnte machen, was ich will“ (Lacht). Kann man natürlich nicht, denn wenn man irgendwann eine Arbeit daraus macht, dann gibt es plötzlich auch Verbindlichkeiten, Termine, Hier- und Da mal früher Aufstehen. Aber das ist halt sehr anders so. Das ist nicht dieses Leben, das immer gleichförmig vor sich hinläuft, wo dir jemand anderes im schlimmsten Fall sagt, was du zu tun hast, sondern es ist halt selbstbestimmter auf eine gewisse Art. Du musst mal sehr sehr früh aufstehen, kannst an nem anderen Tag aber halt so lange pennen wie du willst. Hast mal gar nichts zu tun, dafür dann Wochen am Stück, von morgens bis abends. Es ist sehr wild und sehr aufregend und nicht komplett frei, aber auf jeden Fall freier, als so das, was man oft um sich herum beobachtet. Ich mag’s.

Das Interview führte Nico Hilscher

Tourdaten und Tickets für die aktuelle Tour, sowie Merchandise und das aktuelle Album „M.O.O.P.topia“, findet ihr auf der offiziellen Homepage von „Moop Mama“.

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