kultur>kolumne: Yo Digger

StukoWS15-16„Heya Homeboy´s and girls, Liebe Freunde des Stukos…“ Nein, so begrüße nicht ich euch. Das ist der Anfang einer E-Mail, die ich bekommen habe. Eine Art Pressemitteilung. In der E-Mail geht es nach der vielversprechenden Anrede so weiter:

Whatuuuuuup?!
Yo wir sind wieder hyper fresh und voll am Start digger!
Ey, Ding, am 21.01. geht’s voll ab man! So fett Konzert und so, weißt schon!
Des eine da was so geordnet über ist, heißt: ASSI!
„Wie hast du mich genannt?“
– (A)bsolut, (S)chön, (S)exy und (I)ntelligent natürlich!
„Achsoo kapisch“

Nix kapisch. Der Text sprüht vor Kreativität, aber mein Kopf raucht vom fieberhaften Nachdenken. Was soll ich damit anfangen? Ich versuche, zwischen all den Ausrufezeichen und Jugendslang-Ausdrücken (die vielleicht auch gar nicht mehr so aktuell sind, gab es die nicht schon vor Jahren?) etwas Verständliches zu finden: 21. Januar. Konzert. ASSI. Stuko.

Jetzt hilft Hintergrundwissen oder das Internet. Stuko steht für Studentenkonzert. Es wird veranstaltet von Musikpädagogik-Studenten der Universität Erlangen-Nürnberg. Wichtig zu wissen ist auch, dass man dort niemals ein konventionelles Konzert erwarten sollte. Sie haben schon vierstimmig auf Gießkannen gespielt und verraten im Vorfeld nicht viel über das nächste Konzert. Es ist eine Überraschung.

Diesmal also so viel zum Thema des Abends: (A)bsolut, (S)chön, (S)exy und (I)ntelligent. Vielleicht reden sie durchgehend in Jugendslang. Vielleicht ist ihnen nur kein anderer Titel eingefallen, unter dem sie spielen und tun können, was sie wollen. Jedenfalls ist viel Raum für Spekulation.

Ein paar offene Fragen werden am Ende der E-Mail glücklicherweise doch aufgelöst. Niemand muss auf der Suche nach dem Konzert und der Uhrzeit umherirren, denn es gibt klare Anweisungen: „begeben sie sich in die ehemalige EWF, der philisophischen Fakultät der FAU und Fachbereich Theologie. Diese ist zu finden in der Regensburgerstraße 160 und sie hoffentlich am 21.1. um 19:30 Uhr in der Aula!“ [Anmerkung: Für eventuelle Rechtschreibfehler im Zitat übernimmt die re>flex-Redaktion keine Verantwortung.]

Was erfahre ich also aus der E-Mail? Ich weiß, wer sie geschickt hat. Was passieren wird. Wann und wo. Das beantwortet immerhin vier von sieben W-Fragen. Offen bleibt: Wie? Es gibt keine Details, unter denen man sich etwas vorstellen kann. Warum und woher? Die Hintergründe darf sich jeder Leser selbst zusammenreimen. Wer Musikpädagogik studiert, kennt die Stuko-Tradition und -entstehung sicherlich auswendig. Genaue Erklärungen sind gar nicht nötig, weil diese Veranstaltung Kult ist. Da reichen hyperfresh und digger völlig aus, um Zuschauer anzulocken.

Ich frage mich, ob ich versehentlich in dem E-Mail-Verteiler gelandet bin: Kein Homegirl, keine Freundin, nur re>flex-Redakteurin. Und Redakteure können naturgemäß am meisten mit E-Mails anfangen, in denen die W-Fragen am Anfang beantwortet werden. Ohne Ratespiel. Jetzt kann man darüber streiten, ob diese E-Mail als Pressemitteilung besonders schlecht oder besonders gut ist. Denn immerhin hat sie es unter allen täglich ankommenden Nachrichten auf unsere Homepage geschafft. Gerade weil sie anders ist. Also: Haut rein, Studis, yo!

Patricia Achter

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