Diese Woche läuft an…

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Bild: NFP, 20th Century Fox, Edition Salzgeber

Diese Woche dreht sich in den Erlanger Kinos alles um größere und kleinere Revolten. Als die kleine Éa sich mal wieder über ihren egozentrischen Vater ärgert, spielt sie zur Strafe mit seinem Arbeitscomputer herum – und bringt dabei die ganze Welt aus dem Gleichgewicht. Denn ihr Vater ist niemand anders als Gott höchstpersönlich. In der belgischen Komödie Das brandneue Testament muss der Allmächtige das Universum wieder in Ordnung bringen und mischt sich dazu unter seine Geschöpfe. Einen so direkten Draht zu Gott könnte wohl auch Chorleiterin Lena gebrauchen, die sich im schwedischen Musikdrama Wie auf Erden gegen den konservativen Kichenrat durchsetzen muss. In der Fortsetzung des Welterfolgs Wie im Himmel versucht die Freundin des in Teil 1 verstorbenen Stardirigenten das Gemeindeleben mit frischer Musik und Tanzeinlagen aufzupeppen. Die deutsche Dokumentation Wer rettet wen? versucht schließlich eine Revolution im größeren Stil anzuzetteln. Der Film hinterfragt die Mechanismen von Banken- und Griechenlandrettung und will besonders den Opfern des europäischen Turbokapitalismus‘ eine Stimme geben.

 

Das brandneue Testament

Gott (Benoît Poelvoorde) wohnt in Belgien und führt ein ganz normales, bürgerliches Leben mit Frau und Kind. So normal wie sein Alltag sind auch seine familiären Probleme: Er hat Streit mit Tochter Éa (Pili Groyne). Dessen Folgen sind dann aber schon nicht mehr ganz so harmlos, denn es kommt zu einem unglaublichen Chaos, als sich Éa in den göttlichen Computer ihres Vaters hackt. Sie hat genug vom despotischen Verhalten des Allmächtigen und seinen Launen, die er in Form von Kriegen und Naturkatastrophen immer wieder auf die Menschheit herunterprasseln lässt. So durchkreuzt sie die Allmacht ihres Vaters, indem sie seine geheime Datei mit den Todesdaten aller Menschen öffnet und diese ganz persönliche Information jedem Sterblichen per SMS zukommen lässt. Prompt drehen die Menschen durch und Éa sieht ihre Chance gekommen, inmitten dieses Chaos ein brandneues Testament zu etablieren. 

Religiöse Komödien zwischen stiller Satire und brachialer Komödie sind keine Seltenheit im Kino. Der Film von Regisseur Jaco Van Dormael fällt eindeutig in die zweite Kategorie, dürfte mit seinem gnadenlos überdrehten Humor aber auch aufgeschlossenen Gläubigen Spaß machen. Nicht umsonst wurde er als Beste Komödie für den Europäischen Filmpreis 2015 nominiert.

Das brandneue Testament läuft ab Donnerstag, dem 3. Dezember, im Lamm Lichtspiele-Kino.

 

Wie auf Erden

Einige Monate sind vergangen seit dem tragischen Tod von Chorleiter Daniel Daréus (Mikael Nyqvist). Nicht nur seine Freundin Lena (Frida Hallgren) leidet unter dem Verlust, auch Pastor Stig (Niklas Falk) vermisst den Stardirigenten schmerzlich. Nachdem nun niemand mehr den Kirchenchor auf Trab hält, bleiben die Bänke des Gotteshauses von Ljusåker immer häufiger leer und der Pastor sucht Trost im Alkohol. Da kommt ihm in einer kalten Winternacht die Erleuchtung: Lena, die gerade Mutter geworden ist, soll das Werk des Musikers fortführen und die Chorleitung übernehmen. Ein emotionsgeladenes Jubiläumskonzert soll die Kirchenbänke sicher wieder füllen. Lena ist begeistert von der neuen Aufgabe, überfordert mit ihrer ungestümen und lebensfrohen Art aber schnell so manches Gemeindemitglied. Während der Kirchenrat gegen Lenas unkonventionelle Methoden wettert, sind die musikbegeisterten Kirchengänger von der energiegeladenen Frau angetan.

Strahlender schwedischer Himmel, eine zarte Romanze und jede Menge Musik: Drehbuchautor Kay Pollak blieb seinem Erfolgsrezept treu. Der 2005 für den Oscar nominierte Vorgänger Wie im Himmel entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten schwedischen Filme aller Zeiten und lockte auch in Deutschland 1,4 Millionen Besucher in die Kinos.

Wie auf Erden läuft ab Donnerstag, dem 3. Dezember, im Lamm Lichtspiele-Kino.

 

Wer rettet wen?

Wer rettet wen? will kein weiterer Banken- oder Eurorettungsfilm sein. Die Filmmacher decken auf, was bei allen „Rettungen“ bis zum noch immer aktuellen Griechenlanddrama weitgehend verborgen blieb: Eine radikale Veränderung der Gesellschaften in Europa. Die Umschichtung von privaten in staatliche Schulden hat den Sozialstaat europaweit erschüttert. Niemand formuliert das im Film treffender als Mario Draghi, der als einstiger Goldman Sachs-Vizepräsident und EZB-Präsident die Wirtschaft des Euroraums lenkt: „Die Rettung des Euro wird viel Geld kosten. Das bedeutet, vom europäischen Sozialmodell Abschied zu nehmen.“ Seit Jahren wird der Turbokapitalismus mit vielen hundert Milliarden öffentlichen Geldern subventioniert – Kleinanleger und Sparer bleiben dabei auf der Strecke, aber auch Krankenhäuser und Universitäten müssen sich dem neuen Spardiktat beugen.

Schonungslos rechnet das deutsche Filmteam mit den Auswüchsen der Eurokrise ab und stellt sich dabei bewusst auf die Seite der Opfer. Der Eintritt ist – ganz konsequent – frei.

Wer rettet wen? läuft ab Sonntag, dem 6. Dezember, im E-Werk-Kino.

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