In einer Ausstellung wollte Beate Grötsch Fotografien fränkischer Weiher zeigen. Dann kam der Amoklauf in Ansbach dazwischen. Sie entschied sich, auch dieses Thema in Bildern zu verarbeiten. An einem Freitag, 14 Tage nach der Tat.
Die Fotoausstellung beyond everything der Regisseurin Beate Grötsch zeigt Aufnahmen aus ihrer Heimat Ansbach. Sie hat sich den fränkischen Weiher über ein Jahr vorgeknöpft. Entstanden sind Fotos, die einen neuen Blickwinkel erlauben auf die Karpfenweiher, die Ruhe und Zeitlosigkeit ausstrahlen. Zurück gekommen aus London, wo sie Drehbuch studierte und an ihren Filmprojekten gearbeitet hat, war der Fokus nach der Rückkehr komplett auf der regionalen heimatlichen Landschaft. Ein Weiher ist für die Künstlerin eine Reise in die Vergangenheit, denn als Kinder konnten sie dort teilweise noch baden: „War es uns als Kinder erlaubt, dort alleine mit dem Fahrrad hinzufahren und viele Stunden dort zu verbringen, wussten wir genau, wo es tiefe Stellen gab und wann es Zeit war zu gehen, da die Stechmücken bald am Werk sein würden. Die Farbe des Weihers fasziniert mich, da sie doch so ganz anders ist als das Meer – einfach tief dunkelgrün und manchmal einfach braun“.
Unterwasserfotos und Dokumentation der Amokstrecke
So startete der Fotozyklus im Sommer 2014 und brachte Unterwasserfotos und Porträts der Wasseroberfläche von drei Weihern hervor. „Immer, wenn ich zurück war von Berlin, wo ich an meinem Spielfilmprojekt arbeite, habe ich an den Fotos weitergearbeitet“. Was beim ersten Sehen der Fotos monochrom wirkt, ist bei näherer Betrachtung vielfältig abgestuft: Eine zum Abstrakten neigende Vereinfachung beschreiben die Fotos gut. Die Fotos erfassen die Oberfläche des Weihers, das Unbewusste und nicht Sichtbare tritt hervor. Daraus entstand eine Beobachtung, die sich über alle Jahreszeiten fortsetzte und jetzt 2015 im Sommer wieder endet.
Durchkreuzt wurde diese ruhige Arbeit an den Weihern durch die schreckliche Amokfahrt eines Ansbachers diesen Jahres. Die Amokroute ging sehr nah – ca. 2 km entfernt von einem Weiher, an dem die Künstlerin arbeitete – entlang, was Beate Grötsch dazu bewegte diese Vorkommnisse in die Ausstellung mit einzubauen. Zusammen mit ihrer Schwester Ulli Grötsch, Landschaftsarchitektin, welche die Fotos schoss, machten sich beide auf den Weg die Amokstrecke zu dokumentieren: Genau zur gleichen Zeit, bei gleichem Wetter, 14 Tage nach der Tat, an einem Freitag. „Die Luft hing voller Trauer, Wut und Ohnmacht in Ansbach. Wir wollten etwas zur Auflösung beitragen“. Daraus ist eine Videosequenz in schwarz/weiß entstanden, die die Ausstellung abrundet.
Vernissage: 3. September 2015, um 20 Uhr in der Weinerei in Nürnberg, Königsstraße 33-37, in der Ostermayrpassage, 90402 Nürnberg
Eröffnung: Günter Reichert (Deutscher Kulturpreisträger)