Capulet und Montague – zwei verfeindete Familien, ein Maskenball. Zwei Liebende finden sich. Doch sie ist eine Capulet und er ein Montague. Das vermeintliche Happy End trotz der Familienfehden scheitert einzig an den Umständen einer nicht überbrachten Nachricht…
Näher muss auf die Handlung wohl nicht eingegangen werden, damit jeder diese Geschichte erkennt… Es geht natürlich um Romeo & Juliet von William Shakespeare! Am Samstag, den 18. Juli 2015, war der Auftakt der Vorstellungsreihe der Bad Boys of Dance mit ihrer Rock-Ballett-Show zu „Romeo & Juliet“ im Fürther Stadttheater zu sehen. Passend zum ersten Abend und vermutlich nicht nur deshalb war das Fürther Stadttheater brechend voll; von Jung bis Alt waren alle Altersklassen vertreten und auch vom individuellen Auftreten her betrachtet war das Publikum bunt gemischt. Einzig die Frauen waren – nicht sehr überraschend – ein klein wenig in der Überzahl.
Erstklassige Inszenierung
Choreographiert wurde das Stück von Adrienne Canterna, inszeniert von Rasta Thomas. Und die beiden haben wirklich gute Arbeit geleistet. Selbst das Lichtdesign von Patrick Woodroffe ist perfekt durchdacht und unterstützt die Wirkung der Show optimal. Das Bühnenbild ist schlicht, aber sehr wirkungsvoll; einzig eine riesige Leinwand mit Videoprojektionen von Joshua Hardy reicht aus, um den Zuschauern eine Orientierung zu bieten und den Gesamteindruck zu komplettieren. Die Songs des Soundtracks reichen dabei von Vivaldis Vier Jahreszeiten bis hin zu Lady GaGa und Katy Perry. Dadurch wird der Sprung zwischen moderner Inszenierung und klassischer Vorlage gemeistert, der hier auf ganz eigene Art gelingt. Die Inszenierung ist weder im 16. Jahrhundert noch im 21. Jahrhundert zu verorten, sie spielt in ihrer ganz eigenen Zeit. Damit schafft sie einen lockeren Rahmen, der die Zuschauer den Alltag vergessen lässt. Die Choreografie umfasst neben klassischem Ballett auch Elemente moderner Tänze und lässt dadurch in diesem Bereich ebenfalls eine ganz eigene Form der Inszenierung entstehen, die lösgelöst von zeitlichen Grenzen ist. Die tragische Schlussszene verklingt dann in sanfter Stille bei immer schwächer werdenden Lichtern – auch das Publikum hält einen Moment inne –, womit bei all der Leichtigkeit und Heiterkeit der Vorführung auch die Tragik der Vorlage von Shakespeare ausreichend gewürdigt wird.
Ausgezeichnete Tänzer
Die Tänzer sind allesamt hoch charismatisch und bedürfen gar keiner Worte, um ihre Rollen zu verkörpern. Selbst Zuschauer, die das Stück vorher nicht gekannt haben – welche sicherlich in der Minderheit waren – hatten keinerlei Probleme sich zurechtzufinden und die Handlung zu verstehen. Viele der Tänzer besetzen gleich mehrere Rollen und nehmen je nach Abend und Aufführung eine andere ein. Allein das verlangt den Tänzern schon viel ab; diese beherrschen ihre jeweilige Position jedoch nicht nur tänzerisch, sondern auch schauspielerisch perfekt. Ja man merkt ihnen gar nicht an, dass sie schauspielern, so authentisch verkörpern sie die Emotionen in ihrem Tanz und drücken sie absolut natürlich in ihren Gesichtern aus. Neben der beeindruckenden Beweglichkeit überzeugen die Bad Boys of Dance durch ihre Leichtfüßigkeit und Synchronität, gemeinsam sind sie genauso stark wie allein. Auch das Aussehen der Tänzer harmoniert mit ihren Rollen – die Charaktere bilden die ideale Besetzung für das Stück. Als Außenstehender spürt man außerdem an der Art der Interaktion der Tänzer untereinander, dass das Klima im Team gut ist und die Crew zusammenhält. Das wird wohl auch dadurch unterstützt, dass keiner eine „minderwertige“ Position hat, sondern alle Rollen gleichberechtigt im Stück beteiligt sind.
Begeistertes Publikum
Diese hochkarätige Darbietung würdigte das Fürther Publikum auch entsprechend: Begeisterungsrufe, Pfiffe und tosender Applaus sogar während der Vorstellung. Auch die Tänzer bezogen das Publikum mit Aufforderungen zum Mitklatschen ein, welchen die Zuschauer ohne zu zögern nachkamen und später sogar gar keine Animation mehr nötig war, um das Publikum zu motivieren. Selbst als nach dem Ende der Vorstellung die Lichter im Saal wieder angingen und die Theatermitarbeiter die Türen öffneten, wurde die Tanz-Crew noch euphorisch beklatscht. Man kann wohl sagen, dass die Zuschauer beschwingt und fröhlich das Theater verließen und der ein oder andere wohl das Bedürfnis hatte, selbst das Tanzbein zu schwingen. Und das trotz des tragischen Ausgangs der Liebesgeschichte, der jedoch durch seine allgemeine Bekanntheit und vor allem durch die hervorragende tänzerische Umsetzung seinen Schrecken verloren haben mag.
Sabine Storch
Aufführungen noch am
21. – 25. Juli jeweils um 20:00 Uhr und am 26. Juli um 15:30 Uhr und um 20:00 Uhr.
http://www.stadttheater.de/stf/home.nsf/contentview/E370D6073386AC47C1257C9F00543CA9