Göran und Sven erwarten ihr 1,5 Jahre altes Adoptivkind: Die ganze Wohnung ist voll mit Kinderspielzeug, eine Tapete mit blauen Elefanten ist an der Wand im Kinderzimmer und Göran bereitet sich schon intensiv mit einer Babypuppe auf die Kinderpflege vor. Und dann steht da auf einmal der 15-Jährige scheinbar neue Postbote vor der Tür – und der heißt genau wie ihr Adoptivkind Patrick…
Trotz der Hitze am gestrigen Samstag, dem 04. Juli, kamen zahlreiche Besucher ins Stadttheater Fürth, um Thomas Rohmers Inszenierung der Komödie „Patrick 1,5“ von Michael Druker zu sehen. Die Komödie wurde bereits 2008 in Schweden verfilmt, wird aber in Deutschland nur mit Untertiteln ausgestrahlt. Seit Oktober 2014 ist nun das Stück in Rohmers Inszenierung auf Deutschlands Theaterbühnen zu sehen – und das bisher sehr erfolgreich bei stets gefüllten Sälen und unter viel Applaus. Der Schluss der Tour findet an diesem Wochenende in Fürth statt. Die Darsteller Thomas Rohmer als Göran, Stefan Peschek als Patrick und Jan Hasenfuß als Sven beehren die Stadt sogar mit gleich zwei Aufführungen.
Märchen mit 3 Prinzen
Sven und Göran wollen schon lange ein Kind adoptieren doch aufgrund ihrer sexuellen Orientierung wurde ihnen das bisher verweigert. Als dann doch die Zusage vom Amt kommt, freuen sie sich umso mehr und richten gleich ihre gesamte Wohnung babytauglich ein – schließlich erwarten sie ja einen 1,5-jährigen kleinen Jungen. Am Tag der geplanten Ankunft steckt Göran noch mitten in den Vorbereitungen, als plötzlich der 15-jährige Patrick vor der Tür steht und behauptet, ihr Adoptivkind zu sein. Das Entsetzen ist natürlich zunächst groß – vor allem bei Sven. Doch auch Patrick ist wenig angetan von seinen neuen Adoptiveltern und will schnellstmöglich wieder abhauen. Weil jedoch Gründonnerstag ist, ist natürlich niemand im Jugendamt zu erreichen und die drei müssen sich über die Ostertage miteinander anfreunden. Dies gelingt ihnen wider Erwarten sogar ziemlich gut und als dann ein Anruf vom Jugendamt kommt, Patrick würde gleich abgeholt werden, man solle doch das Missverständnis verzeihen, merken alle schnell, dass sie sich mehr aneinander gewöhnt haben, als sie wollten…
Kurzweilige Unterhaltung mit wenig Tiefgang
Es gibt viel zu lachen in „Patrick 1,5“, die zahlreichen Pointen sind komisch und gut gesetzt, was auch beim Publikum gut ankam. Jedoch vermisst man als Zuschauer etwas den Tiefgang, die Komödie entfaltet nicht ihr volles Potential. Vom Grundgedanken wird man schnell an „Ziemlich Beste Freunde“ erinnert: Mit viel Humor wird an ein doch ernsthaftes Thema herangegangen und dieses zum Teil selbst als Gegenstand des Witzes genommen. Doch was bei „Ziemlich beste Freunde“ auf unglaublich lustige, charmante Weise geschieht, rutscht bei „Patrick 1,5“ öfter ins Lächerliche ab. Der Humor ist nicht so fein und zerstört daher teilweise die mögliche ernste Aussage des Stücks. Doch genau diese vermisst man – man lacht, aber man fühlt nicht mit. Als Zuschauer bleibt man Außenstehender, das Stück wirkt im Nachhinein etwas seicht; obwohl so viel mehr daraus zu machen gewesen wäre. Die Charaktere werden trotz aller Sympathie und tollen Schauspielern nicht genau genug dargestellt, als dass man als Zuschauer eine Beziehung zu ihnen aufbauen könnte. Der Wunsch nach mehr tieferen Gefühlen und Ernsthaftigkeit bleibt unerfüllt. Vielleicht ist es auch nicht möglich, in den knappen 1,5 Stunden eine Komödie mit so viel Tiefgang auf die Bühne zu bringen. Insgesamt ist das Stück dennoch sehr unterhaltsam und extrem kurzweilig, was auch die Reaktion des Publikums belegt: begeisterte Lacher und ein nicht enden wollender Applaus – ein perfektes Stück zur Unterhaltung an einem heißen Sommertag wie diesem (der Theatersaal ist übrigens angenehm kühl). Man merkt kaum, wie schnell die Zeit verfliegt und Rohmer, Hasenfuß und Peschek liefern eine solide Leistung ab.
Sabine Storch
Am Sonntag, den 05. Juli läuft das Stück nochmal um 19:30 Uhr im Stadttheater Fürth. Karten gibt es an der Abendkasse.