Narrating Science beim Science Slam

„Narrating Science: Wissenschaft erzählen“ heißt die Ringvorlesung des Erlanger Zentrums für Literatur und Naturwissenschaft (ELINAS), die in diesem Sommersemester stattfindet. Wissenschaft erzählen – das ist auch die Hauptaufgabe von Science Slammern. Nur konsequent also, dass es vergangenen Mittwoch im Rahmen der Ringvorlesung einen ELINAS-Slam gab – in Mini-Ausführung und mit Diskussionsrunde.

Die stand außerplanmäßig am Beginn der Veranstaltung, da der Beamer streikte und erst Ersatz beschafft werden musste. Vielleicht lag es daran, dass sie nicht so recht in Schwung kam und farblos blieb: Moderator und Organisator Philipp Schrögel, die Slammer Benedikt Kopera, Sebastian Walther und Andreas Kirchmayer sowie Schauspieler und Dozent für Sprecherziehung Stefan Rieger mussten gezwungenermaßen etwas diskutieren, was noch gar nicht gezeigt worden war. Sämtliche Fragestellungen wurden eher oberflächlich betrachtet und Ähnliches wiederholt. Statt tiefgehender Auseinandersetzungen mit Wissenschaftskommunikation der scheinbar in Endlosschleife erscheinende Hinweis von Stefan Rieger auf die Anwendung im Berufsleben und dessen Übertragung auf jedwedes Argument: Bewertungen am Ende des Slams ja, weil man sich daran gewöhnen muss, bewertet zu werden – Bewertungen am Ende des Slams nein, weil man sich im Job ja nicht nur dann Mühe geben kann, wenn man bewertet wird.

Science über Science Slam, wie man ihn sich von einer Diskussionsrunde im Rahmen einer Vorlesung im Senatssaal des Kollegienhauses erhofft hätte, blieb aus. Erlösend also, als es „Auf die Plätze – Science – Slam“ hieß und die drei Slammer ihre sehr unterschiedlichen Gebiete präsentieren konnten.

Matrix, Oettinger und Superlegierungen

Philosophie-Student Sebastian Walther machte den Anfang mit der kuriosen Idee von Putnams Gehirn im Tank, übertrug es auf die Matrix, erzählte außerdem von seinem Rausch beim Philosoff und resümierte schließlich erkenntnistheoretisch, man könne wissen, dass man kein Gehirn im Tank sei. Benedikt Kopera, der Kulturgeografie studiert, zeigte überzeugend, wie wirklichkeitsverzerrend Karten sein können, dass in Bayern das beliebteste Bier nicht Oettinger sein kann und wie brisant solche Fragestellungen bezüglich politischer Problematiken werden. Gewinner Andreas Kirchmayer veranschaulichte Härteverfahren, mit denen er sich in seinem Nanotechnologie-Studium beschäftigt, anhand vom notwendigen Toilettengang durch Festivalmengen und schwärmte von Superlegierungen, die einfach „echt cool“ sind.

Fragen, die gestellt werden sollten

Die unterschiedliche Art und Weise, die jeweilige Wissenschaft zu erzählen, zeigte, welche Fragen hätten diskutiert werden können: Muss ein Slam lustige Anekdoten enthalten, um unterhaltsam zu sein oder ist es nicht gerade eine tief gehende Beschäftigung mit dem Gegenstand, die Kuriositäten offenlegt und an die Thematik fesselt? Gibt es Themen, die sich grundsätzlich besser eignen als andere, wie beispielsweise das berühmte Beispiel von Giulia Enders´ Darm mit Charme? Inwiefern ist eine Popularisierung der eigenen Forschungsergebnisse wünschenswert und führt sie gleichzeitig zu Verflachung oder kann eine für alle verständliche Darstellung die nötige Komplexität behalten?

Beim letzten Erlanger Science Slam im Januar lagen Fragebögen für das Publikum bereit. Eine statistische Auswertung und möglicherweise sogar eine wissenschaftliche Publikation zu Science Slams kündigte Philipp Schrögel damals an. So weit ist es bis jetzt noch nicht. Der ELINAS-Slam hat aber gezeigt: Es gibt zahlreiche Fragestellungen in Bezug auf Science Slam, die gestellt werden können und sollten, auch wenn das bei der diesmaligen Diskussionsrunde nicht gelang. Eine wissenschaftliche Beschäftigung mit populärwissenschaftlichen Phänomenen ist nicht nur wünschenswert, sondern auch notwendig – als Teil einer umfassenden Aussage darüber, was es heißt, Wissenschaft zu erzählen.

Vera Podskalsky

Ein Gedanke zu „Narrating Science beim Science Slam

  1. In der Tat muss ich auch als Moderator eingestehen, dass die durch das mehrfache Technikversagen umgeworfene Reihenfolge der Diskussion etwas genommen hat.

    Die im Artikel aufgeworfenen Fragen zum Schluss finde ich sehr spannend und diskussionswürdig. Einiges hätte ich in meinem Input noch erwähnt, den ich dann wegen der Verzögerung aber weglassen musste. Gerne hätte ich auch einiges in der Diskussion im Anschluss adressiert, aber die Fragen wurden da leider nicht gestellt und die Diskussionsbereitschaft im Publikum war verständlicherweise ob der späten Stunde ermattet.

    Deswegen gilt: aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Vielleicht können wir den Diskussionsstrang in einem Webinar oder Hangout aufgreifen, oder auch nochmal in kleinerer Runde mit allen Interessierten in Erlangen? Wie ist das Interesse der Leser/innen und Autoren/innen hier?

    Ach ja, und wenn jemand Lust hat in seiner Freizeit Fragebögen abzutippen, nehmen wir auch da sehr gerne Hilfe an 🙂

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