Vor 13 – oder doch 14? – Jahren war Rea Garvey schon einmal in der Fürther Stadthalle zu Gast. So oder so ähnlich erinnerte sich der Sänger, als er die Bühne am vergangenen Mittwoch, den 04.02.15, erneut betrat. Dieses Mal war die Halle ausverkauft und der sympathische Ire versprach, seine Fürther Fans nicht so lange bis zu seinem nächsten Konzert warten zu lassen. Schließlich sei Fürth ja schon irgendwie „geil“.
Für alle, die Rea Garvey als Juror aus der TV-Show The Voice of Germany kennen – er spricht besser und akzentfreier deutsch, als man vermutet. Überhaupt spricht er bei Konzerten anscheinend ziemlich viel. An diesem Mittwochabend erzählte er zumindest anfangs nach nahezu jedem Song eine kleine Anekdote oder hielt eine moralische Ansprache zu Toleranz oder aber einem Facebook-freien Leben. Vielleicht redete er sogar etwas zu viel. Schließlich kommt man ja der Musik wegen. Logisch, man möchte als Konzertbesucher auch ein paar Hintergründe erfahren und den Künstler voll und ganz erleben – aber dazu sind nicht zwingend so viele Worte nötig, vor allem nicht, wenn sie einstudiert wirken und nicht einfach der Situation entspringen.
Routine & Erfahrung – immer eine gute Kombination?
Kompetent und routiniert lieferte der erfahrene Künstler eine gute Perfomance ab – eventuell schon etwas zu routiniert? Man konnte sich nie ganz sicher sein, was Garvey nun wirklich frei erzählt und was er inszeniert bei jedem Konzert seiner Tour runter rattert. Klar, die Show war insgesamt tadellos und durchaus sehenswert, was wohl an der langjährigen Bühnenerfahrung des Iren liegt. Aber gerade diese scheint ihm in die Quere zu kommen, will er wirklich authentisch wirken. Er singt hervorragend, seine Geschichten sind witzig oder sprechen einem aus dem Herzen – aber wirklich überspringen tut der Funke nicht. Irgendetwas fehlt. Man hat das Gefühl, Rea Garvey ist nicht mit voller Seele dabei. Spaß hat er, das merkt man ihm an; doch diese Begeisterung verbreitet er nicht vollständig.
Singen aus der Seele heraus…
Ebenfalls sehr schade ist, dass seine klare, tragende und volle Stimme bei vielen seiner Songs untergeht. Gerade wenn Rea Garvey ganz pur, nur sich selbst mit Gitarre begleitend, auf der Bühne steht und einfach singt, erreicht einen die Stimme endlich. Ja, in diesen Momenten ist Garvey authentisch und man bemerkt, dass auch er aus der Seele heraus singen kann – gerade das, was er bei dem Talent von The Voice of Germany, Lina Arndt, so schätzt. Lina durfte sogar einen Song gemeinsam mit ihm performen und ihren eigenen, neuen alleine vorstellen. Rea Garvey supportet gern – ob Lina, seine irische Vorgruppe White Chalk oder seine eigene Band. Aber auch letztere wirkt trotz Reas Bemühungen, diese einzubeziehen, etwas abseits von ihm. Sie alle zusammen bilden keine Einheit auf der Bühne.
Follow your heart
Selbst wenn Rea Garvey quer durch die Menge läuft und ganz im Kreise, umrundet von seinen Fans einen Song singt, fehlt das Persönliche. Sicher, er ist mittendrin, völlig unter seinen Fans – aber irgendwie nicht auf einer Ebene mit ihnen. Mit den Gedanken irgendwo anders. Dass er von zwei Bodyguards begleitet und abgeschirmt wird, verstärkt diesen Eindruck natürlich noch. Der irische Sänger arbeitet so nach und nach die Songs, Gesprächsthemen und sonstigen Akte seiner Show ab und das spürt man – beziehungsweise man spürt eben nicht. „Follow your heart“ – Vielleicht sollte Rea Garvey sich diese Zeile seines eigenen Songs etwas mehr zu Herzen nehmen und seinen Konzerten eine etwas persönlichere Note geben; etwas mehr von sich selbst, seinem Herzen, seiner Seele. Die Stimme hat er – fehlt nur noch sein Herzblut.
Sabine Storch