Viel Science beim Science Slam

Joachim Hornegger, der neue Präsident der FAU, bei seinem Vortrag. Foto: Science Slam Erlangen Nürnberg, Peter Ruschhaupt

Joachim Hornegger, der neue Präsident der FAU, bei seinem Vortrag.
Foto: Science Slam Erlangen Nürnberg, Peter Ruschhaupt

Zu Beginn des zweiten Science Slams im E-Werk wies Veranstalter Philipp Schrögel auf die Fragebögen hin, die die Zuschauer auf ihren Plätzen fanden. Hier konnten sie angeben, wie sie auf den Science Slam aufmerksam geworden sind oder weshalb sie wie für wen abstimmen. Der Science Slam soll nämlich wissenschaftlich evaluiert werden, erklärte Schrögel, vielleicht werde es eine Publikation geben. Bis es soweit ist, soll hier ein möglicher Entwurf als kleine Kostprobe stehen:

Der Science Slam scheint inzwischen als Massenphänomen tauglich. Hierfür spricht die absolute Zuschaueranzahl. So wurden die Kapazitäten des Großen Saals im E-Werk voll ausgenutzt und sogar Stehplätze verkauft. Inwiefern der Science Slam sich auch über die Grenzen Erlangen hinaus solcher Beliebtheit erfreut, lässt sich aus dieser Stichprobe nicht ableiten. Die Tatsache, dass ein Fernsehteam von ARD alpha die Veranstaltung aufzeichnete, deutet jedoch darauf hin, dass es sich in Erlangen nicht um einen Einzelfall handelt. Weiterhin weist das Faktum, dass inzwischen Deutsche Meisterschaften im Science Slam veranstaltet werden, in eine ähnliche Richtung.

Der typische Science Slammer ist Studierender oder Doktorand (am Abend der Evaluation 6 von 7). Die angegebene Differenz erklärt sich dadurch, dass auch der neu gewählte Universitätspräsident Prof. Dr. Joachim Hornegger als Science Slammer in Erscheinung trat. Dies ist allerdings wohl eher als Einzelphänomen einzustufen und möglicherweise mit der zeitlichen Nähe zu seinem Amtsantritt zu erklären. Zudem trat er einleitend und außer Konkurrenz auf.

Ziel eines Science Slammers ist es, mit Hilfe eines Powerpoint-Vortrags auf wissenschaftlicher und nicht-wissenschaftlicher Ebene zu überzeugen. Die Kombination aus beidem stellt eine besondere Herausforderung dar. So eignen sich nicht alle wissenschaftlichen Themen ohne Weiteres dazu, ein breites Publikum zu überzeugen und dabei zu fesseln oder gar zu amüsieren.¹

An diesem Abend erwiesen sich vor allem zwei Themen als durchaus fruchtbar: Putnams „Gehirn im Tank“ aus der Philosophie, das der Vortragende Sebastian Walther mit Hilfe des Films „Matrix“ erläuterte, und das ohne großes Zutun schon genug Bizarrität aufweist, um zu fesseln. Außerdem die medizin-ökonomische Frage, warum Neugeborene so leicht sind. Sie wurde von Simon Reif gestellt, der konstatierte, dass „Krankenhäuser ziemlich Glück haben“, weil Neugeborene sich für eine bestimmte Gewichtsverteilung anhand der Abrechnungstabelle entscheiden. Gleichzeitig vermisste er allerdings eine ausreichende Systematik: es werde nicht dann mehr geschummelt, wenn es mehr Geld bringe. Diese Thematik, der Reif in seiner Doktorarbeit nachgeht, barg für sich genommen schon genügend Potential für Amüsement, wobei dies durch einen gelungenen Vortrag voll ausgeschöpft wurde. So trug Reif, der im vergangenen Jahr außerdem an oben genannten Deutschen Meisterschaften teilnahm, berechtigterweise den Sieg davon.

Sieger Simon Reif. Foto: Science Slam Erlangen Nürnberg, Peter Ruschhaupt

Sieger Simon Reif. Foto: Science Slam Erlangen Nürnberg, Peter Ruschhaupt

Thematisch lässt sich insgesamt keine einheitliche Tendenz festmachen. Im vorliegenden Beispiel waren die Vorträge breit gefächert und entstammten den verschiedenen Bereichen. So ging es um den Zusammenhang zwischen Dürer, Röntgen und den Beatles (Hornegger), um einen Wasserstoffträger namens George (Marlene Scheuermeyer), um Krebs, der nicht mit Krebs im Salat zu verwechseln ist (Lisa Britting), um die Erzeugung polarisierter Antiprotonenstrahlen (Adrian Zink) und um die Funktionsweise von Erfahrungen anhand eines kleines Mädchens namens Neele (Annika Zeddel).

Science aus den verschiedensten Richtungen also. Und bald dann vielleicht Science über den Science Slam. Darauf kann man gespannt sein, nachdem der erste Versuch einer wissenschaftlichen Auswertung in diesem Artikel doch eher laienhaft geblieben ist.

Vera Podskalsky

 

 

 

 

 

 

¹ Vgl. Heiner Klugscheißer: „Science Slam als Massenphänomen des 21. Jahrhunderts“ – eine theoretische Annäherung. München Oberschlauverlag, 2015.

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