Achtung, Ansteckungsgefahr!

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Bild: Centro Argentino de Franken

Keine Lust auf Arbeit? Nestor, die Hauptfigur der Komödie La Fiaca, kennt das nur zu gut. Er beschließt eines Morgens, nicht mehr zur Arbeit zu gehen. Es gibt tausend Dinge, die er lieber machen würde: Gymnastikübungen am Morgen, eine Schießerei nachspielen oder faul herumliegen. Antonio Garófalo spielt diesen … man möchte sagen „Faulenzer“, aber das ist er nicht. Er hat nur keine Lust zu arbeiten. Die Theatergruppe Fusión Sur aus Zürich ist am 23. November nach Erlangen gekommen, um dieses Theaterstück aufzuführen. Natürlich auf Spanisch.

Die vier Darsteller kommen ursprünglich aus Argentinien und Venezuela. Ricardo Talesnik, der Autor des Theaterstücks La Fiaca, ist auch Argentinier. Es ist sehr schwierig, diesen Titel ins Deutsche zu übersetzen. Hier gibt es Fiaca einfach nicht. Wenn Nestor sagt: „Tengo fiaca!“, heißt das in etwa, dass er keine Lust hat. Krank ist er nicht. Putzmunter tanzt er mit seinem Besucher Rodolfo (Mariangelic Schärrer) Tango und umgarnt seine Frau: „Nunca hicimos el lunes de la mañana.“ (Wir haben es noch nie am Montagmorgen getan.)

Die Übertreibungen der Darsteller sorgen für lautes Gelächter. Antonio Garófalo begeistert mit Pantomime und komischen Gesichtsausdrücken, Nestors Mutter (Claudia Teuscher) betont ganz theatralisch jedes einzelne Wort und seine Frau (Vanesa Tosto) macht sowohl beim Putzen als auch bei den verzweifelten Versuchen, Nestor zur Vernunft zu bringen, eine gute Figur.

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v.l.: Vanesa Tosto, Claudia Teuscher, Mariangelic Schärrer, Antonio Garófalo. Bild: Centro Argentino de Franken.

 

Empanadas und Standing Ovations

In dem Theaterstück geht es aber um mehr als um Spaß und Unsinn. „Wir haben uns für La Fiaca entschieden, weil es lustig ist, aber auch Tiefe hat“, so Regisseurin Jo de Carmen Montilla. Man kann es als Anspielung auf das Burnout-Syndrom sehen. Dieser aktuelle Hintergrund tritt während der Aufführung selbst in den Hintergrund. Die Darsteller spielen mit so viel Temperament und Freude am Theater, dass die Zuschauer viel zu lachen haben. Die meisten kommen selbst aus spanischsprachigen Ländern. Dadurch entsteht in der Clubbühne im E-Werk eine Atmosphäre, die eher zu Argentinien als zu Deutschland passt: Niemand hat es eilig, die Pause zwischen beiden Akten zu beenden – allein schon wegen der angebotenen Empanadas – und überall sind laute, spanische Unterhaltungen zu hören. Für gebürtige Deutsche ist das ein Ausflug in eine andere Kultur. Mit der Fusión Sur hat Tomas Friebe vom Centro Argentino de Franken e.V. ein Stück Argentinien nach Erlangen geholt. Das merkt man spätestens, als einige Zuschauer die Schauspieler am Ende mit Standing Ovations würdigen.

Die Theatergruppe war am Sonntag zum ersten Mal in Erlangen. Vielleicht kommt sie mit dem Projekt wieder, an dem sie gerade arbeitet. Hoffentlich werden sie nicht selbst von der Fiaca angesteckt wie möglicherweise der eine oder andere Zuschauer. Falls einer am Montagmorgen beim Klingeln des Weckers nicht aufgestanden ist, hatte er jedenfalls einen guten Grund: Fiaca.

Patricia Achter

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