Lilly who and the what?!

2.2

Lilly Wood and the Prick. Bild: Clément Schneider

Ein Cocktail aus Zufall, Glück und Liebe zur Musik verleiht Lilly Wood & the Prick Flügel: Im Sommer 2014 finden sie sich plötzlich auf Platz 1 der deutschen Charts wieder. Fünf Wochen lang. Dem Song Prayer in C sei dank. Wer hätte das gedacht, als sie sich vor acht Jahren zufällig in einer Pariser Bar trafen?

Nili Hadida, die aus Tel Aviv stammt, und der Franzose Benjamin Cotto stecken hinter dem ungewöhnlichen Bandnamen. Beide waren nie als Musiker tätig, bis sie sich 2006 in besagter Bar kennenlernten. Spontan komponierten sie noch am selben Abend ihre ersten Songs. In Frankreich wurde das Duo über das Internet schnell bekannt. Aber hier in Deutschland? Nein, hier kannte man sie nicht – bis der deutsche DJ Robin Schulz den Song Prayer in C als Remix produzierte. Die Musik wurde weltweit bekannt, die Band startete im Sommer 2014 eine Europa-Tour und spielte im September auch im E-Werk.

 

Ungewöhnliche Klänge

Seinen riesigen Erfolg verdankt das Duo einem Remix. Dabei ist dieser neue Sound überhaupt nicht typisch für Lilly Wood & the Prick. Der Originalsong Prayer in C klingt viel ruhiger, langsamer und fällt eher unter die Kategorie Folk-Pop. Traditionelle Instrumente wie Flöte, Gitarre und Tamburin umrahmen die charakteristische Stimme von Nili Hadida. Einmal gehört, erkennt man sie sofort wieder: Leicht rauchig ist sie, und changiert zwischen sanft und kraftvoll, je nach Lied. Ihr Können zeigt sie in dem Album Invincible Friends, das 2010 erschienen ist und die ursprüngliche Version von Prayer in C enthält. Es ist eine Version, die sich kaum für Diskos eignet, dafür aber umso besser zu einer Tasse Tee im Wohnzimmer passt. Hier kannst du sie dir anhören.

Auf dem Album sind nicht nur ruhige Songs, bei manchen dominieren auch Schlagzeug und E-Gitarre. Die Instrumentenmischung ist immer ein wenig anders, teils sehr ungewöhnlich oder gewöhnungsbedürftig: Sie reicht von Synthesizer über Glockenspiel bis hin zu Bass. Ein Großteil der Musik zeichnet sich durch eingängige Refrains aus. In den Texten geht es um verschiedene Facetten des Lebens, Gefühle und Träume. Manche Lyrics enthalten Witz, zum Beispiel No no (Kids):

„House, I don’t want no house
I’ll loose my keys
I don’t want any of them credits“

Aus anderen spricht auf fast poetische Weise der Kummer:

„Water ran through your door and mine, I know
It’s too late to say I would have liked
to know you, I know
I stare at the walls of my green green kitchen
I stare at the doors of my empty mind“

Jeder einzelne Song hat einen ganz eigenen Charakter. Auch ohne den Text ist die Stimmung immer sofort zu spüren, was besonders an der Sängerin liegt, die ihrer Stimme immer die richtige Klangfarbe verleihen kann. Und selbst, wenn die Instrumente bisweilen sehr experimentell eingesetzt werden, rettet Nili Hadida die melodischen Mutproben gesanglich.
Lilly Who and the What, das ist Vergangenheit. So nannte das Duo mit einem Augenzwinkern seine erste EP. Inzwischen müssen die Musiker nicht mehr befürchten, von niemandem erkannt zu werden – den Bandnamen hat sich trotzdem noch nicht jeder gemerkt.

Patricia Achter

Das Album „Invincible Friends“ ist bei Cinq7 erschienen.
Hier geht’s zur Homepage von Lilly Wood & the Prick.

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