Der Bücherherbst. Die erste Assoziation mit ihm ist wohl die Frankfurter Buchmesse. Eigentlich fängt er aber schon früher an. Und zwar, im Spätsommer, mit dem Erlanger Poetenfest, auch wenn Spätsommer dieses Jahr wohl eher Frühherbst ist. Egal bei welchem Wetter bleibt aber festzuhalten: Das Erlanger Poetenfest lohnt sich, mindestens genauso wie die Frankfurter Buchmesse. Kommenden Donnerstag geht´s los – Zeit, sich mit Programm und Gästen auseinanderzusetzen.
Auf die ersten Poeten wird man am Donnerstagabend bei der „Nacht der Poesie“ im Markgrafentheater treffen. Zu Gast sind junge Dichter, die nicht nur Dichter, sondern auch Romanautoren, Wissenschaftler oder, wie Lydia Daher, Musiker sind.
Wer daraufhin am Freitagmorgen sofort wieder Lust auf Literatur bekommt, der hat den ganzen Tag die Möglichkeit, sich in die Erlanger Übersetzerwerkstatt zu begeben, die inzwischen nicht mehr wegzudenken ist vom Poetenfest. Dieses Jahr geht es unter anderem um die Übersetzung von Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, um Opern-Übersetzung und eine Shakespeare-Gesamtausgabe.
Der Freitagabend bildet den Auftakt ins Entscheidungs-Dilemma, dem für den Rest des Wochenendes wohl nicht mehr zu entkommen ist. Ein Highlight stellt unumstritten das Autorenporträt mit Ulla Hahn dar, deren neuer Roman „Spiel der Zeit“ im September erscheinen wird.
Allerdings sitzt am selben Abend auch ein neues, vielversprechendes Podium des neu gegründeten Zentrums für Literatur und Naturwissenschaft (ELINAS) in den Startlöchern. „Zahl und Erzählung. Physik und Literatur“ ist der Titel, es diskutieren unter anderem Raoul Schrott und Thomas Lehr. Samstagnachmittag bietet ELINAS ein weiteres Podium, diesmal zu „Kosmopoetik: Astronomie und Literatur“ mit Ulrike Draesner, Ulrich Woelk und Jörn Wilms, dem Leiter der Bamberger Sternwarte.
Wie gewohnt ist der gesamte Samstagnachmittag außerdem voller Neuerscheinungen, diesmal sind Peter Wawerzinek, Jürgen Neffe, Yoko Tawada und natürlich endlos viele andere anzutreffen. Am frühen Abend erzählt Bildregisseur Michael Ballhaus im Gespräch mit Dirk Kruse „die Geschichte seines Lebens“, wie es in der Ankündigung heißt. Ein weiteres Highlight bildet Samstagabend noch einmal das Autorenporträt, diesmal mit Navid Kermani, der dieses Jahr zum 65. Jahrestag des Grundgesetzes eine viel beachtete Festrede hielt.
Richtig politisch wird es dann vor allem am Sonntag: Mit den aktuellen Geschehnissen in Osteuropa beschäftigen sich die Sonntagsmatinee „Russlands Rätsel. Wohin treibt das Land?“ und die Mittagsdiskussion „Die Ukraine in uns“. Der Nachmittag wird schließlich selbstreflexiv mit „Kultur als Ware“.
So weit nicht mal eine Auswahl, vielmehr einzelne Schlaglichter, die natürlich die Vielfalt des Poetenfestes nicht umfassen können. Wer die auf einem Blick und außerdem genauere Infos zu Ort und Zeit haben möchte, der schaue in den Handzettel.
Vera Podskalsky