
Cover zu A Party for Will!, herausgegeben von Petra Hesse und Peter W. Marx (Quelle: Verlag Theater der Zeit).
William Shakespeare feiert dieses Jahr seinen 450. Geburtstag. Wenn ein solcher, im Grunde bislang unübertroffener Gigant der Literatur und des Theaters ein solches Jubiläum begeht, dann ist das schon einmal eine fette Feier wert. Einige Kölner Theaterwissenschaftler veranstalten daher, unter den Herausgebern Petra Hesse und Peter W. Marx, diese Fete als Anthologie, nämlich A Party for Will! Eine Reise in das Shakespeare-Universum.
Eigentlich ist der Sammelband, erschienen im Verlag Theater der Zeit, der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Museums für Angewandte Kunst Köln. Das Buch ist jedoch auch für Leser und Interessierte geeignet, die Ausstellung nicht besichtigt haben (oder überlegen, sie zu besuchen). Im Band versammelt sich nämlich eine umfassende Mixtur an Text- und Kunststücken: Es finden sich intellektuelle, theaterwissenschaftliche oder –theoretische Kurzessays zur Shakespeare-Rezeption im (post)modernen Theater; es finden sich passend zu den Aufsätzen allerlei Portraits oder Fotos von Skizzen, Plakaten, Bilder aus Aufführungen oder anderen Ausstellungsstücken, wie das Kölner First Folio; es finden sich kurze Auszüge aus den Werken von anderen Klassikern, die sich zu Shakespeare positionierten, wie Johann Wolfgang von Goethe, dem großen Bertolt Brecht oder Heiner Müller. Außerdem wurden zahlreiche Schauspieler und Regisseure nach ihren Shakespeare-Momenten oder Lieblingsprotagonisten für den Band befragt.
Othello als Frau
Auch inhaltlich bietet der Katalog ein breites Repertoire. Marx etwa präsentiert zu Beginn eine – wenn auch pseudointellektuell-überkandidelte – Schilderung der generellen Shakespeare-Rezeption. Ansonsten wird jedoch en Détail und immer anhand zahlreicher illustrierter Beispiele auf die Rezeption eingegangen: etwa wie Tiere, Soldaten, Fabelwesen, Könige, Frauen oder Farbige bei Shakespeare im Theater dargestellt werden. Dabei ist die Position der Autoren meist eine latent progressive: Genderfragen der Theatertheorie werden erläutert, ob man Othello von einem Farbigen darstellen lassen darf oder ob er überhaupt noch als solcher dargestellt werden kann oder ob den Job nicht besser eine Frau übernehmen sollte oder wie man etwa den jüdischen Kaufmann von Venedig darstellen sollte. Doch auch die Rezeption von Shakespeare in der Popkultur findet hier einen kurzweiligen Platz: Etwa werden Comics zu Shakespeare erwähnt oder wie Disney per Donald Duck den Hamlet rezipierte und instrumentalisierte. Das Fazit des Buches lautet daher: An Shakespeare kommt man in unserer Kultur (zum Glück) nicht vorbei!
Es gibt aber auch Abhandlungen zum modernen, meist reduzierten Bühnenbild von Shakespeare-Aufführungen, was ganz im Sinne Shakespeares stünde, der ganz ohne Bühnendekoration zurecht kommen musste. Auch findet sich Theatergeschichtliches, etwa über den Übergang von fahrenden Theatergruppen zu festen Theaterstätten oder der Zunehmenden Literarisierung des Theaters zu Zeiten des elisabethanischen Zeitalters.
Ein Muss für Shakespeare-Fans
Alle Beiträge sind stets, wie es sich auch für einen Band über Shakespeare gehört, in deutscher und englischer Sprache versammelt, meist von einem ansprechenden, aber anspruchsvollen Niveau, dem jedoch auch Laien gut folgen können, zumal die einzelnen Artikel nicht besonders lang und durch sehr viele ästhetisch gelungene oder interessante Bildern untermauert werden. Ein eher marginales Manko ist es jedoch, dass Shakespeare hier auf den Theatermenschen reduziert wurde – über seine Sonette geht es etwa überhaupt nicht – und zwar die meisten wichtigsten Dramen Erwähnung finden und sich detailliert mit ihnen auseinandergesetzt wird, teils auch in extra dafür verfassten Beiträgen, aber leider fast nichts zu Macbeth zu finden ist – einem der wohl besten Stücke Shakespeares.
Größtenteils handelt es sich um einen empfehlenswerten Beitrag zum Jubiläum dieses großartigen Künstlers, um eine nette, ansprechende und oft auch kurzweilige sowie unterhaltsame Darstellung des Nachlebens Shakespeares. Für Fans des ewigen Barden eigentlich ein Muss!
Petra Hesse/ Peter W. Marx (Hrsg.): A Party for Will! Eine Reise in das Shakespeare-Universum, Verlag Theater der Zeit, Berlin 2014. Taschenbuch, 250 Seiten, 35 Euro. Weitere Informationen zum Buch und zur Ausstellung gibt es unter: http://theaterderzeit.de/buch/a_party_for_will!/ oder http://www.museenkoeln.de/home/default.aspx?s=2335.