„Ginger Baker – gibt´s den noch?“, fragt Udo Martin, der Chef der Kofferfabrik, verschmitzt am Anfang des Abends, der wie das Publikum seine Begeisterung, dass solch eine Größe des Jazz hier ein Konzert gibt, nicht verbergen kann. Denn gestern spielte dort Ginger Baker´s Jazz Confusion.
Mit einiger Verspätung betreten dann auch die Musiker Pee Wee Ellis (Tenorsaxophon), Alex Dankworth (Bass), Abbas Dodoo (African Percusion) und natürlich Ginger Baker selbst (Drums) die Bühne des ausverkauften und total überfüllten, viel zu engen Konzertraumes, bei dem es nur Stehplätze gibt – ihr Spiel jedoch macht fast alles wieder wett!
Ginger Baker ist ein Urgestein des Schlagzeugs und fungiert wohl als Exempel für alle Drummer. Er war das Gründungsmitglied von Cream, zusammen mit Eric Clapton und Jack Bruce, spielte ab 1968 mit Clapton, Steve Winwood und Ric Grech auch bei Blind Faith. Schließlich jedoch zog er durch Afrika und gab sich ihrer Musikkultur schon in der Baker´s Airforce und der Baker Gurvitz Army hin, indem er die afrikanischen Klänge mit dem klassischen Jazz zu einer symbiotischen Vereinigung verhalf. So war es auch Baker, der die Aufstellung von zwei Bassdrums etablierte, der klassischen und der afrikanischen neben Saxophon und Bass. Und auch in dieser fast einzigartigen Kombination gab er mit Ginger Baker´s Jazz Confusion für zwei Stunden ein paar seiner eher längeren Stücke zum Besten.
Afrikanische Klänge und klassischer Jazz
Und diese Kombination aus afrikanischen Klängen und typischen Jazz ergibt eine sehr spezielle, starke und außergewöhnliche Mixtur, die frischen Wind und neue Energie in das Genre bringt. Die Musik zeichnet sich vor allem durch starke Rhythmen und eine nahezu perfekte Harmonie der Musiker aus. Hin und wieder wechselt Dankworth den normalen Bass gegen einen E-Bass. Jedes Instrument bekommt regelmäßig ein Solo, alle sind aufeinander abgestimmt und manchmal scheinen sich auch Schlagzeug und African Percusion um die Gunst des Publikums, die beiden sicher ist, spielerisch und locker zu duellieren.
Doch zu wahrer Weltklasse kommt die Jazz Confusion durch etwas anderes: Das Konzert ist eine reine Klimax mit einem orgiastischen Höhepunkt! Das Ganze wird immer härter, hemmungsloser, heftiger, schärfer, energischer und aggressiv und vor allem schließlich in einer so krassen, ja schon wahnsinnigen Geschwindigkeit, dass man die Hände der an diesem Abend besonders beeindruckenden Schlagzeuger Baker und Dodoo nicht mehr sehen kann. Einfach einzigartig und einfach irre!
Schnell, scharf, hart, heftig und hemmungslos
Dennoch sind alle aufeinander abgestimmt und die Musik bleibt stets melodisch – so melodisch, dass sie spätestens nach einer halben Stunde das gesamte Publikum fast in eine Jazz-Trance versetzt hat. Vor allem in der zweiten Hälfte gelingt es ihnen, das Publikum vollends in ihren Bann zu ziehen, sodass die gesamte Tribüne von den Rhythmen erbebt. Am Schluss bricht bei der Zugabe sogar eine regelrechte Hysterie aus.
Die Ginger Baker´s Jazz Confusion spielt heute um 20 Uhr noch einmal in der Kofferfabrik, Lange Straße 81, 90762 Fürth. Das Konzert ist schon ausverkauft, es besteht jedoch die Chance, an der Abendkasse eventuell hereingelassen zu werden. Zu Ginger Baler siehe auch: www.gingerbaker.com. In der Kofferfabrik gibt es regelmäßig hochkarätige Jazzkonzerte. Für weitere Informationen siehe: http://kofferfabrik.cc/konzerte/konzerte.html.
Philip J. Dingeldey