Die Künstlerin Kirstine Roepstorff stellte im Kunstpalais Erlangen Klangcollagen aus. Das besondere an ihnen ist, dass der Klang im Kopf des Betrachter entstehen soll. Formen, Anordnungen und Material waren dabei Partitur und zugleich ästhetische Visualisierungen einer gedachten Musik. Die Hochschule für Musik Nürnberg hat sich eingehend mit den Bildern und Installationen beschäftigt und die Musik aus den Gegenständen befreit.
Die Collagen der Dänin Kirstine Roepstorff waren bis zum 17.11. unter dem Titel Walking Beside Time ausgestellt. Abseits der Klangaspekte, auf die noch eingegangen werden soll, vereinen die Bilder und vor allem die Skulpturen bzw. Messinginstallationen Ruhe und Kraft auf eine besonders sinnliche Weise. Es wirkt als würden die Gegenstände in sich ruhen und doch wirken sie in ihren Teilen lebendig, oft sind sie ja auch beweglich. Harmonie könnte man das nennen.
So erschließt sich auch schon dem unbedarften Beobachter eine inhärente Melodizität, das Wechselverhältnis zwischen Ruhe und Kraft liegt den Collagen aus Messing, Stoff, Papier und Holz auch konzeptionell zugrunde. So stehen Kreise für Stille, geometrische Formen für moderne Klänge und Wellenformen für Urklänge.
Aufgrund dieser Vorgaben haben die Studierenden des Studiengangs Elementare Musikpädagogik um Prof. Rainer Kotzian die Kunstwerke musikalisch interpretiert. Das gelingt ganz außerordentlich und verschafft so einen neuen Zugang zu den Ausstellungsstücken. Auf einmal versteht man, woher die Faszination rührt, die ihnen entpringt. Kein Kunsthistoriker könnte sie schlüssiger erklären als die Darbietung der Studierenden, die selbst wiederum eine Collage aus Musik, Bild und Tanz ist, eine Metacollage.
Walking to Kirstine heißt die Performance und so stellt sich gleichsam der Abend dar. Nach einer ersten Annäherung vor einer Projektion von einzelnen Collagen im Innenhof des Palais Stutterheim, führen die Künstler den Zuschauer in die Ausstellung selbst und konfrontieren die einzelnen Stücke mit ihrer Interpretation. Förmlich wird die eingeschlossene Musik aus ihnen befreit, in diesem Moment beginnen die Kunstwerke zu sprechen, erzählen eine Geschichte, die freilich nur vom Rande her verstanden wird.
Nach den Darbietungen der Studierenden gibt es noch einmal die Gelegenheit, durch die Ausstellung zu wandeln. Die Ausstellungsstücke sind wieder in ihre erhabene Ruhe zurückversunken und doch: Ganz still ist es nicht, es sind nachwehende Klänge.
Timo Sestu