Wenn einem das Lachen im Halse stecken bleibt…

 

Talke Blaser, Felix Höfner, Asta Nechajute

Talke Blaser, Felix Höfner, Asta Nechajute

Nö-theater Köln“ zeigt „V wie Verfassungsschutz“

Satire funktioniert durch Überzeichnung.Wenn Überzeichnung aber nicht mehr gelingt, weil der Satiriker von der Wirklichkeit überholt wird, stimmt das nachdenklich. Wenn es sich bei dieser Wirklichkeit um die Realität des Verfassungsschutzes handelt, dann hofft man, hier werde doch überzeichnet.

Diese Hoffnung macht das „Nö-theater Köln“ in seinem 3-Mann-Satirestück „V wie Verfassungsschutz“ im Rahmen des Arena-Festivals jedoch zunichte. Es bedarf keines ausgefeilten Plots, die Beschreibung der Homepage des Verfassungsschutzes oder das Nachspielen einiger Szenarien bergen schon per se genug satirisches Potential.

Felix Höfner

Felix Höfner

So werden, nachdem Verfassungsschutz-Maskottchen Leo Lupix über die Bühne getanzt ist, grotesk wirkende V-Mann-Praktiken gezeigt, die sich durch hinterher genannte Fakten als wahr erweisen und vor Augen führen, dass die rechte Szene häufig vom Verfassungsschutz profitiert. Die Straftaten, in die V-Männer verwickelt waren, werden von den Schauspielern Talke Blaser, Felix Höfner und Asta Nechajute nicht nachgestellt, sondern aufgezählt, „Verfassungsschutz ist schließlich auch schlechtes Theater“. Spätestens die Nennung der „fünf peinlichsten Fälle für den Verfassungsschutz“, die in der Darstellung der NSU-Affäre gipfelt, und das Schreddern der zugehörigen Akten auf der Bühne machen deutlich, wie viel Groteske in der Realität dieser Institution liegt.

Asta Nechajute, Talke Blaser, Felix Höfner

Asta Nechajute, Talke Blaser, Felix Höfner

Ergänzung oder Überfrachtung?

Trotzdem begnügt sich Regisseur Janosch Roloff nicht mit möglichst realitätsnaher Darstellung, sondern baut zusätzliche Elemente ein. Einerseits unterstützen diese die kritische Intention, wenn zum Beispiel die Schauspieler, die bei der Aufzählung jeder V-Mann-Straftat einen Schritt nach vorne treten, im Publikum landen. Andererseits werden aber auch neue Themenkomplexe aufgemacht: Die nicht durchgängig zugrundeliegende Rahmenhandlung, die Aufführung eines Resozialisierungstheaters für ehemalige Verfassungsschutz-Mitarbeiter, führt zum Beispiel zu Reflektionen über das eigene Theaterspiel. Auch erscheinen in die Länge gezogene und für Verwirrung sorgende Effektsequenzen, wie ein in Zeitlupe aufgeführter Tanz. Dadurch wirkt die Aufführung überladen und fordert ein immenses Maß an Konzentration für den Zuschauer, dem durch die schlichte Konfrontation mit Tatsachen doch ohnehin einiges abverlangt wird.

Vera Podskalsky

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