Unkonventionelle Künstlerin im konventionellen Konzertsaal

Wallis Bird am 29.5.2013 beim „Take a seat and listen“-Festival! Vera Podskalsky berichtet.
Wallis Bird mit Gitarre

Leoparden-Zebra-Leggings auf schwerem Schuhwerk, ein atypischer Haarschnitt und die Flasche Bier in der Hand – kurz: Wallis Bird, wie man sie kennt. Und dann der Musiksaal der Nürnberger Symphoniker: klassisch, gediegen, Stühle mit Sitzpolstern, für die es Platzkarten gibt. Da passt etwas nicht zusammen – dessen ist sich die irische Sängerin durchaus bewusst („It´s like Bob Dylan goes electric“). Das hält die 1,60 Meter kleine Tochter eines Pub-Besitzers und ihre Band aber nicht davon ab, beim „Take a seat and listen“-Festival genau das zu tun, was sie immer tun: Durch eine einzigartige gefühlvolle und energetische Rock-Pop-Folk- Mischung eine unsichtbare Verbindung zwischen Bühne und Publikum herstellen.

Bandmusik, die aufstehen lässt

Die Schnittstelle dafür bildet das routiniert harmonische Zusammenspiel der Künstlerin und ihrer Band, bestehend aus den deutschen Brüdern Michael Vinne (Bass) und Christian Vinne (Schlagzeug), sowie den Iren Aidan (vielfältig einsetzbar) und Aoife O‘ Sullivan (Sängerin, diesmal leider nicht dabei). So harmonisch, dass Instrumente auch mal ausgetauscht werden: Bei einer einzigartigen Version von „Heartbeating City“ übernimmt Wallis  das Schlagzeug und Schlagzeuger Christian Vinne als Beatboxer das Mikrofon. Spätestens hier wird eine Energie entwickelt, die in den Polstersitzen unwillkürliche Schüttelbewegungen hervorruft und dazu führt, dass sich die Zuhörer beim letzten Song „encore“ aus ihrem 2012 erschienen Album „Wallis Bird“ nun doch erheben. Wer seine Gitarre falsch herum spielt (als Kleinkind verlor Wallis bei einem Unfall einen Finger und begann deswegen, eine Rechtshänder-Gitarre linksherum zu spielen), der schafft es eben auch, das Publikum beim „Take a seat and listen“-Festival zum Stehen zu bringen.

Akustische Traumbedingungen

Wallis BirdEinen nicht zu leugnenden Vorteil hat die untypische Location jedoch durchaus: Die Akustik. Ein Saal, der für Orchesterkonzerte ausgebaut wurde, schafft es, das Publikum wie einen professionellen Backgroundchor klingen zu lassen und ermöglicht es außerdem, dass Verstärker und Mikrofon mal zur Seite gelegt werden können. Und das tut Wallis dann auch einmal und löst dabei etwas aus, das die überstrapaziert abgedroschene Bezeichnung „Gänsehautfeeling“ nicht zu beschreiben vermag – der letzte Schritt, um bei einem ungewöhnlichen Konzert endgültig im Publikum anzudocken.

Vera Podskalsky

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