“The price for the ideal is death“

„Absolute Perfection“ von Peter Land im Kunstpalais Erlangen (18. Januar 2013 – 24.März 2013)

GIRL, 2012

GIRL, 2012
Courtesy Galleri Nicolai Wallner, Copenhagen, Denmark, © the artist

Ein Kinderkopf mit blonden Zöpfen starrt ins Leere. Hoffnungsvoll hebt sich der Kopf, doch die Augen sind trüb. Unmenschlich, unheimlich, – perfekt? Wie funktioniert Perfektion bei Kindern, kann es das überhaupt geben? Das fragte sich der dänische Künstler Peter Land. Auf der Biennale 2005 in Venedig stellte er bereits aus, in Genf und Melbourne, Hamburg und Linz, nun in Erlangen im Kunstpalais, unter dem Slogan: „Absolute Perfection“.

Auf der Leinwand sind die Kinder dafür umso unvollkommener, sie haben große Nasen, einem Jungen fehlen die Beine, einer hat einen Wasserkopf, ein Mädchen hat eine überdimensionale Zunge. Alles ein bisschen grotesk in seiner Überproportioniertheit, und so spielt der Künstler mit Humor und einem Hang zum Absurden. Wann nehmen sich Kinder selbst wahr, werden schüchtern, entwickeln sich zu eigenständigen Persönlichkeiten? Land zeigt, teilweise in verstörender Art und Weise, Szenen aus dem Alltag von Kindern, die wahrscheinlich lange nicht so sensibel sind, wie Erwachsene sie einschätzen. Jedes Kind erlebt im Prozess des Erwachsenwerdens Traumata, es muss lernen, damit umzugehen. Die Bücher des auch in Deutschland bekannten dänischen Pädagogen Jesper Juul kennt Peter Land nicht, doch er hat vor, sie zu lesen – auch wenn er selbst kinderlos ist.

wunderkind

Wunderkind, 2007; Courtesy Galleri Nicolai Wallner, Copenhagen, Denmark, © the artist

Das Kunstpalais veranstaltet viele Workshops für Kinder im Zusammenhang mit der Ausstellung, obwohl die Ausstellung nicht speziell für Kinder gedacht ist, wie Land sagt. Eine mögliche Aussage seiner Ausstellung könnte sein, sich als Eltern selbst von außen zu betrachten. Macht man alles richtig? Im Vergleich zu vor 150 Jahren vielleicht, aber gibt es heute die perfekten Eltern?
Für Peter Land spiegeln Kinder die Werte einer Gesellschaft wider, „The price for the ideal is death“, sagt er. Wenn wir es zu weit treiben mit dem Perfektionismus, wird das möglicherweise unvorhersehbare Folgen haben.

Lachende Unheimlichkeit

Seine Bilder zeigen häufig Einzelporträts, die manchmal wie Comic-Illustrationen wirken. Sie strahlen eine Unheimlichkeit aus, man weiß nicht genau, woran das liegt, bis dem Besucher bei „Stroll in the park“ unverkennbar das Grausen kommen kann. Kinder haben sich erhängt, wie verfaulende Früchte hängen sie an Bäumen im Wald, einem Jungen hängt blau verfärbt die Zunge aus dem Hals. „Man lacht oft, wenn man Angst hat, um sich zu beruhigen. Es gibt das eine nicht ohne das andere, ich versuche ein Gleichgewicht herzustellen“, erklärt Peter Land.

Den leisen Schauer, der dem Besucher über den Rücken läuft, muss er sich wohl weglachen.

Johanna Meyr

Ein Gedanke zu „“The price for the ideal is death“

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