Das Smartphone verheißt kein Gericht und auch nicht, wie mit dem Auto möglichst komfortabel von A nach B zu gelangen ist, sondern stellt in Aussicht, mühelos vom eigenen Standort aus seine Beziehungen pflegen und mit jedem beliebigen Empfänger auf der Erde kommunizieren zu können. Die dauernde Bereitschaft, zu senden und zu empfangen verführt allerdings zu einer neuen Art von Unrast: ständig auf Abruf bereit und mit den Gedanken nicht mehr wirklich dort zu sein, wo man sich befindet. Neue soziale Techniken sind entstanden, inklusive Kinderkrankheiten. Die zahlreichen Zusatzfunktionen werden von vielen mehr genutzt als die eigentliche Sprechfunktion. Ständige Innovationen führen auch zu einem Druck, mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten.
Der technologische Aufwand, mit dem wir täglich den Kontakt mit unseren Freunden halten, hat 1969 für die erste Landung von Menschen auf dem Mond und deren Rückkehr zur Erde ausgereicht. Was erreichen wir mit dem Smartphone und was macht das Smartphone mit uns?
Von einer symbiotischen Beziehung berichtet Nina Pauer in der Wochenzeitung DIE ZEIT vom 27. September 2012. Eine klare Trennung der Realität in on- und offline, zwischen denen wir zerrissen seien, scheint ihr nicht mehr möglich, eine Spielsucht schreibt sie nicht sich selbst, sondern dem Gerät zu. Da es erlaubt, mehrere Sachen gleichzeitig zu tun, wird es auch getan.
Entgegen dem Glauben, mehr und besser zu arbeiten, wenn man vieles gleichzeitig tut, behauptet die amerikanische Kulturwissenschaftlerin Sherry Turkle, durch Multitasking werde alles ein bisschen verschlechtert. Sie hat untersucht, dass Smartphones „nicht nur verändern, was wir tun, sondern auch, wer wir sind. Sie bestimmen, wie wir miteinander und mit uns selbst umgehen.“.1Viele Menschen geraten in Panik, wenn sie keinen Empfang oder ihr Smartphone nicht bei sich haben, aus Angst davor, allein zu sein oder etwas zu verpassen. Der Umsatz von Informationen und Ideen geht heute schneller als jemals zuvor und wir kommen kaum mit dem Sortieren nach. Täglich sind wir einer Flut von Daten und Bildern ausgesetzt und haben kaum mehr die Zeit und die Geduld, ein Bildoder ein Wort auf uns wirken zu lassenund es auszukosten.