Der zweite Gedichtband von Lydia Daher „Ingesamt so, diese Welt“ (Buch und CD) ist eine Entdeckung. Um was geht es?
Das permanente Erschlagen-Sein von allem und die mutigen Schritte dahin, wo es keine Erlösung gibt. Aber vielleicht Beständigkeit. Der mind state der diffusen Epoche. Man findet so selten eine wahrhaftige Dichterin, die sich nicht zu bequem ist, hinzusehen. Auch dahin, wo es unangenehm wird. Und dann die Worte dafür sucht, die elegantesten Worte, ohne die Form zu hoch zu stellen.
Die grundlegende Bereitschaft, auszuhalten. Was auszuhalten? Die Einsamkeit. Jede Begegnung ist eine Chance und jedes Gedicht. „Ein Schwur. Ein Stattdessen. Der Tag darauf.“
Das Vergehen.
“Nicht jede Geschichte, die als Explosion beginnt
muss zwangsläufig in Asche enden.“
Die Hoffnung. Die Hoffnung, dass da draußen Komplizen sind, die auch aushalten und nicht gehen, wenn es unbequem wird.
Die Beständigkeit.
Und alles dazwischen. Die Asche. Die Enttäuschung. Die Erinnerung. Die Suche.
Lydia Daher’s „Insgesamt so, diese Welt“ ist ein wichtiger Gedichtband. Und ihre Stimme ist genauso matt und melancholisch, wie sie sein muss, um diese Texte zu lesen. Ihre Worte stehen dann im Raum zwischen den Boxen und dem eigenen Bewusstsein. Und wenn man ins Bad geht oder einkaufen und zurück kommt, stehen die Worte immer noch da. So was passiert selten.
Für 14,90€ kann man ziemlich viel kriegen. An den richtigen Tagen bekommt man zwei Kinokarten dafür. Mag sein. Kauft lieber „Insgesamt so, diese Welt“. Erschienen bei Voland & Quist. CD inklusive.
Joshua Groß