Glockenspiel – Der „NACHTmarkt“ der Kuriositäten

© Sebastian Pape

Das Glockenspiel, eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen, hat auch am 26.04.2012 wieder all seinen neugierigen Besuchern, die sich rechtzeitig eine der begehrten Karten sichern konnten, die Pforten geöffnet. Diesmal begann die Entdeckungsreise jedoch schon beim Einlass, beim Vorzeigen der Eintrittskarte wird jedem Besucher ein Lageplan des Nachtmarktes, sowie jeweils zehn „Nimoneten“ ausgegeben. Das mit verschiedenen, sich auf den Nachtforscher Karl Nimeni beziehenden, Symbolen und Gegenständen bedruckte Geld, erinnert stark an das des Spieleklassikers Monopoly und eine gespannte Atmosphäre macht sich breit.

Und dann geht es los. Schnell wird sich ein Überblick verschafft: Gleich im Eingangsbereich gibt es eine rote Plüschhöhle in der Tarotkarten gelegt werden, desweiteren sticht dem Besucher eine Bischofsmütze ins Auge, sowie ein Stand mit zwei Ärzten und allerlei medizinischem Gerät sowie teilweise unidentifizierbaren Innereien in Schalen (Anm. d. Red.: Hier kann und mag nicht näher auf die Art und Beschaffenheit des Genannten eingegangen werden.). Doch dazu später.

Nachdem der Besucher kurz mit neugierigen Blicken die heutigen Stände und Gestalten in Augenschein genommen hat, wird das Publikum offiziell auf dem Nachtmarkt begrüßt und auf einige der Händler und Attraktionen aufmerksam gemacht, so auch auf die vier Personen im Glaskasten hinter der Bar. Mit vier vom Publikum gegebenen Begriffen, wollen sie in 60 Minuten eine Performance erarbeiten. Man darf gespannt sein!

Aber zuerst wird, markttypisch, das Recht einen Begriff zu geben, an den Mann (die Frau) gebracht (man erinnere sich an Marktausflüge mit der Familie, bei denen sich die Händler gegenseitig überschreien wollten, um ihre Obst-, Wurst-, Käsekörbe an den geneigten Kunden zu bringen).

Nach kurzem Hin und Her stehen die Begriffe fest: Dekonstruktion, Endoplasmatisches Reticulum, Apfelmuffin und Arschgeschwür… (so mancher Besucher mag froh sein, vor und nicht hinter der Glasscheibe zu stehen).

Das Schlendern über den Markt, und die Jagd nach Schnäppchen, beginnt. Und es gibt einiges zu sehen, neben dem amüsant anzusehenden (und anzuhörenden) Aufstieg und Fall der Band Ich+Ich+Ich, sozusagen im Zeitraffer, gibt der „Einsame Tenor Eibe Stürken“ sein Können zum besten. Wie auf jedem zwielichtigem Markt, darf auch das Glücksspiel nicht fehlen, und so kann man hier gegen allerlei zwielichtiges Gesindel (man möge den Ausdruck verzeihen, aber er passt so gut zum Thema) würfeln. Der Gewinn: die Teilnahme an einer „Partnervermittlungsaktion“. So mancher mag es als Glück oder Unglück ansehen, im Würfeln eine absolute Niete zu sein und nur einen Trostpreis (Wodka und/oder Kondom) abzustauben. Da scheiden sich wohl die nächtlichen Geister.

Die bezaubernden Moderatoren des "Quiz Contra Me" © Sebastian Pape

Nach einer kompetenten Beratung, teilweise anschaulich am lebenden Exemplar (der bedauernswerte Praktikant), bezüglich diverser Schönheitsoperationen, wie z. B. die Umoperation der Beine zu einem Meerjungfrauenschwanz (auf Wunsch besetzt mit echten Swarovskikristallen!; bei Interesse an die „Nocturne Medical Group“ wenden), dem Aushandeln eines Ablassbriefes (man erinnere sich an die erwähnte Bischofsmütze), dem Verhandeln über den Kauf von Aktien für ein Unternehmen, wo sich Sinn und Nutzen des einzigen Produktes wahrscheinlich keinem auf Erden wandelndem Wesen erschließen, werden Rufe laut, die den Beginn des „Quiz Contra Me“ (die dem Lateinischen Mächtigen wissen: „Wer gegen mich“), verkünden.

Zwei bezaubernde Moderatoren, deren schillernde Facetten an einige bekannte, z-prominente Moderatoren erinnern, lassen Fragen und Nimoneten auf die begeistert belustigte Teilnehmermenge regnen. Wer vertieftes Allgemeinwissen beweist, kann danach mit prall gefüllter Geldbörse, die aufgrund des ständig schwindelerregend steigenden Bierpreises auch dringend nötig ist, weitere Kuriositäten entdecken.

Nachdem auch der fußballbegeisterte Tarotkartenleger, die Hörpornos (Zutritt nur nach Tauschgeschäften mit leicht bekleideten Damen), die Teppich- und Zigarettenhändler sowie all die anderen bunten Gestalten und Stationen bewundert wurden (wer eine ausführlichere Beschreibung wünscht, muss sich an jemanden wenden der dort war oder, noch viel besser, dem Glockenspiel demnächst mal selbst seine Aufwartung machen), fehlt natürlich noch, dass die Glaskastentruppe ihren gespannt erwarteten Teil zum Abend, Pardon, zur Nacht, beiträgt.

Was genau es mit der gelben Farbe auf sich hatte, blieb zwar manchem Zuschauer der Performance verborgen, lustig war es trotzdem © Sebastian Pape

Wer hätte gedacht, dass sich Arschgeschwür und Apfelmuffin so gut miteinander vertragen?! Die anschaulich vorgetragene Performance (Musik/Lied, tolle Zeichnungen, Lesung) fügt sich zu einem schlüssigen, humorvollen Ganzen und ist ein klingender Abschluss.

Nach zwei Zugaben des bewundernswerten Tenors geht der Abend, wie übrigens bei jedem Glockenspiel, nahtlos von der Theaterperformance in die After-Show-Party über, bei der noch länger miteinander über das Gesehene gedacht, gesprochen und gelacht wird.

Am 18.05.2012, ausnahmsweise ein Freitag, findet das nächste Glockenspiel statt. Das Thema: mordNACHT. Man darf gespannt sein! (Und sollte möglichst bald Karten besorgen.)

 Johanna Heuering

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.