Was haben ein Dieter Bohlen und eine Daniela Katzenberger gemeinsam? Sie sind zwar da, aber wenn nicht, würde sie dann jemand vermissen? Womöglich nein. Aber: Die Zwei hatten auch das Privileg erhalten, ein Buch veröffentlichen zu dürfen. Ohne den oben genannten Personen, oder denjenigen, die früher oder später im Dschungelcamp oder auf der Alm landen, oder zumindest die Voraussetzungen dafür erfüllen, zu nahe treten zu wollen: Was haben diese Personen Deutschland oder der Welt schon zu erzählen? Dieter Bohlen ist zwar ein erfolgreicher Geschäftsmann, der es in seinem Leben weiter als vielleicht manch anderer gebracht hat, aber wen interessiert schon „Nichts als die Wahrheit“ über Dieters Leben, verletzt an seinem besten Stück oder im Bett mit Feldbusch und Co.? Wer möchte das wissen? Oder die Doppel-D-Blondine, die es irgendwie ins TV schaffte und uns nun, mit Mitte Zwanzig, mit ihrem Buch belehren möchte: „Sei schlau, stell dich dumm“!
Diese beiden Bücher sind das Produkt einer weitgehend zu kommerzialisierten Buch- und Verlagsbranche. Im 21. Jahrhundert ist es längst in Vergessenheit geraten, dass Bücher auch von unbekannten Autoren und fernab des Mainstreams, nur aufgrund der literarischen Leistung auf der Bestsellerliste landen könnten oder zumindest schon allein wegen ihrer Existenz in den Bücherregalen eine Bereicherung für die deutsche Literatur darstellen würden. Gibt es unter den großen Verlagen noch solche, die aus reiner Überzeugung verlegen und sich wegen des Glaubens an eine Sache für ein womöglich weniger gewinnbringendes Manuskript entscheiden?
Egal wer das Buch heute geschrieben hat, die Person sollte Profit einbringen, also einen halbwegs bekannten Namen tragen. Oder es sollte, zumindest im Moment, bei immerhin einer Figur des Buches Blut auf dem Speiseplan stehen. Dass in den Lektoratssitzungen, in denen die Manuskripte vorgestellt werden, die Marketing- und Presseabteilung eine der gewichtigsten Stimmen besitzt, ohne deren Absegnen keine Veröffentlichung durchgeführt wird, ist ein weiteres Indiz für die momentane Arbeitsweise im Verlagswesen. Auftragsarbeit und gute Kontakte bestimmen das Verlegen und für unbekannte Autoren ist es fast schon unmöglich, die Zielgerade zu erblicken. Junge Talente bleiben auf der Strecke liegen. Der Wunsch verlegt zu werden – und sollten es nur ein paar Seiten sein – schwindet immer mehr.
Es gibt allerdings auch Verlage, die anders handeln. So ein Verlag ist der Stellwerck-Verlag aus Würzburg.
Wer genau der Stellwerck-Verlag ist, wie er gegen die Situation in der heutigen Verlagsbranche ankämpft und warum er gerade für junge, unbekannte Autoren so attraktiv und wichtig ist… das alles demnächst hier auf re>flex.
Jennifer Schrepfer