Dialog in violett

 

Als Floyd sah, wie Flint den 1602 um die Kurve lenkte, ließ er die Kippe fallen und löste sich lässig von der Zuchthausmauer, wobei er die Bewegung gekonnt verlangsamte, während sein Absatz über die glühenden Reste streifte.

Der Wagen hielt am Straßenrand und Flint, dem ein Joint im Mundwinkel steckte, schob professionell zwei Buddeln voll Rum aus dem Fenster. Er trug seine Lakers-Cap rückwärts auf dem Kopf. Du hast dich verspätet, bemerkte Floyd, der gleichzeitig spürte, dass sich der Himmel verdächtig tief hielt, obwohl es dafür keine Anhaltspunkte gab (für den Himmel und für Floyd, versteht sich). Junge, ist das ’ne Begrüßung, erwiderte Flint und schmiss die Flaschen verärgert auf den Schoß seines Beifahrers. Er fuhr los. Morgens um 10 trink ich nicht, erklärte ihm Floyd. Ich merk schon, Flint nickte. Da erzähle ich dir was von einer violetten Masse und danach kommst du mit der parierenden Argumentation via Verweis auf gängige Zeitstrukturen: Eine überzeugende Taktik… Werd‘ nicht lächerlich, meinte Floyd und langte nach dem Joint. Und dann kann sich der Gute nicht mal für eine Seite entscheiden und grabscht nach dem Purple Haze, sagte Flint. Ich empfehle eine tüchtige Brise Verhaltenstherapie, du bist ein schamloser Überläufer. Was ist die letzten zwei Wochen passiert? Fragte Floyd, um diese unglückliche Unterhaltung umzuleiten. Primär habe ich die deutsche Sprache auf ihren Haar-Fetisch untersucht, eröffnete Flint. Den Flipper-Rekord habe ich mehrmals geknackt, dem Kanarienvogel muss man einen dorsalen Federschwund attestieren, das arme Tier ist zu bemitleiden. Wie konnte es zu solchen Auswüchsen kommen? Fragte der Entlassene. Hauptverantwortlich ist wohl eine 12-köpfige Delegation aus Iowa, indianischer Abstammung. Ärgerlicherweise kann ich nicht mehr dazu sagen, sie hinterließen einen fraglichen Zettel und das gerupfte Vieh. Blöd gelaufen, fasste Floyd zusammen und fügte an: Eigentlich hab ich Hunger. Eine äußerst haarige Situation, warf Flint ein. Die Salbe für den Vogel ist irrsinnig teuer. Und als sich Floyd aufregen wollte, schob Flint nach: Beginne jetzt nicht mit dieser Haarspalterei. Floyd winkte ab. Du bleibst ein elender Idiot. Hätte ich gewusst, dass du dir dieses haarsträubende Verhalten im Knast holst, deutete Flint an. Ich habe verfluchte Lust auf Krapfen, entschied Floyd. Und wenn schon, brummte der Fahrer. Was schlägst du vor? Floyd drehte sich um und sah die Schrotflinten auf dem Rücksitz. So machen wir das, nickte er. Eine kurze Anmerkung, sagte Flint. Du wirst mal wieder haarscharf am Knast vorbei kommen, wegen so einem Blödsinn. Floyd insistierte: Such lieber ’ne Bäckerei. Wenn du meinst, Flint zuckte mit den Schultern, nahm den Joint, der ihm hingehalten wurde und lenkte gekonnt durch einige Autos, die an einer Ampel warteten. Haarfein, murmelte er dabei und Floyd schaute ihn verstört an. Wir werden das durchziehen, sagte Floyd. Trotzdem, ein bißchen seltsam ist das schon, mit diesen Iowas. Haargenau, antwortete Flint. Also wenn du damit nicht langsam aufhörst, schrie Floyd auf einmal, während er die Knarren vorholte. Ich hetz‘ dir meine Jungs aus Harlem auf den Arsch, knurrte Flint. Es ist irgendwann genug, kam zurück. Ich sag dir das jetzt einmal, formulierte Flint in einem festen, aber ruhigen Ton. Du stehst um Haaresbreite vor einem Unglück und wenn du nicht gerade aus dem Knast kommen würdest…

Nach ihrem Coup kaute Floyd geduldig an diversen Krapfen, die sie in ihre Hütte geschafft hatten. Es regnete. Eigentlich lag alles voll Krapfen, Flint begann frustriert Rum zu trinken und um es in seinen Worten zu beenden: Er nutzte die haarkleine Chance, eine Alkoholvergiftung zu bekommen, wegen der er mehrere Tage im Krankenhaus lag.

Joshua Groß

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