Das Bild eines wild schaukelnden Mädchens lädt zum Sehen ein.
Thomas G. Werner greift in die Saiten seiner Gitarren und begrüßt die Gäste.
Wie bitte, das soll eine Lesung sein?! Ja, genau, modern multimedial, und zwar bereits die dritte der Autorengruppe „Wortwerk“ in Erlangen.
Lukas Wilde, eingeweihte Performance-Theatergänger kennen ihn bereits vom Guckkasten, der beim ARENA-Festival entstanden ist, leitete souverän, witzig, locker durchs Programm.
Gemeinsamer Nenner des Abends war das bereits genannte schaukelnde Mädchen, das das Künstlerpaar Rene und Radke in einem Foto verewigte. Einige Texte bezogen sich explizit darauf, zum Beispiel der des Mundartfans Roland Halbig, der das Publikum darum bat, während des Lesens eines seiner Texte sich das Foto genau anzusehen, ohne zu blinzeln!
Auch Florian Götz bezieht sich auf das Bild in seinem Anglizismen-lastigen und teils englischsprachigem Text „HOW TO WRITE LOVE POEM“. In Countdown-Manier zählt er herunter, imagine, bis ins Nirvana.
Doch auch die Heimat kommt nicht zu kurz, gleich zwei Texte lassen ihre Handlung in Erlangen spielen: Saskia Hinze malt ein verschwitztes Bild des abkühlendes Röthelheimbads (das 2011 einfach viel zu wenig genutzt werden kann!), bis die idyllische Kleinstadt Mittelfrankens plötzlich im Krieg versinkt. Nicht ganz so drastisch geht es bei Thomas Werners Ausschnitt aus seinem Roman „Bewusstsein Erlangen“ zu. Er spielt dazu auch noch fröhlich auf seiner Gitarre wie sein Protagonist, mal was anderes!
Wortwerk gründet sich nicht nur aus Studenten, auch Natasha Dragnic, die bereits den Roman „Jeden Tag, jede Stunde“ veröffentlichte, ist wieder dabei. Mit ihrer subtil verspielten und tiefgründigen Sprache zieht sie das Publikum diesmal mit der Kurzgeschichte „Abwesend“ in ihren Bann.
Auch Johannes Frey hat schon einen Namen, hauptsächlich im universitären Bereich (passend zum hauptsächlich studentischen Publikum). Unter anderem arbeitet er an der FAU als Mediävistikdozent. Dass er seine Doktorarbeit über Erzähltechniken verfasst hat, merkt man seiner Kurzgeschichte „Gestern war Ragnarökr“ an.
Rebekka Knoll, die mit Carolin Hensler Wortwerk in Erlangen 2008 ins Leben gerufen hat, ist extra aus Berlin gekommen, wo sie zur Zeit Theaterwissenschaften studiert. Ihre Liebesgeschichte spielt unter künstlichen Palmen und endet im Wald.
Anja Zeltner lässt William Fitzsimmons in ihrer dreiteiligen Kurzgeschichte auftreten, passenderweise spielte der bärtige Sänger vor kurzem erst in Nürnberg. Sie schneidet ein Stück aus dem Kuchen der heutigen Twens und präsentiert es dem Publikum.
Carolin Henslers Protagnonistin trägt den Namen Martha, und sie setzt sich in der gleichnamigen Kurzgeschichte mit Fregoli auseinander.
Wieder einmal haben die Zuhörer einen Einblick davon bekommen, wie viefältig die mittelfränkischen Autoren sind. Man darf gespannt sein, wie sie sich in den nächsten Jahren weiterentwickeln. Mehr Infos gibt’s auf www.wortwerk.net
Johanna Meyr