„A play in which nothing happens, twice. “ (Vivian Mercier)

Schon bevor das Stück beginnt, kann man sich dar­über amü­sie­ren, wie ein Junge sich darum bemüht, seine Schuhe aus­zu­zie­hen. Vergebens.

Der Zweite auf der Bühne, ein in Jog­ging­hose und Sweat­shirt geklei­de­ter Mann mit Mütze, läuft umher, schaut abwe­send und müde in die Ferne.
Die Zuschauer sit­zen, es kann los­ge­hen.
Im ent­ste­hen­den Gespräch (Gogo, so erfah­ren wir, ist sein Spitz­name, schafft es dann doch noch, sei­nen Schuh aus­zu­zie­hen!) lauscht man Andeu­tun­gen, sie hät­ten sich doch schon damals vom Eifel­turm stür­zen sol­len, dass der Herr mit Mütze, Didi, Dich­ter wer­den wollte und Gogo, bestimmt und sicher, gehen möchte!

„Wir kön­nen nicht gehen.“ „Warum denn nicht?“ „Wir war­ten auf Godot!“

Achso… Gogo scheint sich daran nur nicht mehr recht erin­nern zu wol­len…
Ob Didi sicher sei, hier am rich­ti­gen Treff­punkt zu sein? Und waren sie nicht schon ges­tern hier?

Unschlüs­sig­keit macht sich breit, die weg­ge­wischt wird: es sei hier beim Baum gewesen!

„Aber wieso war­ten wir denn auf Godot?“ Gogo kann sich wohl noch immer nicht daran erin­nern. Weil sie ihn um etwas gebe­ten haben. Und er werde mal sehen. Er könne nichts ver­spre­chen. Müsse Fami­lie und Freunde fragen.

„Und sind wir an ihn gebun­den?“ „Nein nein, nie­mals! Noch nicht…“

Stim­men vom hin­te­ren Teil des Rau­mes.

Ein klei­ner Herr mit Hut und Bart erscheint, der den rie­si­gen, Robo­ter­haft­wir­ken­den mit einer Hun­de­leine vor sich her­lau­fen lässt und ihm Befehle zuruft.
Seit 6 Stun­den seien sie jetzt schon unter­wegs, und end­lich tref­fen sie auf Men­schen, was für ein Glück. Der Befehl wird dem Trä­ger, Lucky, ent­ge­gen gebrüllt: „Stuhl!“

Der Trä­ger macht, was sein Herr Pozzo ihm befiehlt. Die­ser scheint ande­ren gegen­über etwas domi­nant zu sein. Und auch sich selbst. Ein­mal vom Stuhl auf­ge­stan­den, kann er sich nicht mehr setz­ten. „Wie muss ich es anstel­len, um nicht schwach zu erschei­nen? Jetzt, wo ich schon ein­mal stehe?“

Noch ein­mal spielt er seine Fähig­keit aus, andere zu mani­pu­lie­ren: „Tanz, du Schwein!“ Und Lucky tanzt. Ist das den bei­den, Gogo und Didi, noch nicht genug? Pozzo lässt ihn denken.

„Luh­mann. Mc Luhan. Ten­nis­platz! Luh­mann!! Plätze!!! Lulu­lu­lulu– Ten­nis­plätze– Mannnnn!!!“ Die Situa­tion gerät außer Kontrolle.

Gogo und Didi stür­zen sich auf den laut Den­ken­den, brin­gen ihn zu Fall und die Zügel in ihre Hand. Ver­schreckt zie­hen Pozzo und Lucky wei­ter. „Adieu!“

Da wären sie nun wie­der, Didi und Gogo, eigent­lich Wla­di­mir und Estra­gon.
Die nun wie­der die Zeit tot­schla­gen müssen.

Und Godot?

Der lässt auf sich warten.

Das Erschei­nen einer mario­net­ten­haf­ten Figur lässt Hoff­nung auf­kom­men – ist er es? Kann er es sein? Es ist der Bote Godots.

Und sein Herr komme morgen.

Mor­gen also. Was wird mor­gen sein, wird er wirk­lich kom­men? Wenn er kommt, wie sieht er aus, wie ver­hält er sich, um was wurde er von den Bei­den gebeten.

Für ein Stück, in dem nichts pas­siert, pas­siert doch ziem­lich viel. Dem Regisseur Michael Hörner, mit dem re>flex bereits ein Interview führte, gelang zusammen mi seinem Team der Studiobühne eine Inszenierung, die anders ist, gut und amüsant. Wer nun mit Gogo und Didi die Zeit ver­trei­ben möchte und gespannt ist, was hin­ter „Godot“ steckt, hat am 20. und 21. Juli auf der Clubbühne im E– Werk noch ein­mal die Mög­lich­keit, das her­aus zu finden.

Sarah Herbst

2 Gedanken zu „„A play in which nothing happens, twice. “ (Vivian Mercier)

  1. hallo steffi,

    leider können wir keine weitere vorstellung spielen, aber in der nächsten spielzeit gibt es wieder andere tolle stücke der studiobühne. wenn du absurdes theater magst, kann ich dir vor allem „Die Unterrichtsstunde“ von Ionesco Anfang November empfehlen 🙂 schau dich einfach mal auf der HP um 🙂
    Fotos zur Inszenierung von Warten auf Godot kommen in nächster Zeit auch nach.
    lg,
    elena

  2. Das klingt wenigstens unterhaltsamer als die Vorlesungen, in denen ich immer auf das Ende warte..
    Vielleicht sollte ichs einfach mal lesen, die Vorstellung habe ich leider verpasst! Oder gibts eine Zugabe?:)

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