iRonic – i smile: Schule des Lächelns im Kunstpalais

Die Ironie beginnt schon über dem Eingang. Andy Warhol hat jedem von uns eine Viertelstunde Ruhm gegönnt, aber was die Nachhaltigkeit betrifft, macht uns Patrick Mimran keine Illusionen: ‚An keinen von uns wird man sich im nächsten Jahrhundert erinnern‘ hängt sinngemäß in großen Lettern im Foyer des Kunstpalais.

Kunstpalais 02. Juli - 04- September 2011

Am Freitag hat die Ausstellung „iRonic: Die feinsinnige Ironie der Kunst“ eröffnet. Ironie setzt eine gewisse Intelligenz voraus damit sie zunächst entstehen kann und auch verstanden wird, so Dr. Dieter Rossmeissl, Leiter des Erlanger Kulturreferats in seiner Begrüßung. Wer sich der Ironie bedient, möchte verstanden werden, aber nicht unbedingt von allen. In der Kunst sei Facettenreichtum größer und weiter als in der Sprache allein. Viele Arten von Ironie von Jean Paul bis Jean-Paul Sartre und Herbert Achternbusch („Du hast keine Chance, aber nutze sie“) stellte Dr. Claudia Emmert, Leiterin des Kunstpalais, in einem Überblick durch die Literaturgeschichte vor, und kam zurück zu einer Definition von Friedrich Schlegel: Ironie sei „nichts anderes als das Erstaunen des denkenden Geistes über sich selber, was sich oft in ein leises Lächeln auflöst.“ Betrachtet man die Postmoderne als Blütezeit der Ironie, wäre heute in der Nach-Post-Moderne Ironie weitgehend verbannt. Damit sie funktioniert, brauche Ironie einen Kontext, auf den sie sich bezieht. In einer ausdifferenzierten Gesellschaft werden die Kontexte immer dünner, die Meinungsäußerung „Das gefällt mir!“ folgt einem neuen Code. Im Unterschied zu den 70er Jahren wird der neu belebte Anti-Atomkraft-Button heute ironisch abgewandelt. Dr. Emmert fragte, ob die Kunstwerke von Beuys ironisch waren, während uns das Lächeln der Mona Lisa weiterhin alles oder nichts verrät. Dann begrüßte sie die anwesenden Künstler Shannon Boole, Claude Wall und Brigitte Kowanz.

In iRonic spielen zwölf Künstler aus neun Ländern mit den Erwartungen der Besucher, die mitzubringen sind. Die ca. 90 Gäste konnten sich anschließend beim Rundgang und zwei Führungen überzeugen: Wie man die Objekte anlächelt, so lächeln sie zurück. Pin-up Stilleben No. 1 im Stil der Klassischen Moderne hat Anton Henning zwei Bildnisse von Künstler und Modell an die Seite gestellt, die auf Stahlrohrsesseln wie von Dali hingegossen scheinen, oder wie Formwandler im Star Trek. Mit Kronleuchter und Stuckdecke hat Henning seine Installation dem Stil des Hauses angeglichen.

Thorsten Brinkmann, Reginald von Eckhelm

Thorsten Brinkmann, Reginald von Eckhelm, 2010

Auch Thorsten Brinkmann überzeichnet das Konzept des White Cube und hat mit Reminiszenzen an Renaissancemalerei, Vergänglichkeit und eigenwilligen Tapeten einen Raum mit eigener Atmosphäre geschaffen. Dies ist kein Portrait, dies ist kein Unterleib – ich habe keine Ahnung, aber mir gefällt’s. Dem Spiel mit Zitaten ist auch Snapshot von Peter Land verpflichtet, die hyperrealistische Figur eines Mädchens, die als Wasserspeier an Edgar Degas, Bruce Naumann und den Brüsseler Knaben Manneken Pis erinnert. Bei der von Ahmet Öğüt als Diaserie inszenierten Guerilla-Aktion der Verwandlung zweier Pkw in ein Polizeiauto und ein Taxi werden die Zuschauer zu Komplizen. Eine positive Konnotation, damit sie von möglichst vielen Menschen verstanden wird, muss heute unmissverständlich klar sein. Der geradlinige Slogan YES WE CAN, der Barack Obama ins Weiße Haus gebracht hat, entfaltet seine Ironie erst seitdem sich alle damit verbundenen Erlösungsfantasien aufgelöst haben. Im Untergeschoss hat die Lichtkünstlerin Brigitte Kowanz die drei einprägsamen Worte in einem sonst leeren Raum in eine Zahlenkombination verwandelt. Das Ergebnis wirkt, weiß leuchtend auf einer schwarzen Tafel, wie eine Zauberformel in der Zeit des digitalen Denkens.

Der Globus Erlangen von Claude Wall enthält die Stadtteile von Erlangen und die Partnerstädte auf je einer Insel und sonst nur Wasser: Weltoffenheit und gleichzeitig eine selektive Weltsicht in Zeiten der Globalisierung. Daneben hat Wall japanische Holzschnitte in einen neuen Kontex eingebettet und animiert die Besucher, mehr zu sehen. Alltagsszenen sind in neuen Perspektiven zueinander gesetzt, wer das Bild aufklappt, kann entdecken was sich früher unter dem Ladentisch bzw. unterhalb der Gürtellinie abgespielt hat.

Um die Kunstwerke zu identifizieren und den Künstlern zuzuordnen, empfiehlt es sich das Begleitheft mitzunehmen. Das 18-seitige Begleitprogramm mit vielen Mitmach-Aktionen und Führungen in französischer und spanischer Sprache verspricht einen humorvollen Sommer.
Die Ausstellung iRonic dauert bis zum 4. September 2011 und ist geöffnet Dienstag-Sonntag 10:00-18:00 / Mittwoch 10:00-20:00.

Thomas Werner

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