„You want a meal? No, Emil!“

figurentheaterfestival.de | Foto: Svenja Hanusch


Das virtuose Figurentheater des Australiers Neville Tranter war am Sonntag, 15.05 zu Gast im Theater in der Garage. Seine Übertragung der Geschichte des Kasperls auf ein aktuelles Thema, welches in den Nachrichten täglich vertreten ist, bot mitunter viel schwarzen Humor auf.
Das Programm kam mit vergleichsweise sehr einfacher Bühnendekoration aus, denn außer den zwei Garderobenständern links und rechts, wo die Puppen hingen und einer in Tarnfarben gehaltenen Wand, wo nur eine Person hinter passte, war die Bühne leer geblieben. Trotzdem schaffte es Neville Tranter, eine Show aufzuziehen, die das Publikum in seinen Bann zog. Gespickt mit vielen unterschiedlichen Figuren sowie den dazugehörigen Stimmen kreierte er eine große Palette, die die Lachmuskeln beanspruchte. Selbst das vermeintliche Hindernis der englischen Sprache spielte keine Rolle, denn die Witze waren so gewählt, dass sie jeder verstehen konnte.
Dabei zielte die Geschichte auf ein ernstes Thema ab, welches Tranter mit teils poetischem teils radikalem Humor auflockerte. Es handelt von einer Reise des Puppenspielers Nigel, der in Afghanistan die Truppen unterhalten soll. Leider dreht ein Kamel während einer Sightseeing-Tour durch und verschleppt seinen Assistenten Emil in die Berge. Auf der Suche nach Emil begegnet Nigel allerlei schrägen Typen. Unter anderem muss er sich mit einem Krokodil herumschlagen, welches Leichensäcke verkauft oder einen unzurechnungsfähigen UN-Soldaten abwimmeln, der ihn als Terroristen verdächtigt und mit dem Maschinengewehr im Anschlag ins Jenseits befördern will. Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, trifft er am Ende auf Punch Bin Laden und dessen Ehefrau Judy, die seinen Assistenten gesichtet haben wollen, Nigel jedoch nicht gehen lassen, sondern ihm ein traumatisches Erlebnis bereiten. Dieses schildert er dann einem aufdringlichen BBC-Reporter, der Nigel als „Hero“ betitelt und seine Story verkaufen will.
Durch die Wahl der Figuren und deren Lebendigkeit führt Neville Tranter das Publikum in eine erlebnisreiche Welt, die trotz sarkastischer Witze nie ihren ernsthaften Charakter verliert. Wer also die Gelegenheit bekommt, die Show zu sehen, sollte sich das nicht entgehen lassen.

Adrian Baumeister

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