Was der Frühling alles mit sich bringt: Auf dem Hugenottenplatz, vor der steinernen Kugel, die mangels Wasser gravitätisch in sich ruht, stehen in der ersten warmen Frühlingssonne seit dem 1. April drei Treibhäuser, die der Größe nach geeignet wären, um Bohnen oder Tomaten zu ziehen, aber dazu bleiben sie nicht lange genug dort: Bis zum 17. April dauert das Projekt „Die auratische Stadt“ innerhalb des „made in„-Festivals der beiden Künstler Johannes Volkmann aus Nürnberg und Jörg Amonat aus Berlin. Die Treibhäuser, bekommt der neugierige Besucher zur Auskunft, bewahren Pappschachteln auf, Schachteln welche die Passanten mit Ideen füllen können. Ideen, die in der Luft liegen, in der Stadt, dort, wo sie eine Aura hat.
„Individuelle Orte und Lebensweisen“, die einem auffallen und die man würdigen möchte. Dann kann man die gefundene Aura nach Belieben in die Schachtel tun und sie den Künstlern anvertrauen. Nach und nach mit der Aura von Erlangen gefüllt, werden die Schachteln ins Rathaus gebracht und ihr individueller, auratischer Inhalt wird dort ausgestellt. Später wird die Sammlung als alternativer Stadtplan veröffentlicht werden.
Johannes Volkmann in grüner Hose und Sonnenhut wirkt etwas wie ein Stadtgärtner in der Mittagspause. Einer Passantin fällt auf, wie gleichgültig viele Leute aneinander vorbei gehen und wie viele Reglementierungen, geschriebene und nicht geschriebene es gibt, und dann fällt das faszinierende Wort ‚Anarchie’. Man stelle sich den öffentlichen Raum plötzlich anders vor, als er am Freitagmittag ist. Etwas tun, das nicht konform ist? Warum darf man auf der Straße nicht einfach tun was man will? „Die auratische Stadt“ ist kein Stand, an dem sonst an diesem Ort Unterschriften für eine fertige Meinung gesammelt werden, auch kein Geld, sondern die Glashäuser bieten Spielraum für die Besucher, etwas in Raum und Zeit in Erlangen zu entdecken und es mitzuteilen. Das Publikum war noch etwas zögerlich, aber das muss in Erlangen nichts Schlimmes bedeuten. Der Stein ist zum Werfen zu schwer.
Thomas Werner
Eine tolle Idee!
Schade, dass bisher noch relativ wenig Schachtel mit Ideen gefüllt und abgegeben wurden.
Vielleicht fehlen den Erlangern die guten Ideen?