Am 9. April geht ein neues Kulturnetzwerk für die Metropolregion Nürnberg-Fürth-Erlangen-Schwabach online, unterstützt von den lokalen Kulturreferaten und mit dem Ziel das größte in ganz Deutschland zu werden. Mehrwertzone heißt das Projekt und möchte Portal, Community, Jobbörse und Veranstaltungskalender zugleich sein. Ein Großbauprojekt, das neue Räume eröffnet – und nicht nur virtuell.
Die Kultur- und Kreativwirtschaft erwirtschaftete 2006 bundesweit mit 61 Mrd. Euro mehr Geld als die chemische Industrie. Sie liegt damit knapp hinter den Marktführern, der Automobil- und der Telekommunikationsbranche. In Sachen Beschäftigung werden die Kulturschaffenden sogar nur von den Maschinenbauern überflügelt. Erstaunlich ist dabei, dass nicht etwa nur Berlin, Hamburg und die Kulturmetropolregion 2010 boomende Zentren der Kreativwirtschaft sind: Süddeutschland ist ebenfalls ganz vorne mit dabei – und zwar flächendeckend. Das bedeutet natürlich eine erstklassige Infrastruktur und zahllose Anknüpfungspunkte für alle Interessierten. Aber die zu finden – zumal die richtigen – ist damit noch lange nicht einfach, denn die Branche ist äußerst kleinteilig.
Was in Franken bisher noch gefehlt hat, war ein Netzwerk wie Creative City Berlin oder Kreative Klasse Ruhr. Genau diese Marktlücke möchte ab dem 1. April Mehrwertzone füllen und will sogar die Funktionen der beiden Vorbilder kombinieren. Statt entweder Netzwerk für Kulturschaffende oder für Kulturinteressierte zu sein, bietet die Mehrwertzone benutzerspezifische Zugänge. Je nach Interesse kann man einfach den Veranstaltungskalender besuchen, sich mit anderen zu einem Flash Mob verabreden, die eigenen Werke präsentieren oder Jobs und Praktika in der regionalen Kulturszene suchen. Natürlich werden dadurch bestehende Netze, wie die Zentrifuge nicht ersetzt: Mehrwertzone bündelt das Potential, und stellt einen zentralen Ort zur Verfügung, einen Meilenstein, von dem aus die lokale Kulturszene vermessen werden kann.
Was sich so einfach beschreiben lässt, erfordert in der Tat enorme Anstrengungen: Rainer Hertwig, Redakteur dieses gigantischen Vorhabens, hat bereits mit dem Fundament großartige Arbeit geleistet. Immerhin steht ab dem Start der Seite am 9. April der umfassendste Veranstaltungskalender für die Region online. Und auch wenn längst nicht alle Datenbanken befüllt, noch nicht alle Blogs im Blog-Spiegel aufgenommen und die Community noch im Aufbau ist: man beginnt langsam die Ausmaße des Projekts zu erahnen, dass schon seit ein paar Wochen eifrig jeden Fortschritt Twittert und auf Facebook gemocht werden will.
Besonders wichtig ist Rainer Hertwig dabei das Potential der Seite, junge Talente und die Kulturszene insgesamt zu fördern. Als Dozent am Institut für Theater und Medienwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, sieht er auch großes Potential in der verstärkten Zusammenarbeit der Hochschulen vor Ort: Noch gibt es wenige Berührungspunkte zwischen Kunstakademie, Universität, Musik- und Fachhochschule. Mehrwertzone kann für mehr Transparenz sorgen und die Interaktion unter Kreativen aller Fakultäten ankurbeln.
Gleichzeitig verbessert das Portal die Stellung der Jungen Kreativen, denn langfristig wird Mehrwertzone sichtbar machen, welches wirtschaftliche und gesellschaftliche Potential in der Kultur- und Kreativbranche steckt, sie wird Interessen bündeln können und so auch dazu beitragen, den Stellenwert dieses Wirtschaftszweiges neu zu definieren.