Die Macht der Autoren

Die Digitalisierung wirkt zunehmend auf den Literaturbetrieb ein. So ist es keine Überraschung, dass es im Programm des 30. Erlanger Poetenfestes 2010 eine Diskussion zum Thema „eBooks und Co.“ gab. Im Wesentlichen sprachen die Diskussionsteilnehmer Markus Albers und Peter Glaser, moderiert von Florian Felix Weyh, über die digitalen Techniken und wie diese die altehrwürdige Rollenverteilung von Autor und Verlag unterlaufen können. Beide sind prominente und erfahrene Publizisten, die am Samstagmittag, dem zweiten Tag des Poetenfests, anekdotisch-unterhaltend von ihren Erfahrungen erzählten.

Beide stellten fest, dass sich durch die Ausweitung der digitalen Möglichkeiten die Machtpositionen innerhalb des Literaturbetriebs und der Buchbranche insgesamt verschieben würden. Das klassische Modell – Autor schreibt, Verlag publiziert, Autor kriegt einen kleinen Anteil, Verlag den Rest – kann nunmehr umgangen werden. Das hieße im Klartext, dass der Verlag als Vermittlungsinstanz zwischen Autor und Leser/Käufer wegfiele.

Markus Albers ist diesen Weg gegangen und gilt als Pionier für die Personalunion von Autor und Verleger. Er veröffentlichte sein Buch „Meconomy“ als eBook. Er übernahm das Risiko und die Kosten für Lektorat, Vertrieb und Marketing selbst. Beim Vertrieb unterstützte ihn die Berliner Firma „textunes“ und wegen der Werbung fragte Albers bei Sony an, die auch prompt zusagten. Sony machte dadurch Werbung für seinen eigenen neu entwickelten eReader.

Für Albers war das eine Art „öffentliches Experiment“. Er schweigt sich auch nicht über Zahlen aus und seine Quälereien mit dem Campus-Verlag, der ein Sachbuch von ihm immer wieder hinaus schob. Albers’ Fazit: Die Unabhängigkeit vom Verlag zahlt sich aus. Die Kosten sind schneller gedeckt, der Gewinn ist höher, die Kontrolle größer.

So steht im weiteren Verlauf die Frage, wie die zukünftige Rolle von Verlagen aussehen könnte. Denn Markus Albers werden sicher andere Autoren folgen. Und Firmen wie Amazon schicken sich an, Vertrieb und Marketing, also klassische Verlagsaufgaben, auch zu übernehmen. Peter Glaser sieht Verlage im Zeichen eines Bedeutungswandels, aber nicht eines Bedeutungsverlusts. Verlage sollten, so Glaser, aus der gegenwärtigen und ansteigenden Bücherflut das Beste herausfiltern. Glaser selbst schreibt seinen Blog „Glaserei“ und beschäftigt sich selbst mit fremden Blogs aus aller Welt. Täglich filtert er stundenlang von bis zu 100 verschiedenen Blogs diejenigen heraus, die seiner Beurteilung nach lesenswert sind.

Begleitend zur Diskussion las Markus Hoffmann kürzere Aufsätze vor, darunter auch Blogbeiträge von Peter Glaser, der sich schon lange mit dem Thema eBook beschäftigt, mit einem zwinkernden Auge. Bereichernd findet Glaser die Idee, eine ganze Bibliothek auf einem handlichen Gerät speichern zu können, gleichzeitig tadelt er aber die schwerfällige Hardware, die dem Genuss des Lesens abträglich sei.

Julia Heiserholt

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