Raum als Objekt künstlerischer Reflexionen

In der laufenden Ausstellung „guerre en forme“ im Erlanger Kunstpalais thematisieren die Künstler Dellbrügge und de Moll zum einen den öffentlichen Raum und seine Nutzung, und zum anderen die Sprache als Macht- und Handlungsinstrument. Diesem Konzept folgt auch die räumliche Anordnung der Projektpräsentationen im Kunstpalais: im oberen Geschoss befinden sich Kunstobjekte, darunter Fotografien, Modelle, Video- und Toninszenierungen, die Theorien, Fragen und Probleme des öffentlichen Raums und seiner sozialen Funktion und Nutzung veranschaulichen. Im Untergeschoss bringen Videoinstallationen zum Ausdruck, wie die menschliche Sprache als Kommunikationsmittel Raum definiert.

Wie schon die Vernissage einige Wochen zuvor war die im Rahmen des Poetenfests stattfindende Veranstaltung „Public Moment“ am Freitag, den 26. August ein Erlebnis, bei dem die Besucher Teil eines Experiments wurden. Im Mittelpunkt stand die Vorstellung des Ausstellungskataloges, aus dem die Künstlerin Christiane Dellbrügge eine Passage vorlas. Zuvor hatten mehrere Besucher Textkarten in die Hand gedrückt bekommen, die sie schließlich in alphabetischer Reihenfolge vorlesen sollten. Es handelte sich um hochtheoretische Argumente über Nutzung und Funktion von Raum. So wurde eine öffentliche Diskussion konstruiert, wie sie im realen Leben wohl niemals stattfinden könnte. Zu viel Theorie, zu viel Wissenschaft und zu viel Abstraktion für Laien, die einfach nur an Kunst und Kultur interessiert sind. Anspruchsvoll genug mag es schon allein für viele gewesen sein, den theoretischen Ausführungen der Künstler zu folgen, die sich auf die Argumente und Thesen postmoderner Denker wie Lyotard beziehen.

Abschließend gab es, wie auch schon zur Eröffnung, ein Spiel. Das Publikum sollte auf die Raumstruktur aktiv einwirken, indem sie die Sitzordnung veränderten. So saßen wir schließlich alle planmäßig verteilt auf dem schachbrettartigen Erlanger Grundriss der Neustadt aus dem 17. Jahrhundert.

Die Ausstellung richtet sich natürlich nicht ausschließlich an Raumsoziologen und die gebildete Elite. Die Künstler heben deutlich hervor, dass die Auseinandersetzung um den öffentlichen Raum ein Anliegen aller ist, da er gemeinsam genutzt wird.
Die einzelnen, ausgestellten Projekte entstanden auf der Basis komplexer, theoretischer Überlegungen, die im Begleitheft knapp erklärt werden. Gott sei Dank, denn ohne Hintergrundwissen sind die Installationen unmöglich zu verstehen.

Julia Heiserholt

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